Stefan Niggemeier auf Übermedien über die nächste verbale Eskalation der Presseverlage fürs Leistungsschutzrecht, wo man jetzt findet, dass es um Leben und Tod geht:
Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, dass das nicht nur irgendwie metaphorisch gemeint ist, zeigt der „Tagesspiegel“ in seinem Bericht über den Brief, wie Sammy Ketz tatsächlich in höchster Lebensgefahr schwebt: bei einem Einsatz in der syrischen Stadt Maalula vor fünf Jahren, als er unter Feuer von Scharfschützen der Rebellen geriet. Er kam nur knapp davon.
Dieser Mann hat einen Angriff fundamentalistischer Gotteskrieger überlebt, scheint die Aufmachung zu sagen, aber nun wird er hinterrücks von Parlamentarieren ermordet! Oder auch: Dieser Mann riskiert sein Leben für den Journalismus und ist dann schutzlos den Mördervampiren von Google und Facebook ausgeliefert!
Es ist eine seit Jahren anhaltende Bankrotterklärung der Presseverlage, mit Lügen und Falschaussagen eine extremste Regulierung voranzutreiben, in der Hoffnung das eigene Geschäftsmodell so zu retten.
Das das Presseleistungsschutzrecht nichts bringt außer Kopfschmerzen, ist eine so offensichtliche Position 2018, dass es nicht mehr lohnt, sich auf inhaltlicher Ebene mit der Propaganda auseinanderzusetzen.
Niggemeier über das jüngste Beispiel für das traditionsreiche Thema „Frei Erfundenes fürs Leistungsschutzrecht“, immer noch Tagesspiegel:
Fetscher schreibt:
Allein Google-News hält mit 95 Prozent Marktanteil an der News-Verbreitung ein quasi globales Monopol.
Auf Frage von Übermedien nach der Quelle für diese erstaunliche Zahl ändert der „Tagesspiegel“ die Passage und schreibt statt „Google-News“ nur noch „Google“. Doch auch das ist Unsinn. Google hat vielleicht einen Marktanteil von über 90 Prozent – im Markt der Suchmaschinen. Das ist aber ein ganz anderer als der der Nachrichtenverbreitung, der kaum zu messen ist und an dem auch Facebook einen hohen Anteil hat, aber natürlich auch die Medien und ihre Webseiten selbst.
Unter dem „Tagesspiegel“-Artikel steht jetzt der Hinweis:
In einer früheren Version des Textes hieß es, „Google-News“ halte ein Monopol an der Verbreitung von Inhalten. Es handelt sich tatsächlich um „Google“. Wir haben den Fehler korrigiert.
Ja. Nein.
Die Lügenkampagne der deutschen Presseverlage zum deutschen Leistungsschutzrecht hat mein Vertrauen in die deutsche Presselandschaft nachhaltig zerstört.
Ein Grund dafür ist auch, dass Stefan Niggemeier der einzige Medienjournalist ist, der konstant auf die irre Berichterstattung mit angemessen harten Worten hinweist. Der Rest zeichnet sich durch ohrenbetäubendes Schweigen aus, das einem viel über den Journalismus in Deutschland sagt.1
- Ja, viele Journalisten, vor allem Onlinejournalisten, finden das LSR unsinnig, ja, einige Redaktionen, vor allem Onlineredaktionen, berichten kritisch über das LSR. Aber wo bleibt, verdammt nochmal, der Aufschrei der Kämpfer für die Wahrheit gegen die anhaltenden Lügen in der deutschen Presse für das LSR; das jetzt nach Deutschland auch auf EU-Ebene durchgeboxt werden soll? Man stelle sich vor, wie deutsche Medien über eine solche Scheinheiligkeit in einer anderen Branche berichten würden. ↩