BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V) und GEMA konnten sich zu Gebühren für Musikdienste einigen. Das dürfte das letzte Puzzleteil für den bevorstehenden Deutschland-Start von Spotify sein.
n-tv.de über die Einigung auf Gebühren, die mir immer noch zu hoch erscheinen:
Der Vertrag regelt die Höhe der Urhebervergütungen, die von den Betreibern von Internet-Musikportalen abgeführt werden müssen. Die Lizenzgebühren betragen pro Musikstück jetzt in der Regel zwischen 6 und 9 Cent netto, Bitkom-Mitgliedsunternehmen erhalten einen Rabatt.
Für Download-Shops erhöht sich außerdem die maximale Länge von Hörproben von 30 auf 90 Sekunden, wie es in den USA üblich ist. Wichtiger allerdings ist Folgendes:
Der neue Vertrag, der rückwirkend zum 1. Januar 2002 gilt, enthält auch eine Lizenzierung von Urheberrechten für Streaming-Angebote, also die Direktübertragung von Musikstücken über das Internet. „Einzelne Dienste, die bisher im Ausland erfolgreich sind, finden jetzt auch in Deutschland ähnliche Lizenzierungsbedingungen vor. Wir gehen deshalb davon aus, dass es künftig noch mehr Musikdienste in Deutschland geben wird, bei denen Nutzer für eine monatliche Pauschalgebühr alle Titel vollständig online hören können“, sagt BITKOM-Vizepräsident Smid.
Man braucht nicht viel Phantasie, um aus dieser Aussage des BITKOM-Vizepräsidenten herauszulesen, dass man zumindest dort überzeugt ist, dass nun mit Spotify der weltweit erfolgreichste On-Demand-Streaming-Dienst nach Deutschland kommen kann und wird.
Bereits seit längerem munkelt man in der Branche, dass Spotify vor seinem Eintritt in den deutschen Markt steht, auch wenn Spotify selbst noch auf der Popkomm einen Deutschland-Start in absehbarer Zeit indirekt von sich wies. Die Hinweise verdichten sich, dass dieser aber nun endlich kommt.
Ich weiß von zwei unabhängigen Quellen, dass ein Deutschland-Start von Spotify kurz bevorsteht. Mir nicht bekannt ist der genaue Zeitpunkt.
Möglich, dass nur noch der Abschluss der Verhandlungen zwischen BITKOM und GEMA, der in Verbindung mit den GEMA-Verhandlungen von Spotify gestanden haben kann, dem entgegenstand und Spotify in den nächsten Tagen bis Wochen in Deutschland startet. (Zumindest in der Öffentlichkeit sahen etwa die Deutschlandchefs von UMG und Sony Music nur die GEMA als letzten Hinderungsgrund für ein deutsches Spotify.)
Unabhängig davon hat Spotify bereits begonnen, Mitarbeiter in Deutschland anzustellen oder für den Berliner Standort zu suchen. In Berlin sitzt etwa Axel Bringéus, laut LinkedIn-Profil seit August 2011 Director International Growth bei Spotify. Für den Berliner Standort sucht Spotify aktuell außerdem nach einem Sales Planner, einem Traffic Manager und einem PR Manager für den DACH-Raum. Zusätzlich sucht Spotify einen Senior Account Manager für die Labelbeziehung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der ebenfalls in Berlin sitzen wird.
Spotify, das letzte Woche erst eine App-Plattform gestartet hat, ist in den letzten Wochen in Österreich und der Schweiz gestartet. Der Dienst hat weltweit mindestens 2,5 Millionen bezahlende Nutzer und über 10 Millionen registrierte Nutzer.
Der deutsche Konkurrent Simfy wird sich diesen Winter warm anziehen müssen.
Simon Hurtz says
Ein großes Aber: Die Einigung gilt nicht für werbefinanzierte Dienste. Spotify könnte also nur mit seinem Premium-Angebot in Deutschland starten. Und nachdem 85 Prozent des Umsatzes über das kostenlose, werbefinanzierte Geschäft gemacht wird, bin ich da eher skeptisch.
Dass Bitkom den Kompromiss erstmal lobt und Hoffnungen weckt, ist ja nicht überraschend. Interessanter wäre ein Statement von Spotify. Darum habe ich mich heute bemüht, aber keine konkrete Antwort bekommen.
Martin Weigert says
Ich hab dazu mit der Gema telefoniert und der Sprecher meinte ausdrücklich zu mir, dass Dienste mit Freemium-Modell von dem Gesamtvertrag umfasst werden. Lediglich für reine Gratisdienste wird weiter verhandelt.
Simon Hurtz says
Ah, das ist interessant. Mir hat der Bitkom-Sprecher am Telefon das genaue Gegenteil erzählt. Also dass Spotify nur mit seinem Premium-Angebot starten dürfe und der Vertrag nicht für das kostenlose, werbefinanzierte Angebot gelte. Aber natürlich habe ich nicht dagegen, wenn „dein“ Sprecher recht hätte.
Martin Weigert says
Ich zitierte den letzten Absatz aus der Bitkom-Mitteilung und fragte ihn, ob deshalb Spotify (z.B.) von dem Vertrag ausgeklammert sei. Seine Antwort lautet faste im Wortlaut: „Mir ist kein On-Demand-Musikdienst bekannt, der ausschliesslich werbefinanziert angeboten wird. Der Vertrag umfasst auch Freemium-Angebote“. Den Begriff „Freemium“ hatte ich dabei auch zuvor gar nicht in den Mund genommen, es war also keine Suggestivfrage ;) Letztlich lese ich den letzten Absatz der Bitkom-Meldung auch genau so. „Rein werbefinanzierte Musikdienste und Musikvideos…“
Simon Hurtz says
Schön. Sehr schön. Danke für die Präzisierung. Vorfreude!
Marcel Weiss says
Danke für die Info!
Peter Hempel says
Hallo, um meine Antwort noch ein wenig zu konkretisieren: ein Anbieter mit Kombimodell kann problemlos sein Abonnement-finanziertes Teilgeschäft auf Basis des BITKOM-GEMA-Vertrages lizenzieren und sich beim werbefinanzierten Angebotsteil auf das Hinterlegungsverfahren bei der Schiedsstelle einlassen, bis der Tarif für werbefinanzierte Dienste veröffentlicht wird.
jensbest says
Nochmal nachgefragt: 6 bis 9 Cent pro Stream oder pro User, der ihn sich egal wie oft anhört oder..oder…
Alexander Thomas says
andere Quellen sagen 0,3 – 0,6 Cent (wobei noch ca. 8% Rabatt möglich sind)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gema-veroeffentlicht-Verguetungstarif-fuer-werbefinanziertes-Musik-Streaming-1398162.html