Das hat man länger nicht gesehen. Deutschland hat in den letzten Wochen gleich mehrere für hiesige Verhältnisse große Finanzierungsrunden in Startups gesehen, die nächstes Jahr hierzulande miteinander konkurrieren werden. Die Rede ist natürlich von E-Scootern im On-Demand-Angebot, welche nächstes Jahr regulatorisch in Deutschland erlaubt werden.
Angesichts der jüngsten Finanzierungsrunden in Tier (25 Mio. €), Wind Mobility (22 Mio. $) und laut Quellen des Spiegels in das noch nicht verkündete Flash / Go Flash (50 Mio. €) habe ich mir für digital kompakt angeschaut, was dahinter steckt.
Warum es wichtig ist: E-Scooter stellen ebenso wie Fahrräder und E-Bikes die ersten Vertreter der neuen Welle der Micromobility dar. Personenbeförderung wird hier am unteren Ende des Marktes grundlegend verändert. Und das geschieht zumeist als On-Demand-Modell, weil hier die Einstiegshürde mit ein bis zwei Euro für die Kunden niedriger nicht sein könnte. Die Revolution der Formfaktoren im Transportsektor hat begonnen.
Meine Analyse des Marktes auf digital kompakt:
Hier das Zusammenspiel zwischen Micromobility und dem restlichen künftigen Mobilitätsmarkt in wenigen Punkten zusammengefasst:
- Online hat dasjenige Unternehmen die Marktmacht, welches den Zugang zum Endkunden innehat. (Siehe GAFA)
- Ridesharing-Anbieter wie Didi in China, Grab in Südostasien und Uber sowie Lyft in den USA sind aktuell noch die vielversprechendsten Kandidaten, um diesen Zugang zu kontrollieren.
- Um dies zu erreichen, müssen sie aber a) alle Fortbewegungsszenarien abdecken und b) die meisten Bewegungsdaten einsammeln, um das eigene System schneller optimieren zu können.
- Die kürzesten Strecken, die gerade ein bisschen zu lang zum Laufen sind aber zu kurz, um ein Taxi, einen Bus oder, außerhalb Deutschlands, ein Uber zu nehmen, werden von Fahrrädern und Scootern besetzt – diese Strecken sind kurz aber zahlreich.
- Zahlreiche Strecken und niedrige Preise bei Bikes und Scootern sorgen für zahlreiche Kundenkontakte, also Kunden und auch Bewegungsdaten. Und zwar jeweils in tendenziell größeren Dimensionen als bei Sharing-Modellen mit Autos.
- Mobility-Plattformen kommen deshalb künftig nicht ohne Micromobility-Bereich aus.
Was im Markt bereits passiert:
- Uber hat im April diesen Jahres Jump Bikes übernommen und begonnen weitere Modi wie Autovermietung und ÖPNV-Tickets in die eigene App zu integrieren.
- Im Juli investierte Uber in Lime und integrierte Limes E-Scooter in die eigene App.
- Lyft hat im Juli Lyft Bikes eingeführt und Motivate übernommen, den größten Bikesharing-Betreiber der USA.
- Didi Chuxing hat Ofos Bikesharing bereits im April 2017 in die eigene App aufgenommen. Anfang des Jahres hat Didi Chuxing verkündet, neben Ofo zusätzlich Bluegogo und einen eigenen Bikesharing-Dienst in die eigene Ridesharing-App zu integrieren.
- Auch wenn Ridesharing aufgrund des Personenbeförderungsgesetzes in Deutschland verboten ist, so kann ein Uber etwa auch über seine Jump-Bikes Fuß in Deutschland fassen.
Uber selbst hat nach der Übernahme von Jump erste Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass die Tripfrequenz von zumindest den ersten Nutzerkohorten durch die neue Bike-Option nach oben gegangen ist (+15%), während Trips mit Autos etwas zurückgehen (–10%). Sprich: Micromobility macht den gesamten Kuchen größer, während der Auto-Anteil zurückgeht.
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[…] Der Aufstieg von Micromobility und die Finanzierungsrunden in die deutschen E-Scooter-Startups […]