Dirk von Gehlen schreibt über den Guardian als 'Zeitung der Zukunft' und ein Ort der Freiheit:
In dem Zusammenhang lohnt die Frage, warum der Amerikaner Snowden das eigentlich bei einer britischen Tageszeitung getan hat. Weil diese britische Tageszeitung weit mehr ist als das bedruckte Papier, das man in London kaufen kann. Der Guardian istdabei sich zu einer weltweiten Nachrichtenmarke zu entwickelngerade zu der relevantesten weltweiten Nachrichtenmarke geworden. Und das geht womöglich nur, weil man sich entschieden hat auf Bezahlschranken zu verzichten und konsequent auf weltweite Reichweite zu setzen. Der Guardian war für Snowden der Garant, dass seine Enthüllungen eine weltweite Öffentlichkeit erreichen. So merkwürdig das in dem Zusammenhang klingen mag: Auf dieser Logik basiert das künftige Geschäftsmodell der Zeitung, die heute soviel mehr ist als ein Newspaper. Denn natürlich werden auch Werbetreibende, die auf der Suche sind nach einer weltweiten Öffentlichkeit, diesen Mechanismus verstehen.
Ich würde das nicht komplett unterschreiben, Haltung und Reichweite führen etwa nicht automatisch zum Break Even, aber er hat bei vielem recht. Unter anderem: Was der Guardian gerade macht, und das ist nichts weniger als die wichtigste Geschichte seit dem Niedergang der Sowjetunion vorantreiben, wäre hinter einer Paywall nicht möglich. Selbst wenn der Guardian auf eine Bezahlschranke setzen würde, wären die Artikel über den Überwachungsskandal frei zugänglich.
Was Gehlen auch ausblendet ist, wie schwer es für traditionell organisierte Medien bei diesen Themen dank zunehmender staatlicher Zugriffe auch in westlichen Ländern werden kann.