Ein voller Erfolg für die europäischen Telekommunikationsanbieter. Die EU gibt die Netzneutralität ("fast lanes") zu Gunsten der Abschaffung der Roaming-Gebühren auf. Gleichzeitig sieht es so aus, als würde diese Abschaffung so entschärft werden, dass de facto Roaming-Gebühren bestehen bleiben.
Das Ergebnis einer harten Lobbyanstrengung.
Europa verliert natürlich hierbei gleich mehrfach. Statt innovations- und fortschrittsfreundlicher zu werden, wird der Kontinent, wenn es dabei bleiben sollte, noch stärker in den Händen der (Telekom-)Riesen liegen, die langfristig die wirtschaftliche Zukunft von Europa als gatekeeper endgültig zugrunderichten könnten.
Bernd Rubel auf mobilegeeks.de:
Wer regelmäßig – z.B. beruflich oder familiär – in der EU die Ländergrenzen überschreitet und dabei mit seinem Heimatvertrag telefoniert, SMS verschickt und surft muss auch weiterhin mit Aufschlägen rechnen. Welche Fristen hier gelten werden, wie viel Zeit man im Ausland verbringen „darf“ und welche Volumen dabei „angemessen“ sind, ist noch völlig unklar. Alles, was diese Zeiten und Volumen übersteigt wird auch nach dem Stichtag im Juni 2017 zu höheren Kosten führen, soviel ist sicher.
Wer jetzt hofft, dass bei den zu definierenden Obergrenzen wenigstens realistische Zeiträume von z.B. mehreren Wochen angesetzt werden, darf sich gerne noch einmal die zwischenzeitlich auf dem Tisch liegende „Roam Like At Home“ Regelung anschauen. Die sah nämlich vor, dass pro Jahr (!) 50 Minuten (!) zum Heimattarif telefoniert und gesurft werden durften. Umgerechnet auf einen einzigen 14-tägigen Urlaub also 3,6 Minuten pro Tag. Das sind die Dimensionen, in denen unsere EU-Politiker, Fachleute und Mobilfunkbetreiber unterwegs sind – lassen wir uns überraschen, ob sich da ab 2017 etwas ändert?
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Die Pressemitteilung der Europäischen Kommission enthält ganz unverblümt den Hinweis, dass man einen „Missbrauch“ der neuen Roaming-Regelungen durch die eigenen Bürger verhindern wolle. Denn die könnten ja auf die naheliegende Idee kommen, sich eine SIM-Karte in einem anderen, wesentlich günstigeren Land zu besorgen – um dann via „Dauer-Roaming“ die hohen Kosten und niedrigen Datenvolumen in der Heimat zu umgehen. Dies könne, so die EU-Kommission, einen „negativen Einfluss auf die Preise und somit auch für die Verbraucher haben“