14. Mai 2012 Lesezeit: 2 Min.

Echofy: Gute Idee, aber suboptimale Umsetzung und zu früh

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Auf der Next hat mir Alexander Oelling kurz echofy.me vorgestellt. Oelling und Team bezeichnen ihren Dienst als das "Twitter für die Nachbarschaft".

Die App zeigt Kurznachrichten an, die in einem Umkreis des aktuellen Standorts abgegeben wurden. Das kann für Konferenzen oder ähnliches sinnvoll sein. Der Umfang des Umkreises kann in der App variabel eingestellt werden.

Kurzkritik:

  • Gute, beziehungsweise konsequente, Grundidee. Lokale Kurznachrichten, Status-Updates verschiedenster Art, die an Ort e gebunden sind, werden irgendwann ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, von Servicehinweisen von lokalen Einrichtungen bis hin zur Verständigung unter Menschen im näheren Umkreis (Konferenzen, Demonstrationen, Nachtclubs, oder schlicht unter Nachbarn etc.).
  • Die Umsetzung lässt noch zu wünschen übrig.
  • echofy.me ist -höchstwahrscheinlich- viel zu früh. Die Verbreitung von Smartphones ist noch nicht groß genug, um einen solchen Dienst sinnvoll zu machen. Das kann man bereits erkennen, wenn man bei Google+ die Beiträge "In der Nähe" anschaut. Der Google-Dienst hat viele Millionen Nutzer. Aber außerhalb von Berlin und anderen Großstädten dürfte es schnell düster werden, wenn man die Beiträge in der Nähe sehen will. Ein Dienst wie Echofy, von einem Startup, das keine Distributionskanäle hat wie Google, hat es sehr viel schwerer. Eine knappe Woche nach dem Launch des Dienstes finde ich heute genau drei Kurznachrichten aus den letzten 24 Stunden in Berlin Mitte, der Startup-Hochburg. Dabei hilft auch nicht, dass der Dienst nicht nur bundesweit, sondern global gelauncht ist. Eine anfängliche Konzentration auf Ballungsräume wäre sinnvoller gewesen. So werden viele die App testen und sie leer vorfinden. Der Color-Effekt.

Anhand der Schließung von Oink hatte ich Anfang März 2012 über die Herausforderungen bei ortsbasierten Diensten geschrieben:

[..]

Die Schwelle des Mitmachens bei jedem einzelnen liegt bei ortsbasierten Diensten immer höher, weil der zurückkommende Nutzen nicht so schnell wie bei nichtregionalen Diensten kommt.


Das mobile Web kommt mit großen Schritten und es wird im Alltag sehr viel bedeutender werden als das 'herkömmliche' Web. Aber die für viele Dienste notwendige Gerätebasis ist noch nicht erreicht.

(Die eher suboptimale Umsetzung des Dienstes macht sich unter anderem auch daran deutlich, dass der Dienst manchmal "Echofy", dann wieder "Echo" oder "Echofy.me" heißt. Wäre ich ein VC, würde ich die Finger von einem Dienst lassen, bei dem die Gründer selbst bei der konsequenten Namensgebung versagen.)

Update: Alexander Oelling hat mich informiert, dass es sich erst um einen "Probelauf" und keinen richtigen Launch handelt.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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