Update am Ende des Artikels.
Vor ein paar Tagen hatte ich darüber geschrieben, dass 1&1 eine falsche Entscheidung bei der Ausschließung des Android Markets getroffen habe. Auf dem SmartPad haben die Tabletnutzer keinen Zugriff auf die Tausenden von Android-Applikationen, die über den Android Market vertrieben werden. Stattdessen bietet 1&1 einen eigenen "AppStore" an.
Wie sich herausstellte, lag der Grund hierfür weniger bei 1&1 als vielmehr bei Google.
Andreas Maurer von 1&1 kommentierte:
Das SmartPad erfüllt - wie vermutlich alle Tablet-PCs, die aktuell in der "Mache" sind schlicht einige Kriterien nicht, die Google als Anforderung für die Nutzung des Android Market stellt. Uns vorzuwerfen, "Kontrolle über den Distributionskanal" behalten zu wollen, ist schon lustig: Auf dem SmartPad lässt sich jede Android-Anwendung installieren, die man aus dem Netz herunterladen kann, eine .apk-Datei genügt. Allerdings haben SmartPad-Anwender beim 1&1-Store die Gewissheit, das alle Anwendungen für die Nutzung geeignet und vorher getestet sind.
Das Gleiche trifft für das ebenfalls auf Android basierende Archos 7 Home Tablet zu. Das Handelsblatt hat einen Vergleich zwischen dem Archos-Tablet und dem SmartPad veröffentlicht und schreibt unter anderem:
Was der 1&1-App-Shop leisten wird, bleibt abzuwarten, der Archos 7-Shop jedenfalls ist in weiten Teilen eine Enttäuschung. Wenige Apps, teilweise fehlerbehaftet. Wer die großen Standard-Apps aus dem Google-Shop will, ist jedenfalls mit den Billig-Tabs schlecht beraten.
Warum verwehrt Google den Tablet-Herstellern noch den Zugang zum Android Market, wenn die meisten Applikationen auf den Tablets laufen würden?
Google versucht krampfhaft, die ausufernde Fragmentierung des Android-Ökosystems so gering wie möglich zu halten. (Etwas, vor dem Apples iOS-System noch relativ sicher ist.)
Offensichtlich sind die App-Entwickler Google wichtiger als die Tablet-Hersteller. Um den Entwicklern keine weiter zunehmende Fragmentierung zuzumuten, 'bestraft' Google lieber die Tablet-Hersteller, bis Google eine für die Entwickler hinnehmbare Lösung gefunden hat. Das ist für Google insofern sinnvoll, als dass der wahre Lock-In über die Applikationen kommt. Google muss also die Entwickler zufrieden stellen, nicht die Tablet-Hersteller, die so oder so auf den Android-Zug aufspringen werden.
Wahrscheinlich wird Google die Tablet-Restriktionen erst mit dem Release des für das vierte Quartal diesen Jahres angekündigtem Android 3.0 aufheben:
There's said to be a new 1280 x 760 resolution available for devices larger than 4 inches, which would dovetail nicely with Verizon's desire to bring a bunch of Android tablets to market.
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft könnten dann also tatsächlich nützliche Android-Tablets auf dem Markt kommen.
Update: Im Handelsblatt-Artikel wird als Grund für die Android-Market-Verweigerung das Fehlen von UMTS und GPS-Sensor genannt. Das sogenannte Compatibility Definition Document (PDF) für Android 2.1 (ebenso wie für 1.6 (PDF)) bestätigt die Bedingung, dass ein GPS-Sensor vorhanden sein muss, um vollständig Android-kompatibel zu sein und somit Zugriff auf den Android Market zu erhalten:
8.12. GPS
Device implementations MUST include a GPS, and SHOULD include some form of "assisted GPS" technique to minimize GPS lock-on time.
Das unterstützt meine Theorie, dass es Google hier vor allem darum geht, die Fragmentierung gering zu halten. Die Entwickler erhalten (unter anderem) die Gewissheit, dass die Geräte GPS unterstützen.
Das Compatibility Definition Document und die darin festgehaltenen Bedingungen wurden formuliert, um Fragmentierung zu minimieren:
The CDD defines in gory detail exactly what is expected of Android devices. It clearly states, for example, that devices may not omit most components, and that the official Android APIs may not be altered. In a nutshell, the CDD exists to remove ambiguities around what’s required of an Android device.
Das Dell Streak Tablet, das mit einem 800x480-Pixel-Display kommt und GPS und UMTS unterstützt, hat Zugriff auf Googles Android Market.
Neben den Grundvoraussetzungen für die Hardware setzt Google auch auf die Entwickler, um das App-Ökosystem und die Fragmentierung der Android-Hardware unter einen Hut zu bekommen:
As stewards of the platform we realize that it’s vital to allow only compatible devices to participate in the Android ecosystem. So, we make compatibility a strict prerequisite for access to Android Market and the right to use the Android name. This means that developers can rely on the fact that Android Market — the keystone of the Android ecosystem — will only allow their apps to run on compatible devices. It’s pretty self-evident that a single app ecosystem is better than many small ones, so OEMs are generally pretty motivated to ship compatible devices.
[..]
There almost certainly will be devices that have access to Android Market that probably weren’t quite what you had in mind when you wrote your app. But this is a very good thing — it increases the size of the potential audience for your app. As long as you accurately list your app’s requirements, we’ll do the rest and make sure that your app won’t be accessible to a device where it won’t run properly.
(Hervorhebung von mir)