9. Nov. 2011 Lesezeit: 2 Min.

Für viele Musiker ist die GEMA ein Verlustgeschäft

Im Rahmen der aktuellen Diskussion bin ich auf folgenden Kommentar eines Users auf Telepolis gestossen:

Also GLAUBT er, die GEMA könne dabei helfen, indem sie bei allen zumindest öffentlichen Verwertungen im größeren Rahmen natürlich Inkasso macht, was für den Urheber dann ein kleines Zusatzgeschäft darstellt.

Mir ging es damals nicht anders.

Ist man in dem Laden dann drin, lernt man Folgendes:

- man hat einen Knebelvertrag unterschrieben, der einen mindestens für 6 Jahre verpflichtet, Gebühren zu entrichten und alle Werke zwangsläufig anzumelden.

- Für seine eigenen musikalischen Veröffentlichungen tritt man selbst als Urheber in Vorleistung, bekommt aber das Geld nur zu ca. 70% wieder zurück.

- Die Auszahlung der GEMA-Ausschüttung zieht sich über viele Monate und die Abrechnung ist vollkommen undurchsichtig.

Der Nutzen für 98% aller Urheber dieses Landes geht gegen Null bzw. ist eine Verlustrechnung.

Das sind auch die Erfahrungen, die ich von GEMA-Mitgliedern gehört habe. Besonders der letzte Punkt ist wichtig: Es werden wohl nicht ganz 98 Prozent sein, aber für die Mehrheit der GEMA-Mitglieder ist ihre Mitgliedschaft tatsächlich ein Verlustgeschäft. (Man muss nicht Verschwörungstheoretiker sein, um in der immer wieder angeprangerten Intransparenz der GEMA ein bewusstes Verschleiern der bestehenden Verhältnisse zu sehen, die gegen den aktuellen GEMA-Verteilungsschlüssel und den grundsätzlichen Aufbau und Arbeitsablauf der GEMA sprechen.)

Das Problem mit einer in der Branche so fest verwurzelten Institution wie der GEMA geht allerdings noch weiter als im Kommentar angesprochen:

Die meisten Musiker haben gar keine andere Wahl, als Mitglied in der GEMA zu werden, selbst wenn sie das vielleicht gar nicht wollen: Deutsche Presswerke weigern sich, CDs oder Vinyl zu pressen, bis vom Label nachgewiesen wurde, dass alle auf dem Werk vertretenen Künstler GEMA-Mitglieder sind und die Aufnahme entsprechend bei der GEMA gemeldet ist.

Hier sorgt die GEMA-Vermutung de facto für einen Mitgliedschaftszwang.

Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich, dass gerade der Rückgang des Tonträgergeschäfts dafür sorgt, dass nachwachsende Musiker diesen Zwang immer weniger verspüren.

Die aktuelle Debatte um Events mit CC-Musik und die GEMA-Vermutung ist ein erstes Symptom dieses Wandels, der allerdings für viele Beteiligte noch schmerzhaft(er) werden wird.

Update: Eine weiterführende Diskussion zum Thema hat sich auf Google+ ergeben.

Update2: Der VUT hat einige Antworten von Pressewerken zu diesem Thema eingeholt und in den Kommentaren auf Google+ veröffentlicht. Alle angefragten Pressewerke haben eine wie im Artikel beschriebene Praktik verneint. Es scheint also nicht so verbreitet zu sein, wie ursprünglich im Artikel vermutet.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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