Twitter-CEO Dick Costolo benennt die Strategie des Mikrobloggingdienstes im Interview mit dem Wall Street Journal sehr direkt. WSJ.com:
In its events push, Mr. Costolo said Twitter is vying to "more closely tie the shared experience on Twitter to the actual event that is happening." As Twitter burnishes its platform, Mr. Costolo added that Twitter also wants to move away from companies that "build off of Twitter, to a world where people build into Twitter."
Die Übersetzung im deutschen Wall Street Journal:
Gleichzeitig wolle das sechs Jahre alte Unternehmen aus San Francisco anderen Firmen stärker erlauben, Funktionen bei Twitter einzubauen, die man selbst nicht anbieten könne oder wolle, sagte Costolo. Twitter wolle sich von Unternehmen abwenden, die Twitter bei sich einbinden, hin zu einer „Welt, in der die Leute ihre Angebote bei Twitter einbringen." Das würde Twitter stärker zu einer Plattform machen, bei der Softwareentwickler wie bei Facebook oder Apple -Geräten ihre Anwendungen anbieten.
(Hervorhebung von mir)
Es gibt zwei Formen der Integration von Drittanbietern bei Webplattformen:
- Außenintegration, für die Twitter bisher das Aushängeschild war. Daten der Plattform werden in Angeboten abseits des Hauptangebots eingebunden. Beispiele: Clients, Like-Buttons, GoogleMaps-Mashups.
- Binnenintegration, für die Facebook als Webplattform bekannt ist. Im Rahmen des Hauptangebots laufen Beispiele: Facebookgames, Apps im Spotify-Client.
Weil Twitter allein auf Werbung setzt, muss es weg von seiner erfolgreichen Außenintegration und will nun hin zur Binnenintegration. Alles auf der eigenen Site und den offiziellen Clients. Das klingt, wie bereits länger erwartet, nicht gut für Drittanbieter-Clients.
Das ist ein Paradigmenwechsel und, wie ich bereits mehrfach ausgeführt habe, für Twitter mittel- bis langfristig problematisch:
- Strategische Fehlentscheidung: Twitter kauft Mac-/iPhone-Client Tweetie
- Suboptimale Plattform-Strategie von Twitter ist gut für den Rest des Webs
- Twitter: Der Niedergang einer Plattform
- Twitters Shit-Sandwich
- Twitters Kampf gegen die eigene Plattform geht in die nächste Runde
Interessant ist natürlich auch, dass der große Konkurrent Facebook den größten Teil des Umsatzes mit Werbung macht und mit Außenintegrationen von Open Graph bis Clients kein Problem zu haben scheint.