24. Mai 2013 Lesezeit: 2 Min.

Zwei Bücher über den Verkauf von Büchern

Zwei nicht neue, aber aktuelle und empfehlenswerte Bücher über den Handel mit Büchern. Ich würde gern angeben, wo ich die Hinweise her hatte, weiß es aber nicht mehr.

"The Late Age of Print: Everyday Book Culture from Consumerism to Control" von Ted Striphas (2010), der Link führt zu Amazon UK, bei DE gibt es momentan nur das Hardcover. Hier eine ausführliche Rezension
und
"Reluctant Capitalists: Bookselling and the Culture of Consumption" von Laura J. Miller (2006)

Beiden Büchern kann man entnehmen, dass die Buchbranche nicht so konservativ ist, wie ihr gern (von Leuten wie mir) unterstellt wird. Bei einigen Entwicklungen war sie ganz vorn mit dabei: Bücher gehörten zu den ersten kommerziellen Weihnachtsgeschenken. "Not only that, but they were integral to the development of a modern Christmas holiday primarily organized around familial gift exchange. (...) Selecting a mass-produced consumer good, in other words, became a meaningful expression of one’s consideration and goodwill in no small part through the popularity of gift books. Second, the bookplates allowed the gift giver the opportunity to further personalize his or her selection, for they generally included a small amount of blank space upon which to pen an inscription. These pages, however, were preprinted at the factory, again suggesting a blurring of boundaries between mass industrial production and personal sentiment."

Bücher waren unter den ersten Artikeln, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Kredit gekauft wurden. Buchhandlungen funktionierten nach dem Selbstbedienungsprinzip der Supermärkte, bevor es Supermärkte gab. Die Einführung der ISBN, die Entstehung der großen Buchhandelsketten, die Rolle von Oprah Winfrey in der US-Buchbranche, das alles und noch einiges mehr steht bei Striphas. Insgesamt fand ich es das schwächere Buch der beiden; manchmal will Striphas unbedingt etwas Politisches über Unterprivilegierte sagen, hat dafür aber leider im Unterschied zu seinen anderen Themen nur dürftiges Belegmaterial.

Bei Laura Miller geht es im Wesentlichen um den Konflikt, in dem alle Buchbranchenangehörigen stecken: wie man das Buch gleichzeitig als Ware und doch nicht als Ware behandelt. Ich streiche mir die Hälfte jeder Seite an und kann hier nicht alles Interessante aufzählen, aber ich habe daraus unter anderem gelernt, dass der Übergang von der "autoritären" Buchempfehlung "dies sollst du lesen, denn es ist gut für dich!" zum Versuch einer individuellen Beratung ohne Besserungsanspruch wesentlich älter ist, als ich dachte. Es geht um das Spannungsfeld zwischen un-elitärer Ansprache der potenziellen Käufer und gleichzeitiger Kulturelitenkulisse, die Gründe für den Wandel in Organisationsstruktur und Inneneinrichtung der Buchhandelsketten, und die Probleme "unabhängiger" Buchhandlungen, zu erklären, welche Vorteile ihre Existenz den Kunden bietet. Ich habe, glaube ich, zum ersten Mal so einigermaßen verstanden, warum es die Buchpreisbindung gibt. (Am Beispiel der USA, wo ihre Einführung mehrfach und bis heute gescheitert ist.) Obwohl das Buch 2006 erschienen ist und die Recherche offenbar um 2004 endete, die heute aktuellen Entwicklungen rund um Amazon und E-Book also noch keine große Rolle spielen, kann man von Miller mehr über die gegenwärtige Situation der Branche lernen als aus vielen neueren Beiträgen.

(Disclosure, man sieht es ja eh bei Goodreads: Das zweite Buch habe ich noch nicht zu Ende gelesen.)

Großartig! Du hast Dich erfolgreich angemeldet.
Willkommen zurück! Du hast Dich erfolgreich eingeloggt.
Du hast neunetz.com erfolgreich abonniert.
Dein Link ist abgelaufen.
Erfolg! Suche Dein in Deiner E-Mail nach einem magischen Link zur Anmeldung.
Erfolg! Deine Zahlungsinformationen wurden aktualisiert.
Deine Abrechnung wurde nicht aktualisiert.