13. Okt. 2010 Lesezeit: 2 Min.

Trennung von Distribution und Produktion am Beispiel der Hypemachine

hypem

Es wird immer von unautorisiertem Filesharing geredet, als wären lediglich The Pirate Bay und co. ein Problem, das Veränderungen aufdrängt.

Tatsächlich reden wir bei diesem Thema aber über die zunehmende Trennung von Produktion und Distribution digitaler Güter, die sich auf verschiedene Arten äußert.

Warum? Weil private Tätigkeiten heute in einem Ausmaß möglich sind, das aggregiert zu einem Umfang führt, der früher kommerziell organisierten Einheiten - Unternehmen - vorbehalten war. Dieser vorherige Zustand muss aber nicht unbedingt der natürliche gewesen sein, ganz im Gegenteil.

Ein Beispiel, was ich konkret mit der zunehmenden Trennung von Produktion und Distribution meine:

Die Hypemachine ist ein (nebenbei bemerkt seit Jahren großartiger) Aggregator von Musikblogs. Auf den Blogs gepostete MP3s können auf der Hypemachine als Stream angehört werden. Viele Musikblogs laden auf ihren Blogs auch MP3s hoch, für die sie gar nicht die Genehmigung dazu haben. (Viele Musikblogs sind außerdem mittlerweile so populär, dass sie regelmäßig von Labeln mit MP3s bemustert werden und die Genehmigung für das Veröffentlichen erhalten.)

Es findet in vielen Fällen eine illegale Verbreitung der Musik statt.

Wer sind hier die 'schmierigen Egoisten'? Die Betreiber der Hypemachine? Die Blogger, die unautorisisiert MP3s hochladen? Die Leute, die Musik über die Hypemachine anhören? Oder werden die Nutzer erst egoistisch und schmierig, wenn sie die MP3s auch von den Blogs herunterladen? Wenn sie sie nach einmaligem Anhören nicht wieder löschen?

Ab wann wird man zum Egoisten? Oder ist diese Bezeichnung Benutzern von BitTorrent und co. vorbehalten?

Wer für das Recht des Urhebers ist, dass dieser allein über die Verbreitung seines Werkes entscheiden darf, was durchaus eine nachvollziehbare Position ist, und somit auch erwartet, dass dieses Recht durchgesetzt wird, muss zwangsläufig gegen die heutigen Inkarnationen von Hypemachine, Youtube und Suchmaschinen wie Google sein, weil sie keine umfängliche Eindämmung der Rechtsbrüche erlauben.

Über alle Plattformen, die user generated content erlauben oder auffindbar machen, findet immer zu einem Teil in irgendeiner Form unautorisierte Verbreitung digitaler Güter statt.

Das immer mit Egoismus abzutun ist, zumindest in meinen Augen, schlicht falsch.

Die Konsequenz aus der Kombination eines solchen Menschenbildes und des Wunsches auf Durchsetzung des Rechts ist aber offensichtlich: Wir verwandeln das Internet in ein zweites Fernsehen. Das Publizieren und Verbreiten ist den großen Unternehmen vorbehalten. Die niederen Egoisten dürfen konsumieren.

Alles andere kostet uns schließlich unsere Kultur, oder?

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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