Ulrich Voß im Handelsblatt über die Bewertung von Facebook angesichts des heutigen Börsengangs:
Eine Verdopplung der Nutzeranzahl bis Ende 2014 (30 Prozent pro Jahr) ist realistisch. Bei den Einnahmen pro Nutzer kann man die Wachstumsrate mit 40 Prozent noch leicht höher ansetzen. Zehn Dollar Einnahmen pro Nutzer sind eine konservative Schätzung, Google liegt schließlich bei 24 Dollar. Beide Wachstumsraten zusammengenommen würden sich die Gesamteinnahmen von Facebook bis Ende 2014 grob verfünffachen, das KGV wäre von 100 auf 20 geschrumpft. Und das wäre für einen unangefochtenen Marktführer wahrlich nicht zu viel, Google liegt heute in einer ähnlichen Größenordnung. [..] Die wirklich großen Erfolgsgeschichten sieht fast niemand, gerade die Wachstumschancen von Plattformen und Ökosystemen werden allgemein unterschätzt.
Tatsächlich lässt sich schwer abschätzen, wie sich Facebook weiter entwickeln wird, weil das Social Network längst in unbekannten Gewässern unterwegs ist. Aber entscheidend erscheint mir, was Ulrich Voß auch schreibt: Noch immer werden Plattformen unterschätzt. Und Facebook ist die Webplattform mit dem mit Abstand größten Wachstumspotential bei allen Kennzahlen. Und das nicht nur, weil Facebook 900 Millionen aktive Nutzer hat. Facebook hat 900 Millionen aktive Nutzer, die es unter anderem als Email-, SMS-, Twitter- und Blogersatz benutzen, und das mehrheitlich mit ihrer bürgerlichen Identität.
Facebook kann von der Werbung weiter weggehen. Sie sind bereits jetzt weniger auf Werbung angewiesen als Google. Warum ist das bei Facebook so? Weil ihre Datenbasis enorm reichhaltig ist und mehr ermöglicht als zum Beispiel Google aktuell offen steht. Sie können – und werden meines Erachtens – in den Mobiltelefonmarkt mit einem eigenen Betriebssystem einsteigen. Bereits dieser Einstieg wird die Aussichten von Facebook wieder enorm ändern. (Warum sie auf diesem Markt erfolgreich sein könnten, dazu gleich mehr.)
Bei Aktien für Unternehmen auf volatilen Märkten kommt man mit harten Kennzahlen nicht sehr weit. (Auch wenn man sie nicht ignorieren sollte.) Natürlich kann alles auch ganz anders kommen: Aber wer es so hinstellt, dass Facebook bei einer 50:50-Chance liegt, weiter zu wachsen oder einzugehen, gibt sich eher Wunschdenken denn Analyse hin.
Zumindest für die nächsten Jahre wird es für Facebook nur eine Richtung geben: nach oben. Denn das Plattform-Fundament, das in den letzten Jahren mit Like-Button und co. gelegt wurde, ist das robusteste, was das Web bis jetzt gesehen hat.
Weitere Ausgaben des Facebook-IPO-Reports:
- Sollte man als aktiver Facebook-Nutzer zählen, wenn man auf einer Website auf Like klickt?
- Facebook Credits machen bereits 15 Prozent von Facebooks Umsätzen aus
- Mark Zuckerberg wird die Kontrolle über Facebook auch nach Börsengang behalten
- Zynga war 2011 für 12 Prozent der Umsätze von Facebook verantwortlich
- Facebooks Geschäft
Siehe auch meine Analyse zu Facebook von 2010:
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