“Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr.”
Eine klare Forderung. Leider ist die Beobachtung von Benutzern ein so verlockend Effizienz-steigerndes Tool, dass beim Lesen des Artikels auf faz.net laut dem Browser-Plugin Ghostery immerhin 11 Tracking-Dienste eingesetzt werden – die die Daten zum großen Teil auch gleich in die USA transferieren (u.a. Doubleclick, Google Adsense/Analyics und Chartbeat)
Die FAZ ist damit wahrlich nicht allein, Mierau zählt NYT, Guardian und die taz auf, aber angesichts der Kampagne des FAZ-Feuilletons gegen "Big Data" und Daten allgemein, erscheint dieses Vorgehen recht scheinheilig:
“Was wissen Google und Facebook denn über mich?”
Nun, in diesem Fall weiß Google zumindest, dass gerade der Artikel gelesen wird. Hätte man der Ehrlichkeit halber ja mal hinschreiben können. Statt dessen wird aber lieber mit dem Finger auf das Internet gezeigt – so als passiere es eben “dort” und nicht “hier und jetzt”
Dieses Verhalten -Google und co. verdammen, aber gleichzeitig selbst nutzen- ist nicht neu für deutsche Medien, in denen auch schon zum Boykott von Google in Artikeln aufgerufen wurde, die von Google AdSense flankiert wurden.
Man mag das damit erklären, dass Verlag und Redaktion eigenständige Unternehmenseinheiten sind, aber dann stellt sich trotzdem folgende Frage:
Wie viel ist eine Presse wert, die ein Verhalten auf eine grundsätzliche Art verdammt, dieses Verhalten aber selbst einsetzt, ohne Anzeichen zu machen dies zu minimieren oder gar ganz zu unterlassen?
Es scheint zumindest keine ehrliche Debatte zu sein.