Die Debatte rund um Netzsperren, die nun auf EU-Ebene beginnt, fühlt sich komplett wie ein Deja-Vu-Erlebnis an.
Dass hierzulande die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström in der FAZ einen Artikel veröffentlichen kann, der die gleichen Argumente und Standpunkte beinhaltet, die in der deutschen Debatte letztes Jahr unzählige Male widerlegt wurden, ist äußerst bedauerlich.
Das Gleiche gilt für den Artikel der ZDF-Journalistin Patricia Wiedemeyer mit dem Titel "Höchste Zeit für Netzsperren gegen Kinderpornos". Die Recherchefreiheit ist bestürzend.
Zum Glück hat Mario Sixtus für das ZDF eine Replik auf den Artikel von Wiedemeyer geschrieben:
» Gegen Placebo-Gesetze: Warum Netzsperren sinnlos und gefährlich sind
Genauso wie damals von der Leyen so nutzt jetzt Malström einen bemerkenswerten Automatismus unserer Denkstruktur aus: Wir wünschen uns Unangenehmes möglichst weit weg. Die Vergewaltigung von Kindern mit "dunklen Ecken im Internet" gleichzusetzen, ist gedanklich bequem, sie verlagert Unerhörtes und gesellschaftlich Geächtetes in einen virtuellen Raum. Das Verbrechen an diesen Kindern wird durch diesen mentalen Trick auf einmal irrealer, virtueller, es ist weit weg, irgendwo im Netz und mit einem passenden Placebo kann man es sich vielleicht sogar wegwünschen - so die heimliche Hoffnung.
Sehr lesenswerter Artikel.
Aber auch das, fürchte ich, wird die hiesigen Qualitätsmedien nicht davon abhalten, weiterhin recherchefreie Artikel zum Thema zu veröffentlichen.