netzpolitik.org über das französische Hadopi und die dortige Three-Strikes-Regelung:
Zurzeit werden jeden Tag im Schnitt 2000 Mails versandt. Zwischen dem 1. September und 31. Dezember 2010 gingen fast 70.000 Mails raus. Mireille Imbert-Quaretta, Vorsitzende des Ausschusses zum Schutz der Urheberrechte bei Hadopi, kündigte auf der Konferenz an, einen Gang zuzulegen und 10.000 E-Mails pro Tag als Ziel für die erste Jahreshälfte 2011 anzusetzen. Eine Bilanz bezüglich der Effizienz der Behörde wird es aber erst in 18 Monaten geben.
Wie zu erwarten war, weichen die User dank der verhältnismäßig harten Gesetze auf Alternativen zu den leicht zu überwachenden Filesharing-Börsen aus:
Zudem gab es im französischen Netz in der letzten Zeit zahlreiche Artikel, die auf Mittel verwiesen, um Hadopi zu umgehen (MP3-Suchmaschinen, VPN-Dienste, Streaming etc.). Und tatsächlich boomt in Frankreich gerade Megaupload.com. Eine Untersuchung von comScore ergab, dass die Zahl der französischen Nutzer von 350.000 pro Monat im August 2008 auf 7,4 Millionen im November 2010 gestiegen ist.
Nicht autorisierte P2P-Aktivitäten sind nicht das Problem sondern ein Symptom der Veränderung, wie ich bereits mehrfach hier auf neunetz.com und anderenorts ausführte.
Genau so wenig wie Filesharing mit dem Ende von Napster beendet war, werden Urheberrechtsverstöße im Netz zurückgehen, wenn man unautorisierten P2P-Aktivitäten mit bürgerrechtlich fragwürdigen Gesetzen zu Leibe rückt. Die Digitalisierung und ihre Folgen bleiben bestehen. Folglich schwenken die Nutzer einfach auf Alternativen um, die sie nicht so leicht den aktuellen Gesetzen ausliefern wie es etwa öffentlich sichtbares Filesharing macht.
Das einzige, was härtere Gesetze zu Urheberrechtsverstößen im Netz bewirken, ist eine Beschneidung von Bürgerrechten.
In Frankreich scheint man diesbezüglich auch weiterhin auf der Überholspur zu sein:
Die Hadopi-Behörde meldete nun auf der Pressekonferenz an, zukünftig auch eine Beobachtung des Verkehrs von Streaming-Plattformen, Sharehostern und P2P-Netzwerken einzurichten. Die Quadrature vermutet daher, dass die Anfangsschwierigkeiten von Hadopi im Bezug auf die Durchsetzung von Urheberrechten zwar so weitergehen werden, die Behörde aber wohl eher langfristig zur Überwachung des Internet dienen wird.
Rudi Stahl says
Ich finde, die sollten sich lieber erfolgversprechenderen Projekten wie die Realisierung eines 'Perpetuum Mobile' zuwenden als dem das Internet mit Gesetzen regulieren zu wollen.