In der Sendung Breitband von Deutschlandradio Kultur wurde in der letzten Ausgabe folgende Frage diskutiert: Wieviel Transparenz wollen wir?:
Dieses Jahr startete mit einer Inflation des Transparenzbegriffs. Überall ist sie gefordert, Politik und Politiker sollen sie erfüllen, Motto soll sie sein, Leitmotiv und auch mal Mission. Wir fragen: Wieviel Transparenz ist eigentlich sinnvoll, wieviel davon wollen wir eigentlich? Nicht zuletzt das von Anonymous gestartete Webportal gegen Nazis wirft die Frage nach Kriterien auf, nach denen geleakt werden soll. Gleichzeitig wollen wir wissen, welchen Einfluss Whistleblower heute tatsächlich haben. Zwar ließ sich 2010 eine Diversifizierung von Leakingportalen beobachten, viele neue entstanden, doch es scheint, als sei auf diesen Plattformen nicht allzu viel los. Im Studio diskutieren Guido Strack vom Whistleblower Netzwerk, Christian Humborg, Geschäftsführer Transparency International Deutschland und Kollege Markus Heidmeier, ehemals Leaks-Blog-Autor bei Zeit Online.
Das Missverständnis, das die Diskussion letztes Jahr rund um Wikileaks begleitet hat, steckt hier bereits in der Frage: Was wir wollen oder nicht, spielt für Leak-Plattformen keine Rolle. So wie es einer unabhängigen Presse egal sein sollte, ob die von ihr veröffentlichten Informationen den betroffenen Politikern gefällt oder nicht.
Leak-Plattformen wie Wikileaks und co. sorgen gerade dafür, dass Informationen publik werden, ohne dass 'wir' entscheiden können, ob wir so viel Transparenz wollen oder nicht. Überspitzt und vereinfacht gesagt: Der einzelne Informant entscheidet für uns, was öffentlich sein soll und was nicht.
Wer sagt "Alles super. Wir müssen aber [XY] wahren." spricht nicht über die Post-Wikileaks-Zeit sondern über die davor.