Nachtrag zu vorgestern: Netzpolitik.org hat noch etwas zu Spock und dem Datenschutz geschrieben.
Dort verlinkt man auch einen Artikel in der taz, in dem so Grandioses festgestellt wird, wie etwa:
Wem die eigene Privatsphäre wichtig ist, sollte in Zukunft etwas genauer überlegen, welche Informationen er über sich ins Netz stellt – beziehungsweise welche er öffentlich zugänglich macht.
Ach nee. Und das war vorher nicht so. Man musste vorher nicht darauf achten, was Google zum eigenen Namen beispielsweise auf den ersten Seiten ausspuckt -oder auch auf den hinteren Reihen, wenn man hartnäckige Schnüffler fürchtet? Oder im Studivz-Profil unter Interessen besser nicht ‚Saufen bis der Notarzt kommt‘ schreiben, weil die fitteren Personalchefs solche Stellen ansurfen?
Öffentlichkeit ist Öffentlichkeit.
Jeder muss sich klarmachen, wie viel über ihn bereits im Internet steht. Wir bündeln diese Informationen nur.
wird Spock-Mitgründer Jaideep Singh nochmal in der taz zitiert. Die möglicherweise falschen Informationen, die von anderen Personen über Einen ins Netz gestellt werden, existieren im Zweifelsfall auch ohne Spock. Und sind mittels Google, Yahoo und Technorati auch auffindbar.
Spock macht das Auffinden von personenbezogenen Informationen ‚lediglich‘ auch und besonders für weniger medienkompetente Menschen (wie etwa deutsche Journalisten*) einfacher.
Ich sage nicht dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Schließlich deckt die Bündelung der Informationen, wie sie Spock durchführt bzw. versucht durchzuführen, durchaus Probleme auf. Diese Probleme (wie etwa eine fehlende Gewichtung von Daten entlang der Zeitachse) existierten aber auch schon vor Spock. Punkt. Deshalb geht mir diese Hysterie rund um Spock tierisch auf die Nüsse.
Abschließend verweise ich nochmal auf den Zwarwald, der grandios nachlegt und Spock mit einem Eintopf aus Internetdaten vergleicht.
—
*scnr
[tags]Spock[/tags]
Peter Bihr says
Marcel, danke für Dein Feedback auf den Artikel.
In einigen Punkten gebe ich Dir Recht: So braucht man um Spock mit Sicherheit keine Hysterie zu entfachen und auch die Zeitachse-Problematik löst Spock nicht.
Aber bei der Art, wie Spock Daten aggregiert, sehe ich doch einen wichtigen Unterschied zu einer einfachen Google-Suche nach einem Namen. Wenn jemand mit einem weit verbreiteten Namen per Google gesucht wird, so tauchen jede Menge Informationen auf. Nur sehr, sehr ambitionierte Personalchefs werden bei einem Michael Müller alle Querverweise überprüfen. Und genau hier greift die Besonderheit von Spock: Es sammelt nicht nur die Informationen zu einem bestimmten Namen, sondern zu einer Person. (In der Theorie zumindest.) Ob die so gefundenen Informationen tatsächlich der Wahrheit entsprechen oder nicht, ist zunächst gar nicht entscheidend. Sie werden auf jeden Fall zunächst mit der Person in Verbindung gebracht – das würde in dieser Form bei einer einfachen Google-Suche in der Regel nicht geschehen.
Ein Hinweis darauf, wie man die eigene Privatsphäre schützen kann, den würde ich allerdings auch in Zukunft nur ungern aus einem solchen Artikel raus lassen. (Die Ausnahme wäre, wenn der Artikel in einem Fachblatt erscheinen würde.) So ein Hinweis tut nicht weh und gehört meiner Ansicht nach in jeden Artikel, der sich mit dem Thema beschäftigt.
Oder übersehe ich etwas Wichtiges?
Marcel Weiß says
Also zunächst halte ich das Argument, dass man als Michael Müller in der Googlewelt relativ sicher ist, für völlig irrelevant. Zum Einen ist die Frage inwiefern das überhaupt auf eine signifkante Zahl an Menschen zutrifft (etwa verfeinerte Suche mittels geografischer oder hobby- oder branchenspezifischer Eingrenzung kann das zunichte machen), zum Anderen ist das für die Diskussion völlig egal. Denn dieser vermeintliche ‚Schutz‘ trifft eben nicht auf Menschen mit ausgefalleneren Namen zu. Und dieser Schutz, diese Annahme man könne etwas im Netz veröffentlichen und darauf ‚hoffen‘, dass es nicht von den ‚Falschen‘ gefunden wird. Sorry, aber das ist ein naiver Irrtum von Techniknovizen. Wie ich oben im Artikel schrieb: Öffentlichkeit ist Öffentlichkeit. Punkt, Aus, Basta. :)
Mit Spock ist es außerdem am Ende wie mit Blogs, Zeitungen oder der Wikipedia: Was dort steht kann stimmen, muss aber nicht. Wenn das im Bewusstsein der Nutzer ankommt, relativiert sich das dann auch wieder. Es stellt sich doch auch niemand hin und ruft „und der Datenschutz?“ wenn falsche Infos zu mir in der Googlesuche auftauchen.
Es gibt da zwar einen qualitativen Unterschied aufgrund der impizierten Qualität seitens Spock, aber dieser Unterschied wurde meines Erachtens besonders in den Printartikeln viel zu hoch eingeschätzt (vielleicht aufgrund von technischer Unwissenheit, wie ich es bei der SZ vermute).
Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass die Tatsache, dass Spock in erster Linie erstmal nur als Aggregator arbeitet, der die Daten ’schlicht‘ etwas anders auswertet als etwa Google, aufgrund der Sensationsminderung kaum kommuniziert wird.
Dein Artikel in der taz war da schon noch einer der besseren , aber trotzdem in meinen Augen etwas zu sehr in eine Richtung eingefärbt. Außerdem implizierte das Zitat mit der Privatsphäre, dass man da vorher nicht so sehr aufpassen musste. Was schlicht falsch ist. Frag dazu mal Dariani.
Freue mich aber sehr, dass Du Dich hier zu Wort meldest. :)
Btw. Übrigens würde ich sogar fast soweit gehen, dass etwas wie Spock dafür sorgt, dass die Leute etwas vorsichtiger werden was das Veröffentlichen im Netz angeht. Denn es legt offen und zeigt ihnen, was sowieso schon da ist und was damit geht. Stichwort: Sensibilisierung.
bottom line: halb so wild
Peter Bihr says
Ha, da muss ich mich nochmal zurückmelden ;)
Dass man als Michael Müller sicher ist (oder auch nur sicherer) wollte ich keineswegs andeuten. Aber zumindest gibt es ein höheres Level an Störgeräusch, sozusagen, während die Informationen bei Spock von vorneherein vorgefiltert sind. Was Spock zudem ja noch unterscheidet von Google ist, dass man Personenprofile wie in einem Wiki verändern kann – ob falsch oder richtig spielt dabei ja zunächst keine Rolle – es ist schon eine andere Qualität von Information, wenn sowohl (relativ) umfassend Informationen aggregiert werden und dann noch zusätzlich von Benutzern Infos ergänzt werden.
Aber klar, zu hoffen, niemand findet die Infos im Netz ist natürlich zu kurz gedacht und auch schlichtweg verantwortungslos. Genau deshalb packt ja praktisch jeder Journalist einen entsprechenden Hinweis in den Artikel, dass man selbst aufpassen muss: Zur Sensibilisierung. Vielleicht tut Spock uns damit ja einen Gefallen ;-)
Danke für’s Feedback!
Marcel Weiß says
Ja, das stimmt. wie sich der wikiartige Zusatz und das Voten auf Spock besonders bei sonst unbekannten Personen entwickeln werden, dürfte interessant sein zu beobachten.