7. Okt. 2010 Lesezeit: 4 Min.

Killerfeature: Die neuen Facebook-Gruppen

Die zweite große Neuerung bei Facebook ist eine neue Gruppenfunktion, die das Potential hat, zum wichtigsten Feature von Facebook direkt hinter dem Newsfeed zu werden. Neue Gruppen kann man hier anlegen.

Seit Jahren kann man Personen in Facebook einzelnen Listen zuordnen, mit denen man leider nicht viel anstellen kann. Die neuen Gruppen ergänzen die Listen und bringen eine vollkommen neue Funktionalität zu Facebook, die viele wie mich sofort an Google Wave erinnerte, weil es eine ausgefuchste Gruppenfunktion ist:

First of all, you can't just arbitrarily join a group--another member has to invite you. Membership is limited to 250 people at this point. New features include collaborative documents, photo and video sharing, and the ability to invite all members of a group to an event. There's also live group chat, something that raises the uneasy specter of Google Wave, a product that also aimed to revolutionize intimate group communication and collaboration but ultimately was a complete flop. Groups can have e-mail addresses assigned to them too, which Facebook says can only be e-mailed by e-mail addresses that match up to Facebook accounts that are in the group.

Sowohl die von Usern angelegten Freundeslisten als auch die alten Gruppen werden wohl neben den neuen Gruppen separat weiterbestehen.

Hier und hier findet man einige Screenshots zur Erstellung und Nutzung der neuen Gruppen.

Das Erstellen der neuen Gruppen ist an das Taggen von Freunden in Fotos angelehnt. Die Gruppen bringen all die Unterscheidungsfunktionen mit, die man sich lang für die Listen gewünscht hat und sehr viel mehr:

Users can create a Group, add friends, send them email updates, group chat with all group members simultaneously, or collaboratively edit documents. Each Group represents a space amongst a set of friends. Groups are built into the news feed composer as optional distribution parameters. They’re part of the Open Graph, so users can go to any website and have all the activity of their friends broken down by Groups, and will also be accessible through m.facebook.com.

Die neuen Gruppen richten sich an Personenkreise von bis zu 250 Mitgliedern: Familien, kleine Unternehmen, Skat-Clubs, der lokale Kegelverein.

Das Interessante an den neuen Gruppen ist auch, dass Facebook immer den Plattform-Ansatz wählt (siehe etwa ortsbasierte Dienste). Die Groups Open Graph API ist Read/Write und erlaubt Entwicklern etwa Clients speziell für Gruppen-Einsatzzwecke zu schreiben. Darin steckt enormes Innovationspotential. Das aktuelle Interface von Facebook für Gruppen ist eher suboptimal gemessen am Potential. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Facebook die Zugriffsmöglichkeiten auf Gruppen über die APIs ausweitet und den Entwicklern noch mehr Spielraum gibt.

All Facebook über Groups und den API-Zugriff:

For the time being, Facebook groups are simply another object in the graph that developers can access. Accessing a group object via the Facebook Graph API will return the following values: id, owner, name, description, link, venue, privacy (the visibility of the group), and updated_time. Developers can also access the following group objects: feed, members, and pictures. In addition to reading group data, Facebook developers can also enable users to publish to groups from their applications using the methods defined here.

Die neuen Gruppen haben drei Privatsphäre-Parameter:

  • Open/Offen: Jeder kann den Namen der Gruppe, die Gruppenmitglieder und den Inhalt sehen.
  • Closed/Geschlossen: Jeder kann den Gruppennamen und die Gruppenmitglieder sehen, aber nicht den Inhalt.
  • Secret/Geheim: Nur Gruppenmitglieder haben Zugriff auf Gruppenname, Gruppenmitglieder und Gruppeninhalt.

Die Funktionalität der neuen Gruppen erinnert entfernt an das eingestellte Google Wave, Google Buzz und (das von Facebook 2009 gekaufte) FriendFeed. Alle diese Dienste erlauben mehr oder weniger raffiniertes Gruppieren und Kollaborieren. Tatsächlich erinnern die neuen Gruppen an das Zwischenspiel von Gruppen und persönlichen Newsfeeds auf FriendFeed, das allerdings noch etwas weiter ausgearbeitet war. (Auf FriendFeed kann man Nachrichten direkt in Gruppen und/oder im eigenen Newsfeed und/oder an einzelne Personen posten und somit die Zielgruppen quasi variabel wie bei einer Email einstellen.)

Nutzung der neuen Gruppen wird Facebook-Nutzung verändern

Wie werden die neuen Gruppen Facebook verändern? Einige Statements, die auch meine Sicht widerspiegeln.

Inside Facebook:

Facebook’s Groups feature has the potential to significantly change how we use Facebook. By offering greater control over exactly who users share with, they’re likely to share more, but with less people. The question remains whether users will still share with all of the friends, or predominantly micro-share to certain Groups.

ReadWriteWeb:

the new feature offers an improved signal-to-noise ratio, increased context for communication and a big improvement in user privacy, thanks to respect for the contextual integrity of conversations. The new feature runs some risk of being too complicated, though.

[..]

People will start using Facebook for new things - planning events, for example. It's not just a social network anymore. Now it's also a newsgroup, a planning tool and more.

All Facebook:

If my previous statements weren’t clear enough, Facebook groups are now an integral component of the entire Facebook experience. Between group chat, docs, and an eventual groups developer platform, Facebook is aiming to become a more significant communications and collaboration platform. While I’m not quite sure that companies will jump on board to make Facebook Groups their central collaboration tool given the lack of customer support, there’s no doubt that smaller organizations could find the new groups product to be extremely useful.

Und VentureBeat über Facebook vs. Google:

Google, meanwhile, is working on a social product or products (the details haven’t been announced), which we’ve heard caused Facebook to enter its recent “lockdown” period of intense product development. Zuckerberg didn’t mention the company explicitly, but he probably had Google in mind when he said that if the groups problem could be solved with a product approach or an algorithmic approach, “some other company would have solved it.”

Fazit

Alles in allem haben die neuen Gruppen das Potential zum Killerfeature. Sie geben realen sozialen Gefügen die Möglichkeit, sich auf Facebook zu manifestieren. Die Kommunikationsmöglichkeiten auf Facebook sind damit enorm gestiegen.

Vor allem die Integration in den Open Graph und die APIs geben den neuen Facebook-Gruppen enormes Potential. Wir werden in nächster Zeit sicher einige interessante Ansätze von Drittanbietern sehen, die auf die Gruppendaten aufsetzen werden.

Bei all dem frage ich mich, was Paul Buchheit macht. Buchheit ist einer der wesentlichen Köpfe hinter GMail und FriendFeed gewesen, und arbeitet heute für Facebook. Bis dato hört man gar nichts von ihm. Ich könnte mir vorstellen, dass er an einem neuen internen Messaging-System arbeitet, das Email weiterdenkt und für das die neuen Gruppen quasi der erste Baustein sind. Es bleibt spannend.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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