7. Jan. 2014 Lesezeit: 2 Min.

Das Ende der Netzneutralität heißt "Sponsored Data"

Der US-Mobilfunkprovider AT&T startet mit „Sponsored Data“ ein Programm, das es Anbietern von Webdiensten ermöglichen soll, die Kosten für den mobilen Datenverkehr ihrer Kunden zu übernehmen.

Ein Beispiel: Wenn Google AT&T für den mobilen Datenverkehr der eigenen Kunden zusätzlich bezahlt, könnten AT&T-Kunden zum Beispiel YouTube-Videos unterwegs auf ihren Smartphones schauen und hochladen, ohne dass das auf ihren Datenplan angerechnet wird.

Die Marktimplikationen sind offensichtlich. YouTube könnte sich so dank der gefüllten Kriegskassen von Google noch weiter im Markt eingraben und es Konkurrenten noch schwieriger machen.

Die neue Markteintrittsbarriere wäre nun perfiderweise auch, dass jeder Dienst im gleichen Marktsektor ebenfalls an AT&T für „Sponsored Data“ zahlen muss, um im immer wichtiger werdenden mobilen Web nicht den Anschluss zur Konkurrenz zu verlieren.

Ein Beispiel am Markt des Videostreamings: Wenn Hulu, Amazon Video und YouTube AT&T für ihren Datenverkehr doppelt bezahlen, kommen auch Vevo und Netflix nicht daran vorbei, AT&T zu bezahlen. Das Gleiche gilt beispielsweise für Musikstreaming.

GigaOm:

AT&T launched a new billing program called Sponsored Data Monday at its developer conference at CES, which shifts mobile data costs from the consumer to the content provider. The idea is to create a two-sided charging model for mobile data, letting app developers and content providers foot the bill for their customers’ data use. That kind of the model has the potential to save consumers money, but as we’ve pointed out before it also messes with some of the foundational principles of the internet.

Das ist eine Formalisierung der Art von datendiskriminierenden Deals, die Musikstreamingdienste wie Spotify mit Mobilfunkanbietern seit längerer Zeit abschliessen. Der nächste Schritt von AT&T könnte auch sein, die mobilen Daten beispielsweise gegen eine Beteiligung am Webdienst von der Datenbegrenzung auszunehmen.

Ein solches Programm spricht natürlich besonders datenverkehrsintensive Dienste an:

While AT&T cited small app developers and healthcare providers in its examples, the key targets here are obviously the big video providers like Netflix, YouTube and Hulu. If AT&T can get those companies to pay for data consumption, it benefits in numerous ways. Not only do its customers conserve their data allotments (which they can then spend on non-sponsored services), it also encourages those consumers to eat far more video, boosting AT&T’s data revenues. “Win-win” is a tired term, but in this case, it sums up the situation. There’s no way AT&T can lose.

Mehr noch ist es eine Entwicklung, die besonders Konzerne und große, bereits international agierende Anbieter wie Google, Amazon und Facebook tendenziell gegenüber Startups und kleineren, unabhängigen Diensten begünstigt.

Techdirt zum Thema:

All in all, it's more evidence that equating data caps with network capacity is nothing more than a lousy spin job attempting to justify the replacement of unlimited data with multiple revenue streams.

Die Angebote von "Datensponsoren" gegenüber nicht doppelt zahlenden Webdienstanbietern zu bevorzugen, also netzintern zu priorisieren, ist ebenfalls ein naheliegender, zu befürchtender nächster Schritt in einem solchen Programm.

Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis T-Mobile ein ähnliches Programm hierzulande ankündigt.

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Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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