Aufgrund des bevorstehenden Börsengangs von Groupon wurden einige interessante Zahlen veröffentlicht. Zum Beispiel über den Groupon-CityDeal-Deal der Samwers:
Von den 950 Mio. Dollar, die Groupon im Januar 2011 eingesammelt hat, flossen dem Dokument zufolge 170 Mio. Dollar an die CityDeal-Investoren (Rocket Internet, Holtzbrinck Ventures, eVenture Capital Partners und Kinnevik).
Die Investorengruppe um die Samwer-Brüder hat damals rund ein Viertel ihrer Groupon-Anteile verkauft, hält aber immer noch 10,3% der Unternehmensanteile.
Interessant sind auch die Entwicklungen in der Berliner Abteilung von Groupon:
Im letzten Quartal hat Groupon alleine für Berlin Gutscheine im Wert von 6,1 Mio. Dollar verkauft. Im internationalen Vergleich hat Berlin eine der höchsten Quoten von gewonnenen Abonnenten, die auch tatsächlich schon Gutscheine gekauft haben.
Das ist insofern interessant, als dass das deutsche Groupon (also das ehemalige CityDeal) einiges von dem, was Groupon in den USA ausmacht, nicht sehr beachtet. Es bleibt abzuwarten, ob Berlin langfristig auf den vorderen Groupon-Plätzen mit seiner aktuellen Strategie bleiben wird. Der Erfolg innerhalb von Groupon ist aber beachtlich (und zumindest für mich ein Stück weit überraschend).
Die Artikel zum Groupon-Börsengang schreiben sich fast von allein. Wer noch Hilfe benötigt, findet sie im Alphaville-Blog der Financial Times:
1) Asinine joke about how this IPO isn’t the kind of discount you’d find on the Groupon site itself. Shoot yourself.
2) Discuss: bubble or no bubble? Ponder the existential meaning of being in a “not-a-bubble”.
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Es ist tatsächlich bemerkenswert, wie wenige Groupon angemessen beurteilen können. Überraschend ist es aber nicht, wenn Zahlen und Vorgänge den gewöhnlichen Rahmen und die Vorstellungskraft vieler sprengen. Ein simples "Wow, die machen Verlust. Und wollen trotzdem an die Börse?" reicht da nicht.
Die entscheidenden Fragen stellt Jochen Krisch auf Exciting Commerce:
Wie sind Anlaufverluste in einer Größenordnung von mehreren hundert Millionen Dollar einzuschätzen für ein stark wachsendes Unternehmen, das in kürzester Zeit ein weltweites Vertriebssystem auf die Beine stellen will für ein Konzept, das in dieser Form noch niemand kennt?
Wie weit kann Groupon seine Vertriebsaufwendungen (in Richtung Händler) und seine Marketingaufwände (in Richtung Kunden) über die Zeit reduzieren? Und kann Groupon für alle Beteiligten dauerhaft attraktiv bleiben?
Die Antworten sind bei weitem nicht so offensichtlich, wie es einige Naysayer glauben machen wollen.
Ein Vergleich: Amazon, das 1997 an die Börse ging, meldete erst für das vierte Quartal von 2001 erstmals einen Reingewinn.
Wer heute angesichts der dem Wachstum geschuldeten Verluste von Groupon, dem Dienst ausschließlich deswegen schlechte Aussichten ausstellt und misstrauisch auf den Börsengang schaut, hätte diese Schlussfolgerung auch bei Amazon getroffen. Baut man ein globales Unternehmen mit Rekordgeschwindigkeit auf, ist es normal, dass man in dieser Zeit statt Gewinne Verluste ausweist.
Für Investoren bedeutet Groupon mit seinen hochgesteckten Ambitionen deswegen vor allem: Geduld haben.
“I would urge any investor to think about the fundamentals,” said Sucharita Mulpuru, a Forrester Research retail analyst. “Sure Groupon could be the next Amazon, but as an investor do you have the patience to wait them out?”
Warum? Groupon setzt auf (langfristiges) Wachstum:
In a letter to prospective shareholders, Groupon’s chief executive, Andrew D. Mason, highlighted the company’s growth opportunities but cautioned investors to temper their profit expectations.
“In the past, we’ve made investments in growth that turned a healthy forecasted quarterly profit into a sizable loss,” he said. “When we see opportunities to invest in long-term growth, expect that we will pursue them regardless of certain short-term consequences.”
Vor Groupon stehen unter anderem große organisationale Herausforderungen. Ob Groupon der nächste E-Commerce-Juggernaut wird, ist noch offen, aber die Zeichen dafür stehen meines Erachtens insgesamt relativ gut.
Woran ich das festmache?
An drei Punkten:
- Groupon ist extrem stark im E-Mail-Kanal und erreicht dort den Mainstream.
- Groupon hat es geschafft, lokale Geschäfte zum Online-Marketing (=Groupon) zu bringen.
- Groupon arbeitet im mobilen Sektor und mit der eigenen Plattform bereits an den Orten, wo die Zukunft für Groupon liegen wird. In beiden Bereichen macht es meiner Meinung nach aktuell mehr oder weniger alles richtig.
Punkt 1 und 2 deuten darauf hin, dass das Unternehmen weiß, was es im Alltag macht. Punkt 3 darauf, dass man bei Groupon weiß, wo man hinwill/-muss.
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Am Montag, den 6.6., werde ich um 11 Uhr auf DRadio Wissen ein wenig über Groupon sprechen.
Grundsätzliche Ausführungen zum Geschäftsmodell von Groupon: