Im Netz macht sich eine neue Art der Entdeckung von Musik breit: Man folgt anderen Menschen und bekommt von ihnen einen konstanten Fluss musikalischer Empfehlungen.
Musicplayr, das junge Startup aus Köln, das aktuell nach Berlin umzieht, bietet seinen Nutzern einen webbasierten Musikplayer an, in dem sich Musik über Links von YouTube, SoundCloud oder Musikblogs abspielen lassen. Musik, die online verfügbar ist, so das Ziel, soll auf Musicplayr gesammelt werden können. Wer jetzt Freunde auf Musicplayr hat, kann diesen über den Follow-Button folgen. Wie etwa beim Mikrobloggingdienst Twitter erfährt man nun nach dem Follow-Klick in einem Fluss aus Einträgen auf Musicplayr über die Aktivitäten des Freundes. Folgt man mehreren Freunden oder Menschen mit spannenden Musikinteressen auf Musicplayr, bekommt man als Ergebnis eine Art persönliches Radio: Die von den Kontakten verlinkte Musik lässt sich hintereinander anhören. Musicplayr ist aktuell noch in der Private Beta. Man kann es also nur nach Einladung benutzen.
Das bereits ein paar Jahre alte Blip.fm funktioniert ähnlich wie Musicplayr. Auf Blip.fm können Nutzer anderen folgen und Musik entweder aus der Blip-Datenbank oder über das Hinzufügen von auf anderen Websites gehosteten MP3s ihrem Musikfluss hinzufügen. Hier heißen die eigenen Kontakte bereits “Favorite DJs” und Blip.fm bezeichnet sich konsequenterweise als Radio.
Das Anfang Januar in Deutschland gestartete On-Demand-Streaming-Angebot Rdio bietet ebenfalls die Möglichkeit an, anderen Nutzern zu folgen. So kann man auf Rdio sehen, welche Musik die Freunde ihren Musiksammlungen auf Rdio hinzugefügt haben. Das ist auch eine neue Möglichkeit für Musikzeitschriften. Groove, das deutsche Magazin für elektronische Musik, hat einen Rdio-Account, dem man folgen kann und so direkt Musikempfehlungen auf dem Streaming-Dienst Rdio erhalten kann. Auch für Labels kann das interessant sein. Mute oder Ghostly International etwa sind bereits auf Rdio aktiv.
Die Hypemachine bringt dieses Prinzip zu Musikblogs. Es gibt weltweit viele Tausende, von Musikenthusiasten betriebene Blogs, auf denen sie von Jazz-Klassikern aus den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts bis zu den heißesten aktuellen Mashups oder Promo-Songs die ihrer Meinung nach besten Lieder ausgraben und veröffentlichen. Über die Hypemachine kann man einfach vielen Musikblogs folgen und in einem konstanten Fluss von Musik anhören, was die eigenen Lieblingsmusikblogger veröffentlichen.
All diesen Beispielen ist gemein, dass die Verfolgbarkeit von Musik, die von Freunden über Blogs bis Accounts von Musikmagazinen oder Labels gehen kann, die Entdeckung von Musik neu formt und damit auf eine mögliche Zukunft der Organisierung des Hörfunks hinweist.
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Dieser Artikel ist redigiert im Musikmarkt erschienen. Weitere Musikmarkt-Kolumnen findet man hier.