Bezüglich des eben berichteten Netflixvorgehens der Nutzung von Filesharingnetzwerken zur Marktanalyse schreibt Ansgar Warner auf e-book-news.de:
Prinzipiell dürften solche Mechanismen auch im bestseller-gesteuerten Buchmarkt wirken – dort werden wichtige Teile des Umsatzes mit literarischen Blockbustern von „Harry Potter“ bis „50 Shades of Grey“ generiert, deren elektronische Versionen auch längst in der File-Sharing-Szene zirkulieren. Allerdings fehlen bisher noch mit Netflix oder Spotify vergleichbare legale Flatrate-Angebote. Neu angetretene Flatrate-Apps wie Oyster und eReatah locken in den USA zwar mit niedrigen Monatsraten, konnten bisher jedoch nur eine Minderheit der großen Verlage ins Boot zu holen. Noch magerer sieht’s in Deutschland aus – zumal die einzige überhaupt ernstzunehmende Plattform Skoobe nun auch noch die kostenlose Testphase abgeschafft hat. Man hat den Eindruck: viele Verlage wollen ihre Bestseller nicht via Flatrate „verramschen“. Doch damit erreichen sie am Ende nur das Gegenteil.
Der Grundgedanke ist richtig. Man sollte sich aber nicht selbst überholen. Zunächst bräuchte es in der deutschen Buchwelt erst einmal einen Abostreaminganbieter wie Netflix oder Spotify. Skoobes Buchpreisbindungsworkaround „bis zu fünf Bücher gleichzeitig ausleihen“ qualifiziert es nicht als Anwärter. (Was nicht die Schuld von Skoobe ist.) Angesichts der noch immer zögerlichen deutschen Buchverlage was den regulären Verkauf von E-Books angeht (noch immer gibt es nicht alle Neuerscheinungen auch als E-Books zu kaufen, auch nicht alle jüngeren Erscheinungen), sind wir in der Buchbranche ungefähr 3 Schritte von so etwas wie einem Buchnetflix entfernt. Was mindestens ebenso vielen Jahren entsprechen dürfte.
Dass ein ‚richtiger‘, erfolgreicher Aboservice hierzulande aufgrund der Buchpreisbindung schwierig bis unmöglich sein dürfte, sollte man hierbei auch nicht ausblenden.
Ein solcher Dienst, der entgegen aller Wahrscheinlichkeiten1 in Deutschland auf eine signifikante Größe wachsen würde, hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen langwierigen Rechtsstreit darüber, ob hier nun die Buchpreisbindung verletzt wird oder nicht, an der Backe. Das macht es zu einem sehr unattraktiven Segment. (Besonders wenn man den potenziellen Umsatz bedenkt, der unter dem von Musikstreaming und weit unter dem von Videostreaming liegen dürfte.)
Das Einzige, was solche (durchaus sinnvollen) Branchenvergleiche zeigen ist, wie weit der Weg der deutschen Buchbranche noch ist.
- Die Zögerlichkeit der Buchverlage würde sich auf die Lizenzierung ausweiten. Man kann die Reibungen zwischen den Parteien aktuell recht gut im Musiksektor beobachten. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier überhaupt ein kostendeckendes Angebot möglich ist, ist auf Jahre hin eher gering.
Am wahrscheinlichsten ist eine Disruption durch Amazon mit eigenen Inhalten. (Kindle Worlds etc.)↩
[…] Neunetz fragt, ob ein Abomodell wie Spotify oder Netflix auch eine Lösung für die Buchbranche wär… […]