27. Jan. 2015 Lesezeit: 2 Min.

Zoë Keating und das Streaming-Problem, wenn Shop und Plattensammlung synonym sind

Zoë Keating über die Bedingungen für YouTubes neuen Streamingdienst:

This new music service agreement covers my Content ID account and it includes mandatory participation in Youtube’s new subscription streaming service, called Music Key, along with all that participation entails. Here are some of the terms I have problems with:

All of my catalog must be included in both the free and premium music service. Even if I don’t deliver all my music, because I’m a music partner, anything that a 3rd party uploads with my info in the description will be automatically included in the music service too.

All songs will be set to “montetize”, meaning there will be ads on them.

I will be required to release new music on Youtube at the same time I release it anywhere else. So no more releasing to my core fans first on Bandcamp and then on iTunes.

All my catalog must be uploaded at high resolution, according to Google’s standard which is currently 320 kbps.

The contract lasts for 5 years.

I can’t think of another streaming service that makes such demands. And if I don’t sign? My Youtube channel will be blocked and I will no longer be able to monetize (how I hate that word) 3rd party videos through Content ID.

Der unabhängige Analyste Ben Thompson empfiehlt Keating, Youtube den Rücken zu kehren:

In fact, while Keating may be a radical, I think she’s also entirely rational: I’m increasingly of the opinion that all-you-can-eat subscription services like YouTube Music Key or Spotify are a downright bad idea for niche artists.

Das Problem für Keating und andere Musiker, und der Teil des Ganzen, den Thompson übersieht:

Streamingdienste sind nicht nur Shop, sondern auch Plattensammlung. Sie liefern nicht nur den Zugang zur Musik, sondern sind auch die Basis, auf der die Musik organisiert wird:

With on demand streaming services the shop (you get access, you pay per flatrate) is simultaneously your record collection (‘saved’ music, playlists etc.).

This means for musicians being on a streaming service or not has more implications then just deciding where and how to charge. It directly affects where and how your music can be listened to.

Dieser Umstand führt direkt zu Ökosystemen mit Netzwerkeffekten. Sprich Lock-In und Machtgefälle.

Lesenswert in diesem Zusammenhang wie immer auch wieder Leonhard Dobusch auf netzpolitik.org:

Und während die Androhung einer Sperre des YouTube-Kanals von einem YouTube-Sprecher gegenüber Billboard dementiert wird, bestätigt derselbe Bericht die Verknüpfung von Content ID und dem neuen Musik-Streamingdienst “Music Key”. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass dessen kostenpflichtiges Angebot auch über sämtliche kostenlosen Inhalte auf YouTube verfügt. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass Content-ID und Streaming auf Einzelfallbasis verhandelt und abgeschlossen werden. Billboard zitiert in diesem Zusammenhang den Vertreter eines Indie-Labels, der von einem “langen und unangenehmen” Verhandlungsprozess mit YouTube berichtet.

Und seine Einschätzung:

(..)nur eine winzig kleine Minderheit an Kreativen samt deren Verlagen verfügen über die Position, mit großen Plattformen wie YouTube, Amazon, Apple in Verhandlungen zu treten – von Augenhöhe ganz zu schweigen. Taylor Swift und ihr Major Label können es sich leisten – aus welchen Gründen auch immer – ihre Musik bei Spotify sperren zu lassen und bei YouTube Sonderkonditionen auszuhandeln (außerhalb Deutschlands sind ihre Werke dort nämlich verfügbar). Die große Mehrzahl an Kunstschaffenden und Labels kann das nicht. Gleichzeitig ist der Verhandlungsaufwand wegen der Vielzahl an Rechten und Rechtinhabern so groß, dass er sich nur für große Plattformen lohnt.
Im Ergebnis führt diese Situation zu intransparenten Vertragskonstruktionen, von denen die großen Plattformbetreiber und die großen Superstars profitieren. Die große Mehrheit der Kunstschaffenden steht jedoch schlechter da als im Falle von kollektiver Rechtewahrnehmung durch Verwertungsgesellschaften wie GEMA und GVL.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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