Mit Firechat, aktuell noch mehr proof of concept als heute bereits nutzbare Chat-App, hat die bedeutendste Neuerung von iOS 7 endlich gebührende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen.
Firechat nutzt das 'Multipeer Connectivity Framework' für die Vernetzung zum (lokalen und weniger nutzbaren nicht-lokalen) Chat. Sascha Kösch erklärt auf de-bug.de die Funktionsweise:
Auf iOS 7 gibt es ein bislang kaum genutztes Feature, das sich Multipeer Connectivity Framework nennt. WiFi, Bluetooth und Handynetz austauschbar als P2P Netzwerk nutzen. Das ermöglicht einer Chat-App wie FireChat so ein ad hoc Meshnetzwerk aufzusetzen.
Meshwas? Normalerweise hat man eine Verbindung zum Internet ganz für sich. Bei einem Meshnetzwerk teilt man die nicht nur, sondern bildet eine Kette, die bis in die dunkelsten Zonen der Funklöcher reichen kann, vorausgesetzt die Kette reißt nicht ab. Ähnlich wie das Internet selbst funktioniert, nur mit uns (und der App) als Knoten.
Stellt euch vor, es ist Open Air, weit draußen, und es gibt nahezu keine Verbindung zu nichts. Mit einem Meshnetzwerk kann man über FireChat dann trotzdem mit allen plaudern. Oder U-Bahn. Schon wieder nur ein halbgares Edge. Das Meshnetzwerk steht trotzdem.
Das perfekte Netz für den mobilen Widerstand, denn irgendwer hat immer eine Verbindung zum Netz und eine einzige in der Kette reicht schon, und schon ist man nicht nur mit der Gruppe, sondern mit der Welt verbunden.
Die Dokumentation des Frameworks von Apple findet man hier:
The Multipeer Connectivity framework provides support for discovering services provided by nearby iOS devices using infrastructure Wi-Fi networks, peer-to-peer Wi-Fi, and Bluetooth personal area networks and subsequently communicating with those services by sending message-based data, streaming data, and resources (such as files).
Eine weitere detaillierte Beschreibung findet sich hier.
Die Implikationen besonders nach dem Spähschock sind offensichtlich. Mit Mesh-Netzwerken lässt sich Vernetzung abseits der etablierten Internet-Kanäle etablieren. Apple hat die Implementierung von Mesh-Aspekten für Apps nun ermöglicht und hat damit, auch dank der weiten Verbreitung von iOS, den Weg von Mesh-Netzwerken in den Mainstream geöffnet.
Die offensichtliche Frage ist natürlich, wie Mesh-Netzwerke auch für die OS-erweiternden Wearables bis hin zum Smart Home zum Einsatz kommen werden.
Es ist kein Wunder also, dass auch Google an der Integration von Mesh-Netzwerk-Funktionalitäten in Android arbeitet.
Dass die Einführung des Multipeer Connectivity Frameworks nicht bereits mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist erstaunlich, weil es sich um die wichtigste Entwicklung der nächsten Zeit handeln wird.
Johannes Kleske und ich haben uns ausführlich über Mesh-Netzwerke in neunetzcast 28 ("Das Pendel schwingt Richtung Dezentralität") unterhalten.