11. Juli 2018 Lesezeit: 2 Min.

Axel Voss ist nur ein weiteres Beispiel für Urheberrechtsmaximalisten, die das Urheberecht im eigenen Alltag missachten

Karsten Schmehl auf Buzzfeed über EU-Politiker Axel Voss, Haupttreiber hinter den "Upload-Filtern" und eines rundherum noch strengeren Urheberrechts:

Die von Voss unterstützten Vorschläge zum neuen Urheberrecht wurden von rund 150 Bürgerrechtsorganisationen kritisiert. Viele dieser Organisationen befürchten, dass die Uploadfilter das Ende des Internets bedeuten, wie wir es kennen, weil große Plattformen wie Facebook oder Google fragliche Inhalte im Zweifel lieber gleich löschen würden.

Die Mehrheit im Europaparlament hat vergangene Woche dagegen gestimmt. Die Debatte über ein neues Gesetz ist jedoch noch nicht vorbei: Die Europapolitiker befassen sich jetzt erneut mit der Vorlage und können eine neue Version des Gesetzes zur Abstimmung stellen.

Voss sagte, er sei dafür, dass Verlage und Rechteinhaber "(...) auch eine faire Vergütung bekommen von denen, die diese Werke nehmen und einfach verbreiten, ohne nachzufragen und ohne dafür etwas zu bezahlen.“

BuzzFeed News Deutschland hat sich daraufhin die Beiträge der vergangenen 24 Monate auf den Social-Media-Kanälen von Voss angesehen. In den beiden Jahren hat BuzzFeed News mindestens 17 urheberrechtlich geschützte Bilder von mindestens acht verschiedenen Bild-Agenturen gefunden, darunter die Deutsche Presseagentur dpa. Zum Teil müssen Nutzer mit den Agenturen Abo-Verträge abschließen, um die Fotos nutzen zu dürfen.

BuzzFeed News Deutschland hat Voss' Büro sowie seine persönliche Referentin seit vergangenen Donnerstag, 5. Juli, insgesamt fünf Mal schriftlich und mehrfach telefonisch gefragt, ob Axel Voss oder sein Social-Media-Team für die Nutzung dieser urheberrechtlich geschützten Fotos gezahlt hat. Voss' Mitarbeiterinnen haben darauf fünf Mal ausweichend geantwortet. Auf die Frage, ob uns das Büro Belege für die Lizenzierung zur Verfügung stellen könne, antwortete das Büro Voss: „Wir stellen unbeteiligten Dritten keine Rechnungen zur Verfügung.“

(Hervorhebung von mir)

Es ist nicht allein die völlige Realitätsfremdheit des bestehenden Urheberrechts oder die noch realitätsfremderen Vorschläge der Urheberrechtsmaximalisten, nein, oben drauf kommt noch die im alltäglichen Handeln sichtbar werdende Unkenntnis der aktuellen gesetzlichen Lage selbst bei diesen Maximalisten und ihren Mitarbeitern. Das ist das Sahnehäubchen auf dem Gefängnis, in dem sich unsere Kultur befindet.1

Seit über 10 Jahren beschäftige ich mich mit dem unzeitgemäßen Urheberrecht und dessen Auswirkungen auf die Kultur. Ich habe in dieser Zeit noch keinen einzigen Befürworter eines strengeren Urheberrechts getroffen, der/die nicht selbst bewusst oder unbewusst über das bestehende Urheberrecht das eine oder andere Mal, oft regelmäßig, verstößt.

Es liegt leider in der Natur der eigeninteressierten Sache, dass die wenigsten daraus lernen. Nur für "Unbeteiligte" wird die Sachlage dadurch noch ein bisschen deutlicher.

Für noch mehr Kopfschütteln siehe auch die Antwort des Büros von Axel Voss.


  1. Ja, genauso viel Sinn ergibt das.
Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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