Der Verleger Hubert Burda im Gespräch mit Meedia:
Ich glaube nicht, dass Search bei Google Fair ist. Denn Google legt ja die Kriterien der Suche nicht offen. Und es gibt auch keinen Fair Share an den Vermarktungserlösen, denn jeder muss damit zufrieden sein, was Google gibt. Wir haben das CPC-Modell für Google-Anzeigen akzeptiert, weil wir uns auf ihre Währung eingelassen haben. Und dann kamen noch die Werbekunden, die sagten: Endlich haben wir ein Modell, wo wir die Response auf eine Kampagne genau messen können.
Was ist fair in diesem Zusammenhang? Der Screen-Platz ist beschränkt. Google zeigt 20 Ergebnisse pro Seite. Natürlich muss da gewichtet werden. Warum sollte Google die Kriterien öffentlich machen? Legen die Redaktionen der Burda-Hefte ihren Auswahlprozess, was im Heft oder was auf der Titelseite landet, offen? Ist es unfair gegenüber Mitbewerbern, Werbekunden und Lesern, dass sie es nicht tun?
Auch bei den Vermarktungserlösen spricht Burda wieder ohne Rücksicht darauf, was die eigene Branche Vergleichbares macht(e). In einer Zeit in der viele regionale Tageszeitungen ein Monopol halten oder hielten, setzten diese auch Monopolpreise bei den Werbeplätzen an. Da gab es keinen "Fair Share" an den Vermarktungserlösen.
Fairness hat mit Marktpreisen generell nicht viel zu tun. Der Marktpreis ist, extremst vereinfacht, ein Wert, auf den sich zwei Parteien einigen. "Fair", also, das was man selbst als "ideal" ansieht, dürfte immer unterschiedlich gesehen werden.
Der Machtzuwachs von Google und co. im Werbemarkt ist gleichzeitig der Machtverlust der Presseverlage.
Über Web TV und Plattformen wie Google TV:
Das Web TV ist das Nächste, was kommen wird. Wir reden da nicht mehr von einer Umschalttaste, sondern Sie machen das TV an und haben dort auch die Websites drauf. Und da kann man den Fernsehsendern nur raten: Macht nicht die gleichen Fehler wie wir und gebt eure Inhalte for free weg.
Zum Glück gibt es noch kein werbefinanziertes, frei verfügbares Privatfernsehen.
Über das geforderte Leistungsschutzrecht für Presseverlage:
Ich bin sicher, dass ein Leistungsschutzrecht kommen wird. Das ist ein Thema für alle Verlage: Man kann nicht Inhalte teuer herstellen und dann nur kleine Erlöse erzielen. Das wird nicht funktionieren. Wie das im Detail geregelt wird, muss man sehen. Aber die Tatsache, dass die Verlage mal klar machen müssen, dass Inhalte Geld kosten, halte ich für absolut richtig und notwendig.
Das Verhältnis zwischen Kosten und Erlöse wird in einer Marktwirtschaft über den Marktpreis geregelt. Natürlich kann man nicht etwas teuer herstellen und dann keine Erlöse erzielen, die die Kosten decken und Profit bringen. Vielleicht sind die Produkte der Verlage aber auch einfach zu teuer? Und/oder sie liefern nicht, wonach der Leser verlangt?
In einem Interview, das Burda ebenfalls der FAZ gab, heißt es dann so :
Wir können nicht Inhalte herstellen, von denen andere am stärksten profitieren. Das sieht auch die Bundesregierung so, und ich wünsche mir, dass auch der Bundesverband der Deutschen Industrie das verstehen wird. Die Verleger brauchen das Leistungsschutzrecht. Es ist ein Recht am Inhalt, ähnlich dem von Patenten.
Letzten Endes stellen die Verlage (nicht viele) Inhalte online bereit, die sie nicht vermarktet bekommen. Die meisten deutschen Medien stellen nur einen Bruchteil ihrer Inhalte kostenlos bereit. Und dieser Bruchteil wird schlecht vermarktet.
Wer verdient denn neben den Verlagen am stärksten an den Inhalten? Lassen wir robots.txt einmal außen vor: Google und co. verdienen hauptsächlich nicht an Werbung neben Links zu Irak-Berichten und Politik-Artikeln Geld, sondern mit transaktionalen Suchen, also Suchen, die mit Kaufabsicht getätigt werden.
Davon abgesehen, machen die Inhalte der Presseverlage bekanntlich nur einen verschwindend geringen Teil der gesamten von Suchmaschinen erfassten Inhalte aus:
Nur gut fünf Prozent der Top-10-Ergebnisse gehören zu den Verlags-Angeboten. Anders formuliert: 95 % aller deutschen Suchabfragen beinhalten auch jetzt schon keine Ergebnisse von Verlagsseiten auf Seite eins.
[..]
Vier Prozent der Seiten im deutschen Google-Index gehören zu den Verlagsdomains. Das ist das 250-fache der Seiten, die Google von der deutschen Wikipedia kennt. Diese Inhalte liegen in Google jedoch abgeschlagen auf hinteren Ergebnisseiten verboren.
Siehe zu Burdas Aussagen auch:
- Christian Jakubetz: Ein Tag, der mal wieder alles ändert
- Thomas Knüwer: Hubert Burda und das Omen namens BBDO Proximity