..fragt zu recht Michael Seemann:
Als Google seine Kampagne gegen das Leistungsschutzrecht gestartet hatte, fasste ich mir an den Kopf und dachte „Just Not Helping!“. Wenn Google als Google mit offenem Visier gegen die Position des guten, alten deutschen Qualitätsjournalismus (das Residuum des deutschen Bildungsbürgers!) antritt, dann kann es nur verlieren. Von links bis rechts schließen sich sofort die Reihen gegen den “amerikanischen Konzern“, der ja “nur seine eigenen Interessen verfolgt” (Im Gegensatz natürlich zu den integren deutschen Verlagen, die nur die Demokratie retten wollen!). Und tatsächlich war haargenau diese Argumentation in ihrer einfältigen Schlichtheit von Spiegel Online bis FAZ über Süddeutsche nachlesbar. Was aber ebenfalls zum Ausdruck kam, war die bis ins groteske übersteigerte Bigotterie, die hier von den Verlagen betrieben wird (schön auseinander genommen von Stefan Niggemeier). Und da merkte ich: Vielleicht hat die Google-Kampagne ja doch etwas gutes. Vielleicht sollte man diesen Konflikt, der da im Untergrund die Debatte mitbestimmt mal herauskramen und in aller Offenheit darlegen.[..]Hier, beim Leistungsschutzrecht, lässt sich die antiimperialistische Denke recht gut herausextrahieren, denn die altlinken Netzaktivisten distanzieren sich völlig ohne Not vom “amerikanischen Konzern”, dessen Interessen sie teilen. Der Datenschutzdiskurs ist da viel verstellter. Da ist nicht mehr zu trennen, was jetzt reines Ressentiment und was echte Besorgnis ist. Aber es besteht kein Zweifel, dass die altlinken Reflexe beim Datenschutz ebenfalls die Debatte bestimmen. Und ich finde das immer extrem anstrengend.
Ich fand es bereits gestern interessant, dass Michael Hanfeld auf FAZ.net zwar klar gegen Google und Google News positioniert ist, aber das genau so wie Google News funktionierende, aber viel kleinere und deutsche Rivva zu schätzen scheint. Dass man bei der FAZ Rivva schätzt (oder zumindest da keinen Märtyrer schaffen will), könnte auch ein Grund sein, warum Rivva bisher von der Klagewut der FAZ verschont geblieben ist. (Dass eine solche Klage aussichtslos wäre, ändert nichts daran, dass sie ohne Probleme für ein solches kleines Ein-Mann-Projekt existenzbedrohend werden kann, womit das gewünschte Ziel dann ebenfalls erreicht wäre.)
Wie dem auch sei, der unterschwellig fast immer mitschwingende Antiamerikanismus in den deutschen Debatten zur Digitalisierung, die eben stark von amerikanischen Unternehmen bestimmt wird, fällt mir auch immer auf.