19. März 2012 Lesezeit: 1 Min.

Jemand muss die Post aufhalten, sie bereichert sich an Verbrechern

Sebastian von Bomhard mit einer guten Analogie zur Frage, inwiefern Plattformprovider für von ihren Usern bereitgestellte Inhalte haften sollen:

Endlich wurde Recht und Gesetz zum Durchbruch verholfen. Schon lange waren sie uns ein Dorn im Auge, die fies-gelbroten Packstationen der DHL Worldnet, vulgo Post. Dort wurden zwar auch regulär Päckchen abgegeben, aber schon lange war klar, daß dieser Dienst sehr gerne von Betrügern genutzt wurde, die dort mit gestohlenen Identitäten ihren krummen Machenschaften nachgehen konnten. Unerträglich die Tatsache, daß sich die Post an solchen Leuten bereichert.

Da die Post diesen Missbrauch nicht wirkungsvoll verhindern konnte, wurde ihr nun das Handwerk gelegt. Es half nichts, daß die Post beteuerte, daß ihre Dienste von vielen Menschen völlig legal genutzt würden und daß diese Menschen Packstationen äußerst praktisch fänden. Das Hanseatische Oberlandesgericht hat geurteilt, daß es nicht genüge, wenn man bei Bekanntwerden einzelner Vorfälle jeweils einschreite, nein, die Packstationen müssen selbst aktiv werden und alle Pakete aufmachen und reinschauen. Sollte es sich um illegale Machenschaften handeln, müsste die Post die Pakete von sich aus vernichten. Tun sie dies nicht, haften sie.


Das Problem ist recht einfach umschreibbar:

Anbieter stellen Infrastruktur (Plattformen) zur Verfügung.

Nutzer können auf diesen Angeboten legales und illegales machen.

Anbieter können die illegalen Aktivitäten nur vollständig ausmerzen, wenn sie die legalen Aktivitäten stark beschneiden, notfalls bis hin zur kompletten Abschaltung, und alle Formen von Aktivitäten auf ihren Plattformen überwachen und auswerten.

Die Post kann nicht verhindern, dass mit ihr Diebesgut verschickt wird, solang sie nicht immer die Inhalte der Pakete kontrolliert. Sie kann auch nicht verhindern, dass Angebote wie Packstationen sich durch ihre Vorteile auch für illegale Machenschaften eignen.

Daraus würde aber niemand ableiten, dass das Postgeheimnis der Vergangenheit angehören sollte oder Packstationen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.

Auf der anderen Seite werden die Angebote und Netzwerke von den Nutzern (den Ex-Kunden) dazu genutzt, komplette Industrien auszuhebeln, weil sie den mit der Bezahlung verbundenen Bestandteil des etablierten Geschäftsmodells, die Distribution, selbst übernehmen.

Also: Auf Bezahlung nach Distribution setzende Geschäftsmodelle oder das Postgeheimnis erhalten?

Entscheiden Sie sich jetzt.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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