8. Apr. 2010 Lesezeit: 2 Min.

Wie Multihoming zweiseitige Märkte beeinflußt

Dieser Artikel ist Teil einer Serie über zweiseitige Märkte. Auf zweiseitigen Märkten treffen zwei unterscheidbare Gruppen aufeinander, deren jeweiliger Nutzen steigt, wenn die Marktteilnahme der anderen Gruppe größer wird.

Multihoming allgemein

Multihoming ist der parallele Einsatz mehrerer Plattformen auf einer der Nutzerseiten. Mitglieder einer Gruppe findet man also auf mehr als einer Plattform wieder. Das erlaubt der anderen Gruppe einen größeren Spielraum bei der Wahl der jeweiligen Plattform.

Beispiele für Multihoming:

  • Eine Familie, die mehrere Spielkonsolen besitzt
  • Ein Softwareentwickler, der für Windows und Mac entwickelt
  • Ein Geschäft, das mehrere Kreditkarten akzeptiert
  • Ein Endkonsument, der mehrere Kreditkarten besitzt
  • Ein Werbekunde, der Werbung in mehreren Medien schaltet

Man sieht: Multihoming kann auf beiden Seiten stattfinden: Bei der Seite, die auf dem zweiseitigen Markt etwas anbietet, und bei der Seite, die auf dem zweiseitigen Markt etwas nachfragt.

Multihoming wird notwendig, wenn konkurrierende Plattformen inkompatibel sind, aber Nutzen aus ihnen gezogen werden kann. Sofern mehrere konkurrierende Plattformen auf dem Markt sind, ist es nicht ungewöhnlich, dass mindestens eine Seite Multihoming betreibt.

Auswirkungen von Multihoming

Wird Multihoming auf einer Seite betrieben, lässt der Wettbewerb zwischen Plattformen für diese Nutzerseite nach. Der Einsatz von Plattformen auf dieser Seite nimmt zu, selbst wenn die Anzahl der einzelnen Akteure gleich bleibt, da der Einzelne mehr Plattformen nutzt. Um Wettbewerbsvorteile zu erhalten, werden die Plattform-Provider verstärkt um die Seite werben, welche kein oder wenig Multihoming betreibt oder betreiben kann.

Was heißt das konkret? Schauen wir uns als Beispiel Spielkonsolen an. Wenn viele Spiele-Entwickler anfangen, ihre Spiele von einer Spielkonsolenplattform auf die andere zu portieren, sinkt der Anreiz für die Anbieter von Spielkonsolen (Sony, Nintendo und co.) die Gebühren für die Entwickler niedrig zu halten. Gleichzeitig werden die betroffenen Spielkonsolen aus Konsumentensicht austauschbar. Das Resultat: stärkerer Kampf um die Endkunden über zum Beispiel niedrigere Konsolenpreise.

Je nach Preisstruktur der Plattformen kann Multihoming auch begünstigt werden. So findet man Multihoming beispielsweise im Spielkonsolensektor oft auch auf Konsumentenseite vor. Da die ursprüngliche Hardware oft unter Kosten verkauft wird, können die Konsumenten für verhältnismäßig wenig Geld leistungsstarke Hardware erstehen (warum Konsolen unter Kosten verkauft werden, werden wir in einem späteren Artikel behandeln). In diesem Sektor spielt auch der Wunsch nach Vielfalt bei den Endkonsumenten eine Rolle. Das deutet darauf hin, dass je nach Wirtschaftszweig und Präferenzen der betroffenen Gruppen Multihoming unumgänglich ist und starken Einfluss auf die Preisstruktur der Plattformen haben kann. (siehe zum Thema Multihoming unter anderem Evans, David S. / Hagiu, Andrei / Schmalensee, Richard, Invisible Engines, How Software Platforms Drive Innovations and Transform Industries, Cambridge/MA / London 2006, S. 67-69)

Im nächsten Artikel: Multihoming bei Internetplattformen

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Dieser Artikel ist Teil der Serie "Zweiseitige Märkte: Die ökonomische Theorie hinter Facebook, Twitter und co."

Alle Artikel findet man hier:

  1. Zweiseitige Märkte: Die Grundlagen
  2. Wie Multihoming zweiseitige Märkte beeinflußt
Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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