• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar
  • Über
  • Für Mitglieder
  • Produkte
  • Abonnieren
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
  • Login

neunetz.com

Wirtschaft im digitalen Zeitalter.

  • Analysen der digitalen Wirtschaft
  • Umbruch der Automobilbranche
  • Amazon analysiert
  • Big Tech

„Verleger-Schreck“ Flipboard: Auch auf Tablets gelten Marktdynamiken des Webs

26. Juli 2010 by Marcel Weiß 5 Comments

flipboardVor zwei Monaten hatte ich über Medien-Applikationen auf dem iPad geschrieben und ausgeführt, dass auch auf dem iPad die Marktdynamiken des Internets weitgehend ihre Gültigkeit behalten. Das betrifft beispielsweise die zunehmend um sich greifende Trennung von Produktion und Distribution von Inhalten. Ich schrieb unter anderem:

Auch in einem Ökosystem, in dem Apple die meisten Infrastruktur-Fäden in der Hand hält, bleibt die Grundausgangslage die gleiche: In einem digitalen Markt, der von Vernetzung bestimmt ist, kommt es zu einer kleinteiligeren Arbeitsteilung zwischen Unternehmen, weil die Vernetzung eine einfachere Verknüpfung der Wertschöpfungsbeiträge ermöglicht. Die mittlerweile bekannte Senkung der Transaktionskosten. Jene Art von Kosten, welche nach Ronald Coase bekanntlich massgeblich für das Entstehen von Unternehmen verantwortlich sind.

Das macht sich unter anderem in Feedreader-Applikationen bemerkbar. Das iPad scheint aber auch eine besondere Art von Apps zu begünstigen, die neben oder statt RSS-Feeds auf Links aus dem Social Graph setzen. Als Webapplikationen dieser Art von Aggregatoren sind Twitter Times und andere bekannt.

Eine bemerkenswerte neue Applikation dieser Gattung für das iPad ist das jüngst erschienene Flipboard. Es setzt neben auswählbaren Inhaltebündeln vor allem auf die Integration der auf Twitter und Facebook geposteten Links. Nach Integration des Twitter- und/oder Facebook-Accounts mit Flipboard, landen dort die Artikel, die von Freunden verlinkt wurden. Und es kommt mit einer ansprechenden Optik. Das Flipboard ging nach dem Launch einmal quer durch die Blogosphäre und die Mainstreammedien . Eine Zusammenfassung der Funktionen findet man auf dem iPad-Magazin.

Was zeichnet das kostenlose Flipboard aus?

1. Es sieht gut aus.

2. Es bezieht die Inhalte statt aus einer hierarchischen Redaktion aus dem Social Graph des Nutzers; also von seinen Online-Kontakten auf Twitter und Facebook. Die so erhaltenen Inhalte werden ausserdem noch automatisch ausgewertet.

3. Und es ist gut in die bestehenden Netzwerke integriert (Man kann beispielsweise bereits Links an Twitter schicken und auf Facebook eingestellte Inhalte mit einem ‚Like‘ versehen.)

Punkt Zwei ist die Trennung von Produktion und Inhalt. Die Flipboard-Macher müssen sich nicht mit der Produktion von Inhalten beschäftigen. Das Web gibt ihnen die Möglichkeit, die Produktion (Publisher) _und_ die Distribution (Nutzer von Facebook und Twitter) anderen zu überlassen.

Die Flipboard-Macher konzentrieren sich auf die Aufbereitung, das Interface und weitere Funktionen. Das führt zu Punkt Eins und Drei. Bereits in der ersten Version kann die Flipboard-App mit vielen Verlags-Applikationen mithalten und ist im Bereich Eye-Candy sogar oft besser.

Während die Presseverlage alles – Inhalte zu allem, und ihre Verbreitung und Aufbereitung – aus einer Hand bieten wollen, konzentriert sich Flipboard auf genau eine Aufgabe. Weil der Rest vom Web erledigt wird. Flipboard hat für das Aufbauen eines Unternehmens rund um die Lösung dieser Aufgabe von Investoren 10,5 Millionen Dollar erhalten. Welcher IT-Abteilung eines Presseverlages wird wohl ein ähnliches Budget zur Verfügung stehen?

Ich führte die unterschiedlichen Ausgangslagen von unabhängigen App-Entwicklern und internen Lösungen von Presseverlagen vor zwei Monaten so aus:

Gute(!) Entwickler haben in der Regel bessere Verdienstmöglichkeiten mit selbständig angebotenen Apps, statt diese im Auftrag für Verlage zu entwickeln. (Der Entwickler Marco Arment kann von den Instapaper-Einnahmen nach eigener Aussage sein Haus bezahlen.) Und sie haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf der inhaltlichen Seite.

Der Vorteil auf der inhaltlichen Seite: Applikationen wie das Flipboard sind publikationsagnostisch. Die Inhalte erscheinen, egal wo sie publiziert wurden. Die Apps der Presseverlage sind lediglich hübschere, an die Multi-Touch-Bedienung angepasste Oberflächen der eigenen Websites.

Fazit: Im Vergleich zum industriellen Zeitalter finden wir eine kleinteiligere Arbeitsteilung im vernetzten Informationsmarkt vor.

Das Geschäftsmodell der heutigen Presseverlage beruht darauf, alles aus einer Hand anzubieten. Folglich passt ihnen diese Entwicklung natürlich nicht. Vielen wird bald angesichts von Flipboard dämmern, dass Eye-Candy nicht das durchschlagende Argument für Bezahlschranken auf dem iPad sein wird.

Meedia hat bereits zum Launch getitelt: Flipboard: Verleger-Schreck auf dem iPad. Spiegel Online fragt gleich im Lead-In seines Testes: „Ein Angriff auf klassische Medien?“ und schließt mit folgendem Fazit:

Viele Profi-Layouter, Journalisten und andere Fachleute werden nicht begeistert sein, dass das Social-Media-Magazin von morgen von einem Algorithmus gestaltet werden soll. Aber wesentlich besser, reicher, wertiger als eine Twitter-Timeline oder ein Facebook-Newsfeed sieht das Angebot von Flipboard schon jetzt aus. Und der Angriff auf die klassischen Medienanbieter hat erst begonnen.

Und Carta führt aus:

Mit ziemlicher Sicherheit dürfte sich in den nächsten Monaten irgendwo einen Verlag finden, der seine Inhalte hier zu Unrecht übernommen sieht. Das Grundproblem hierfür liegt aber weniger in der Auslegung überkommener oder neuerer Rechtsvorschriften (Leistungsschutzrechte!), sondern im Paradigmenwechsel der Distribution von Nachrichten.
Hierfür werden die Verlage noch einsehen müssen, dass die klassischen Bindung der Leser, wie sie im Zeitalter der Printmedien möglich und üblich war, sich in der digitalen Gesellschaft nicht wird aufrechterhalten lassen.

Beschwerden von Verlagsseite liesen nicht lang auf sich warten: Unter anderem Handelsblatt und Sueddeutsche veröffentlichten eine Meldung der dpa, in der sich der BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) vorsorglich bezüglich Urheberrecht und Leistungsirgendwas besorgt zeigt. Matthias Spielkamp kommentiert recht passend die Frage, wie der BDZV über Fragen zu einem Recht sinniert, das gar nicht existiert.

Aber die Existenz von Flipboard könnte auch darauf deuten, was die Presseverlage mit dem Leistungsschutzrecht auch wollen: Die Kontrolle über ihre Inhalte so weit ausbauen, dass notfalls disruptive Markteinsteiger abgewürgt werden können. Mit dem Urheberrecht kommen sie da bisher nicht weit. (Wie man unter anderem an Aggregatoren wie Google News sehen kann.)

Anbieter von Applikationen wie Flipboard haben enorme Wettbewerbsvorteile, wie oben bereits ausgeführt wurde. Das Geschäftsmodell der Presseverlage und ihre eigenen Strukturen verhindern ihnen mehr oder weniger, einen ähnlichen Weg zu gehen. Also müssen sie diesen Weg für andere unterbinden, notfalls eben mit gesetzlichen Schranken.

Natürlich wird es noch eine Debatte rund um Flipboard und dessen Praktik geben müssen, Artikel von Websites zu nehmen und in der Applikation anzureissen. Siehe dazu etwa Gizmodo und GigaOm. Man kann argumentieren, dass Flipboard lediglich eine Art hübscherer Feedreader mit innovativer Abo-Funktion ist. Aber vor allem Websites von Mainstream-Angeboten bieten oft nur RSS-Feeds mit kurzen Teasern an, die für die längeren Anrisse bei Flipboard nicht verwendet werden. Flipboard setzt eine eigene Parsing-Engine ein, die die Länge der Artikel-Anreisser auch von der Länge der Inhalte in den RSS-Feeds abhängig macht, wie man gegenüber Gizmodo ausführte.

(Davon abgesehen ist die New York Times kürzlich erst gegen eine RSS-Applikation vorgegangen, weil diese den NYT-Feed verwendet hat. Der Beweggrund der NYT dürfte der selbe gewesen sein, wie der der deutschen Presseverlage bei der Initiative zum Leistungsschutzrecht. Es geht um Kontrolle der Distribution.)

Flipboard wird nicht die letzte Applikation dieser Art sein. Ganz im Gegenteil. Und schließlich wird nicht eine Applikation allein die für das Web so fundamentale Trennung von Produktion und Distribution weiter vorantreiben, sondern die gesamte Klasse dieser Applikationen.

Sollte Deutschland ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage bekommen, könnten etwa Applikationen wie Flipboard über kurz oder lang aus dem deutschen AppStore verschwinden. Dass damit eine effizientere Lösung des Problems der Informationsverbreitung eliminiert würde, ist dabei ein Feature, kein Bug.

Bemerkenswert, wie schnell der Traum der Verleger platzt, Multitouch-Tablets könnten die Medienwelt zurückdrehen und die Netzökonomie aushebeln. Aber zum Glück gibt es ja noch Lobbyisten.

Teilen mit:

  • E-Mail
  • WhatsApp
  • Telegram
  • Facebook
  • Twitter
  • LinkedIn
  • Pocket

Filed Under: Analysen, Medienwandel, Netzökonomie Tagged With: Bezahlschranken, Flipboard, iPad, Presseleistungsschutzrecht, Top

neunetz.com Nexus

neunetz.com wird unterstützt von Mitgliedern. Mitglieder von neunetz.com Nexus erhalten exklusiv einen wöchentlichen Newsletter, eine monatliche tiefgehende Analyse und Zugang zu einem Fachforum, um die Strategien der digitalen Wirtschaft besser zu verstehen. Mehr Informationen zu Nexus hier.

About Marcel Weiß

Marcel Weiß, Jahrgang 1979, ist Gründer und Betreiber von neunetz.com.
Er ist Diplom-Kaufmann, lebt in Berlin und ist seit 2007 als Analyst der Internetwirtschaft aktiv. Er arbeitet als freier Strategy Analyst und schreibt als Business Analyst bei digital kompakt, ist Co-Host des Exchanges-Podcasts, schreibt für diverse Publikationen, und hält Vorträge zu Themen der digitalen Wirtschaft. Mehr zum Autor.
Mit Marcel Weiß auf Twitter und auf Linkedin vernetzen. (Mehr)

Reader Interactions

Was Nexus-Mitglieder dazu sagen

  1. André Paetzel says

    26. Juli 2010 at 08:15

    Ich finde Flipboard auch echt klasse, ledier funktioniert aber bis heute nicht die Integration von Twitter und Facebook.

    Hat jemand die gleichen Probleme? Werde es heute Abend einfach neu installieren!

  2. Marcel Weiss says

    26. Juli 2010 at 11:42

    Flipboard wurde von der Flut der Reviews in Blogs und den Mainstreammedien überrascht. Aktuell kommen ihre Server mit den Anfragen nicht mit. Das sollte sich in den nächsten Tagen legen.

Trackbacks

  1. Linkdump for 26. Juli 2010 Links synapsenschnappsen sagt:
    27. Juli 2010 um 01:13 Uhr

    […] “Verleger-Schreck” Flipboard: Auch auf Tablets gelten Marktdynamiken des Webs – (Tags: Syndication Aggregation SocialGraph agenda_setting ) […]

  2. Lesetipps für den 26. Juli | Netzpiloten.de - das Beste aus Blogs, Videos, Musik und Web 2.0 sagt:
    27. Juli 2010 um 08:35 Uhr

    […] “Verleger-Schreck” Flipboard: Auch auf Tablets gelten Marktdynamiken des Webs: Marcel Weiss analysiert für Neunetz die Konfrontation von Verlegern und Flipboard. Applikationen wie Flipboard, so seine These, greifen ganz normale Vorgänge im Web auf und übertragen sie auf Tablets: Sie nehmen Produzenten die Hoheit darüber, wie ihre Inhalte konsumiert werden. Die Verteilung von Nachrichten ist dadurch nicht mehr zu steuern – Nutzer konsumieren sie so, wie sie es möchten, nicht wie es ihnen vorgeschrieben wird. Eine Eigenschaft, die auf das gepriesene iPad genauso zutrifft wie auf jedes andere webfähige Gerät. […]

  3. Das Internet ist doch nicht schlecht – Die Renaissance des Lesens « Dotcom-Blog sagt:
    27. Juli 2010 um 09:14 Uhr

    […] Empfehlungen des Google Readers wird alles zu eine Informationspaket im Zeitungsstil aufbereitet. Neunetz schreibt, dass das iPad gerade diese “besondere Art von Apps begünstigt”. Das erhöht […]

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

Primary Sidebar

neunetz.com Nexus

Bereits Mitglied? Bitte einloggen.
Mitglied werden? Hier erfährst Du alles über den Nexus, den Mitgliederbereich von neunetz.com.

Über neunetz.com

"Die Zukunft ist hier. Sie ist nur noch nicht gleichmäßig verteilt." - William Gibson
Die Infusion von Software verändert jede Branche und jeden gesellschaftlichen Bereich. Manche früher, andere später. Plattformdynamiken und Netzwerkeffekte machen die digitale Wirtschaft komplexer. Seit 2006 analysiert und ordnet neunetz.com diese Aspekte und die Auswirkungen der wachsenden digitalen Wirtschaft auf andere Branchen und die Gesellschaft als Ganzes ein. (Mehr hier.)

Neue öffentliche Artikel von neunetz.com per Email

Produkte

neunetz.com-Briefings für Unternehmen Maßgeschneiderte interne Newsletter für Unternehmen.


Nexus: exklusive Analysen, Community und mehr für Mitglieder

neunetz.com durchsuchen

Podcasts

neunetz.fm
neunetz.fm
Digitale Wirtschaft besser verstehen
Listen On Apple Podcast Listen On Google Podcast

Podcast Subscription Menu

  • Visit Website
  • RSS Feed
neunetz aktuell 9: Clubhouse: Eine Analyse des Dienstes
by neunetz.fm
Hier geht’s zum Text: https://neunetz.com/2021/01/20/clubhouse-clubhouse-clubhouse-eine-analyse/

(Datei)


In neunetz aktuell erscheinen die Audio-Versionen der öffentlichen Texte von neunetz.com.

Bequem abonnieren: neunetz aktuell in iTunes, in Overcast, in Pocket Casts, in Castro und auf Google Podcasts.

—
neunetz aktuell 9: Clubhouse: Eine Analyse des Dienstes ist ein Podcast von neunetz.fm ~
Alle Folgen aller Shows auf neunetz.fm abonnieren:
Auf iTunes | Feed | Auf SoundCloud | Auf Twitter | Auf Facebook | Per Email

neunetz aktuell 9: Clubhouse: Eine Analyse des Dienstes
neunetz aktuell 9: Clubhouse: Eine Analyse des Dienstes
21. Januar 2021
neunetz.fm
Hier & Jetzt – Open Web 6: Eine Liebeserklärung an RSS
23. Dezember 2020
neunetz.fm
neunetz aktuell 8: Zalando & Chekhovs Follow-Button
23. Dezember 2020
neunetz.fm
neunetz aktuell 7: Überfluss in der Distribution
19. November 2020
neunetz.fm
neunetz aktuell 6: Microsofts Gamepass als das Netflix der Games
9. November 2020
neunetz.fm
neunetz aktuell 5: TikTok und Europa
2. September 2020
neunetz.fm
neunetzcast 83: TikTok, Indien, Hey und die Macht der Appstores
13. Juli 2020
neunetz.fm
neunetzcast 83: TikTok, Indien, Hey und die Macht der Appstores
13. Juli 2020
neunetz.fm
neunetzcast 83: TikTok, Indien, Hey und die Macht der Appstores
13. Juli 2020
neunetz.fm
neunetzcast 82: Ergibt ein Stories-Feature für LinkedIn und Twitter Sinn?
19. Juni 2020
neunetz.fm
Search Results placeholder
Listen On Apple Podcast Listen On Google Podcast

Podcast Subscription Menu

  • Visit Website
  • RSS Feed

Podcasts in der Lieblingsapp abonnieren!

Alle Podcasts von neunetz.fm jetzt abonnieren!
  • Apple Podcasts
  • RSS
  • SoundCloud
  • Overcast
  • PocketCasts
  • Castro

 

Archiv

Copyright © 2021 · News Pro on Genesis Framework · WordPress · Log in

loading Abbrechen
Beitrag nicht abgeschickt - E-Mail Adresse kontrollieren!
E-Mail-Überprüfung fehlgeschlagen, bitte versuche es noch einmal
Ihr Blog kann leider keine Beiträge per E-Mail teilen.