Als Twitter vor einigen Tagen mit der Einführung der Quickbar/Dickbar seine Werbeform auf recht brutale Art (die schnell korrigiert wurde) in den vor einem Jahr gekauften, mittlerweile offiziellen Twitter-iOS-Client integrierte, dürfte dem letzten klar geworden sein, wohin Twitter steuert. Deswegen wollte ich vor einigen Tagen einen Artikel über Twitter und das notwendig feindseliger werdende Verhältnis zur eigenen Plattform schreiben.
Aber dann kommt mir Twitter am Freitag zuvor und macht, womit ich seit der Übernahme von Tweetie rechnete: Twitter erklärt den eigenen Twitter-Client-Entwicklern, dass sie sich besser eine andere Geschäftsgrundlage suchen sollen.
Clients, die sind jetzt Twitter-Sache.
Inhalt:
Inhaltsverzeichnis
Was bisher geschah
Am vergangenen Freitag hat Ryan Sarver, Director of Platform bei Twitter, eine Bombe im Developerforum von Twitter platzen lassen. Die Hauptaussage: Drittanbieter sollen keine Clients mehr entwickeln, genauer gesagt: keine Clients, die sich an den Mainstream-Enduser richten.
Entwickler sollen sich lieber an anderen Zusatzdiensten versuchen:
- Publisher Tools
- Curation
- Realtime data signals
- Social CRM, enterprise clients, brand insights
Bedenkt man, dass das Client-Ökosystem massgeblich für Twitters Erfolg verantwortlich war und sogar den Dienst selbst massgeblich geformt hat (siehe unten zur API als Grund für den Erfolg), dürfte es kaum interessant sein für Entwickler, sich auf diese Felder mit vielen Ressourcen einzulassen.
Das Client-Plattform-Verhältnis: Werbung als Erlösmodell und vertikale Integration
Was vor ein paar Tagen passiert ist war, wie gesagt, seit der Übernahme des Clients Tweetie abzusehen. Die Timeline sieht ungefähr so aus:
1. Twitter kauft den Twitter-Client Tweetie.
2. Twitter entschließt sich, einen Teil seiner Einnahmen über Werbung/Promoted Tweets zu generieren. Die Promoted Tweets werden auf der Website eingesetzt.
Zu diesem Zeitpunkt hätte jedem Beobachter klar sein müssen, dass Twitter und Entwickler auf Kollisionskurs sind. Und wie erwartet gingen daraufhin auch die Investitionen in das Twitter-Ökosystem zurück.
Der bei jeder vertikalen Integration im Softwarebereich herangezogene Vergleich zu Windows und MS Office, der auch hier von einigen gezogen wurde, war, wie wir mittlerweile sehen können, fehl am Platze: Das Verhältnis zwischen Twitter und Clients ist eher vergleichbar mit dem zwischen Microsoft und Hardwareherstellern. Twitters Tweetie-Übernahme und der Erlösstrom Werbung wäre äquivalent mit einem Microsoft, das anfängt, eigene PCs zu bauen und zu vertreiben. Es ist eine grundlegende Änderung der Ausrichtung der Plattform.
Denn so ging es weiter:
3. Twitter integriert die Promoted Tweets in einen der offiziellen Clients.
4. Twitter beendet mehr oder weniger die Entwicklung neuer Enduser-Clients, um mögliche Konkurrenz für den eigenen Client zu minimieren.
Und so wird es weiter gehen:
5. Twitter wird die Anbieter von bestehenden Clients an die enge Leine nehmen. Twitter steht vor einem Dilemma: Am liebsten würden sie die bestehenden, weitverbreiteten Clients wie etwa Tweetdeck verschwinden sehen, weil sie Konkurrenz für die offiziellen Clients mit der integrierten Werbung sind. Je mehr Twitter Werbung in den Vordergrund schiebt, desto stärker schaffen sie Anreize für die User, den Client zu wechseln.
Twitter hat letztlich mehr oder weniger zwei Möglichkeiten, damit umzugehen, wenn sie an den Werbeerlösstrom glauben:
- a.) Sie schaffen ein Modell, in dem sie die Client-Anbieter für die Werbeeinblendung an den Einnahmen beteiligen.
- b.) Sie fordern die Einblendung von Trends und Promoted Tweets mit einer weiteren Änderung der TOS der API ein. (Darauf deutet die PR-Sprache mit der einheitlichen Mainstream-User-Experience hin.)
(Eine weitere Möglichkeit wäre, den Entwicklern einen werbefreien Premiumzugang zur API zu ermöglichen.)
Für was sie sich entscheiden, wird interessant zu beobachten sein. Auf jeden Fall werden die bestehenden Clients in das Werbemodell von Twitter einbezogen werden müssen. Das gilt besonders für die bestehenden mobilen Clients.
Es ist zu befürchten, dass Twitter kein Interesse daran hat, Anbieter von mobilen Clients die Alternative A anzubieten. Oder anders: Twitter könnte ihnen ein schlechtes Angebot machen, das sie aber nicht ablehnen können, weil Twitter als Plattform-Provider am längeren Hebel sitzt.
TechCrunch hat eine vielsagende Änderung in den API-TOS von Twitter entdeckt:
January 3 version:
We want to empower our ecosystem partners to build valuable businesses around the information flowing through Twitter.
March 11 version:
We want to empower our ecosystem partners to build valuable tools around the information flowing through Twitter.
Twitter sieht sich offensichtlich nicht mehr als Plattform, auf der Unternehmen florieren können.
Auch das ist wenig verwunderlich. Ich schrieb vor einem Jahr:
Es ist kein Zufall, dass kurz nach der Tweetie-Übernahme die Clients Seesmic und Tweetdeck in ihren neuen Versionen vor allem mit neu unterstützten Diensten glänzen.
[..] Das ist das einzige, was für Client-Anbieter wie Tweetdeck sinnvoll ist: Massiv Multihoming unterstützen.
Twitters eigene Applikation ist dabei gleichzeitig im Nachteil, wenn es keine Plattformen neben Twitter unterstützt; und das wird es natürlich nicht.
Twitter hat ein Problem:
Twitters Strategie der Werbefinanzierung über vertikale Integration läuft der aktuellen Marktentwicklung zuwider. Kein anderes Social Network, das über Clients abrufbar ist, versucht mit einem eigenen Client Werbung an die Nutzer zu liefern. Diese Strategie bedeutet, dass die API-Nutzung von Client-Entwicklern den eigenen Erlösstrom unterläuft. (Wenn man trotzdem auf Werbung setzt, muss man Funktionen schaffen, die die Nutzer nur im eigenen Angebot vorfinden, um die Gefahr der Kannibalisierung durch die API zu begegnen.) Jetzt kann man natürlich auch die API-Nutzung beschneiden und beschränken. Aber was, wenn sich der Markt längst weiterentwickelt hat? Und zwar zu ungunsten der eigenen Integrationsstrategie?
Die erfolgreichsten Clients, von Seesmic über Tweetdeck bis Yoono, gehen alle zum Multihoming auf Services-Seite über beziehungsweise haben damit bereits teilweise vor Jahren begonnen: Tweetdeck etwa unterstützt neben Twitter auch Facebook, Google Buzz, MySpace, LinkedIn und Foursquare. Seesmic hat sogar eine eigene API, über die andere Dienste sich in den Client integrieren können. (Konzeptuell der spannendste Ansatz, dessen Umsetzung leider technisch zu wünschen übrig lässt.)
Dass Twitter in einem solchen Markt weg von der Ausrichtung des Produkts als Protokoll und hin zu einer Strategie geht, die auf den Client setzt, ist wenig erfolgversprechend: Das funktioniert nicht in einer Welt, in der Facebook über 600 Millionen aktive Nutzer hat. Es ist relativ sicher zu sagen, dass nahezu jeder Twitter-Nutzer auch Facebook-Nutzer ist. Wir leben in einer Welt, in der zumindest für die Poweruser Clients mittlerweile dazugehören.
Multihoming in Clients auf der Services-Seite ist und bleibt also etwas wichtiges für Nutzer, das zum Nachteil von Twitter auch noch an Bedeutung weiter zunehmen wird.
Feature-Reichtum in anderen Clients ganz allgemein ist ein Problem für Twitter, wenn der eigene Client aus strategischen Gründen beschnitten wird:
With version 3.3, third-party URL shortening support is gone. Now, long URLs are automatically shortened with Twitter’s own t.co service. While Twitter says the service can help prevent links to malicious sites, it doesn’t provide any detailed analytics. Twitter’s certainly gathering data about who’s clicking what, but it’s not sharing that information with the users who are generating those clicks.
Twitter’s removal of support for third-party URL shorteners isn’t new. It’s no longer in the iPad Twitter, Mac and Android clients. And while there are certainly plenty of independent Twitter clients for all platforms that do support third-party link shorteners, this is a disturbing trend for Twitter.
Bullshit-PR
Man verstehe mich nicht falsch: Jedes Unternehmen lässt seine PR-Abteilung die Narration rund um das Unternehmen nach außen in ein vorteilhaftes Licht drehen. Google etwa spricht immer von ‚Offenheit‘, wenn es in Wirklichkeit um ein extrem erfolgreiches Geschäftsmodell geht (im Long Tail skalierende Werbung), das sehr gut mit Komplementärgütern (Android, Maps, etc.) gekoppelt werden kann.
Twitter aber ist entweder extrem schlecht darin, das eigene Vorgehen gut zu kommunizieren, oder einfach nur arrogant. Ein paar Beispiele:
Seit 2007 sprach der Twitter-CEO von der immensen Bedeutung der API. Was seinerzeit noch eine relativ neue Erkenntnis im Webbereich war, ist heute mittlerweile allgemein anerkannt: Twitters Erfolg basiert massgeblich auf dessen API. 2007 schrieb ich:
Twitters API lässt Twitter überall erreichbar sein: genau das, was ein solcher Dienst braucht. Und genau das macht Twitter zur Zeit schlicht unschlagbar.
Als Twitter Tweetie 2010 übernahm, wurde auf einmal von der geringen Bedeutung der API für Twitter gesprochen. Warum Tweetie übernehmen, wenn die Nutzung von Twitter nicht über Clients sondern über die Website geschieht?
Mit der Änderung der API-Guidelines geht der offensichtliche Bullshit von Twitter weiter:
Der Director of Platform bei Twitter schreibt über eine konsistente User Experience..:
The mainstream consumer client experience. Twitter will provide the primary mainstream consumer client experience on phones, computers, and other devices by which millions of people access Twitter content (tweets, trends, profiles, etc.), and send tweets. If there are too many ways to use Twitter that are inconsistent with one another, we risk diffusing the user experience. In addition, a number of client applications have repeatedly violated Twitter’s Terms of Service, including our user privacy policy. This demonstrates the risks associated with outsourcing the Twitter user experience to third parties. Twitter has to revoke literally hundreds of API tokens / apps a week as part of our trust and safety efforts, in order to protect the user experience on our platform.
..und meint im Grunde die Quickbar und die Werbeeinblendungen von Twitter.
Noch absurder wird es, wenn Twitter davon spricht, dass man von einer fragmentierten Twitter-Erfahrung wegwill und gleichzeitig angibt, dass 90(!) Prozent der Twitter-Nutzung über offizielle Clients/Website stattfindet:
As we point out above, we need to move to a less fragmented world, where every user can experience Twitter in a consistent way. This is already happening organically – the number and market share of consumer client apps that are not owned or operated by Twitter has been shrinking. According to our data, 90% of active Twitter users use official Twitter apps on a monthly basis.
Das ergibt schlicht keinen Sinn. Schauen wir uns die zwei Möglichkeiten an:
- Twitter schönt die Nutzungsverteilung, um potentiellen Werbekunden indirekt versichern zu können, dass sie mit den Promoted Tweets die Twitter-Nutzer erreichen können.
- Twitter sieht 90 Prozent offizielle Nutzung mit 10 Prozent Nutzung über Drittanbieter tatsächlich als bedenkliche Fragmentierung. Was die Frage aufwirft, warum man dann überhaupt noch Clients erlaubt.
So oder so, keine der beiden Möglichkeiten gibt ein besonders vertrauenserweckendes Bild von Twitter für Entwickler ab.
API: Der Grund für den Erfolg von Twitter
Die API war nicht nur dafür verantwortlich, dass Twitter über die Clients schnell auf allen Betriebssystemen mit miteinander konkurrierenden Interfaces vertreten war, die mittelfristig (Konkurrenz!) zu den besten Ergebnissen führten, was erheblich zum Erfolg beitrug. Die Kreativität der Entwickler formte außerdem massgeblich das heutige Twitter.
Hier einige der heute von Twitter integrierten Features, die vom Client Twitterific eingeführt wurden:
First use of “tweet” to describe an update (see page 86 of Dom Sagolla’s book.)
First use of a bird icon.
First native client on Macintosh.
First character counter as you type.
First to support replies and conversations (in collaboration with Twitter engineering.)
First native client on iPhone.
Retweets wurden von Client-Entwicklern eingeführt, bevor diese Funktion auf eine andere Art in Twitter integriert wurde. Sicher gibt es noch mehr Beispiele.
Twitter versetzt sich mit dem Abwürgen der Clients nicht nur in eine strategisch gefährliche Lage. Es legt auch die Quelle der Mehrzahl der Innovationen des Dienstes trocken.
Man könnte es auch anders sagen: Bei Twitter scheint man zu glauben, dass die Evolution des eigenen Grundangebots abgeschlossen ist. Ein Gedanke, der bei anderen Webstartups wie den deutschen Social Networks studiVZ oder wer-kennt-wen auch einmal vorherrschte. Das Ergebnis kann man hierzulande aktuell beobachten.
Twitter als Plattform, ein Unfall?
Letztes Jahr im Juni schrieb ich über Twitter:
Ich beschäftige mich seit einiger Zeit intensiv mit Plattformen im Internet. Eine Konstante bei allen Plattformen ab einer bestimmten Größe von der Plattform selbst und/oder dem Ökosystem ist das Anbieten eines offfiziellen Verzeichnisses von Applikationen.
[..]
Twitter, das bereits 2007(!) stolz verbreitete, dass zehn Mal(!) mehr Traffic über die API als über die Site selbst kommt (weitere Zahlen: 75% der Tweets sollen über Applikationen kommen), hat kein Verzeichnis für diesen wichtigen Teil des eigenen Geschäfts. Bemerkenswert. Das Einzige, was Twitter aktuell macht, um Drittanbieter und Nutzer zusammen zu bringen, ist eine willkürliche Auswahl von Angeboten, die einzeln in der Sidebar angezeigt werden:
Über die API wird noch über Twitter verbreitet, über welchem Dienst oder von welchem Client ein Tweet abgesetzt wird. Mehr Sichtbarkeit erhalten Drittanbieter über den Dienst selbst nicht.
Angesichts der Bedeutung der API für Twitter bin ich nach wie vor mehr als verwundert, warum ausgerechnet Twitter kein offizielles Verzeichnis der Applikationen bietet. Ausgerechnet das überlässt man anderen? (Man erinnere sich auch an die Aussagen über die einheitliche Experience.)
Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn, Twitter stand und steht dem eigenen Ökosystem schon immer ambivalent gegenüber.
Als die neue Twitter-Website eingeführt wurde, viel mir eine subtile aber vielsagende Veränderung auf: Die Angabe „via [Appname]“ unter den Tweets fehlte. Die bereits vorher minimale Verbreitungsform der Apps direkt über die Plattform wurde nochmal verringert. Die Via-Angabe findet man jetzt nur noch in der Einzelansicht der Tweets.
Man könnte fast meinen, Twitter gibt sich besondere Mühe, die Plattform vor den Usern zu verstecken.
Im Vergleich dazu Facebook: Das größte Social Network der Welt setzt erstaunlich konsistent auf den Plattformansatz. (Wenn auch mit eigenen Problemen) Ein Beispiel: Facebook Places als eines der neueren Bereiche ist durch und durch als Plattform angelegt . Sucht man den Places-Stream seiner Freunde auf, findet man dort unter den Check-ins „via Gowalla“ und ähnliches. Facebook setzt im Gegensatz zu Twitter konsequent auf einen Plattformansatz. Wenig verwunderlich, wenn man weiß, dass Facebook-CEO Mark Zuckerberg das eigene Angebot von Anfang an als Utility verstanden wissen wollte.
Twitter scheint, auch aufgrund der nach wie vor nicht so guten Erlössituation, ein gespaltenes Verhältnis zur eigenen Plattform zu haben.
Das alles sind keine guten Zeichen für Entwickler. Besonders das Fehlen des App-Verzeichnisses würde mir als Entwickler sehr zu denken geben.
Fazit: Investoren bedrohen die langfristigen Aussichten von Twitter
Twitters Investoren haben auf Grundlage hoher Bewertungen viele Millionen in den Dienst gesteckt. Twitter verkauft zwar die Tweetstreams an Bing und Google und dürfte damit Break Even erreichen, aber darüber hinaus hat Twitter bis dato keine wirklich ergiebige Geldquelle gefunden wie etwa Facebook, das bereits erhebliche Gewinne einstreicht. (ebenfalls mit Werbung)
Dass Twitter, wahrscheinlich unter dem Druck der eigenen Investoren, Werbung vorantreibt und dafür anfängt, das eigene Angebot zu verschieben, ist wenig verwunderlich. Verwunderlich ist allerdings, dass kaum in andere Richtungen geschaut und experimentiert wurde. Zeit genug war da.
Es gäbe noch mehr zu schreiben zur verhältnismäßig einzigartigen Position von Twitter, aber ich gehe davon aus, dass nun ersichtlich ist, dass der eingeschlagene Weg zwar kurzfristig für Twitter gewinnversprechend sein kann, langfristig aber gefährlich für Twitter ist.
Würde Twitter sich als Protokoll verstehen und mehr versuchen über das Ökosystem Geld zu verdienen, wäre das auch langfristig für das Unternehmen nachhaltig. Eine erfolgreiche Plattform braucht ihre Entwickler. (Und es wäre unter Umständen nicht minder gewinnträchtig. Twitter hat bereits eine Größe erreicht, bei der sich vieles umsetzen lies, das andere nicht machen können. Einziges Problem: Im Gegensatz zum Werbeansatz wäre vieles unerprobt und relativ neues Terrain.)
Man verstehe mich (wieder) nicht falsch: Twitters asymmetrisches Follower-Prinzip (und die weit verbreitete API!) sorgen für einen relativ festen Sattel. Twitter konnte sich regelmäßige Ausfälle des Systems von 2007 bis 2009 erlauben, ohne dass das dem Netzwerk einen Abbruch getan hätte. Auch die aktuelle Richtung wird der Popularität nicht sofort schaden. Aber es beginnt hier und jetzt.
Twitter macht einen Fehler, der ausgerechnet ihnen eigentlich nicht passieren sollte: Sie unterschätzen die Bedeutung des Ökosystems.
Aber vielleicht haben sie keine Wahl. Wer weiß, welche Gespräche das Twitter-Board führt.
Update: 42 Prozent der Tweets kommen über Drittanbieter-Clients. /Update
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Eine ausführliche Analyse der Plattform-Situation von Twitter, nachdem sich die aktuelle Strategie abzeichnete, hatte ich im Juni letzten Jahres veröffentlicht.
Artikel zur Entwicklung der Twitter-Plattform:
Stefan Wolpers says
Wie schon gesagt:
Dear Twitter, what about the following proposal: You focus on the availability of the service itself instead of going after the people who turned you into a multi-billion $ venture and I focus on not being confused by the twitter client of my choice's interface? #FreedomforTwittelator
dhrac says
Mich wundert vor allem eines: Da investiert Twitter dem Vernehmen nach viel Geld in Consulting, um ein schlüssiges Business-Modell zu finden – und alles, was diesen Lamern einfällt, sind „Meisterwerke“ wie die Quickbar und „promoted Hashtags“?
Das geht besser…
Latita says
Da Twitter für die meisten ohnehin nur zum „rausposaunen“ denn zur echten Kommunikation genutzt wird, hat sich Twitter damit imho den Todesstoß versetzt. Dafür gibt es zu viele Alternativen. Z.b. Facebook, wo tatsächlich noch kommuniziert wird.
nottinhill says
Latita du folgst offensichtlich den falschen Leuten. Facebook Diskussiknen und Posts sind ja wohl das Niveauloseste was ich je gesehen habe. Folg mal Alan Fisher und bencnn und greenpeace japan auf twitter und deine Ohren werden schlackern.. ehrenwort.
Martin Weigert says
Man kann nur mutmaßen, aber ich vermute auch, dass der Druck der Investoren für die aktuelle Entwicklung verantwortlich ist. Was an und für sich auch ganz logisch erscheint, wenn man sich anschaut, wie Twitter in puncto Monetarisierung eben noch keine so stabile und potenziell nachhaltige Geschäftsgrundlage gefunden hat wie Facebook (selbst wenn es angeblich Gewinn erwirtschaftet).
Insofern ist dies ganz einfach der Lauf der Dinge. Früher oder später wird jeder Kapitalgeber ungeduldig. Es ist für Startups daher wahrscheinlich besser, das Erreichen dieses Punktes zu vermeiden. Bei Twitter hat das nicht geklappt.
Markus Breuer says
Grundsätzlich ist mir die Verärgerung über Twitter verständlich. Insbesondere, selbst ein Riesenfan von Tweetdeck bin. Ich verwende nur auf dem iPad einen anderen Client, da Tweetdeck es in seit 12 Monaten nicht geschafft hat einen funktionierenden Client fürs iPad zu entwickeln.
Andererseits muss Twitter irgendwo auch Geld verdienen.
Betrieb einer Plattform, die Innovationen und zusätzliche Services hervorbringt schön und gut, aber irgendwann muss die Plattform Geld machen. Keine Firma kann ewig nur von VC Liquidität leben. Und – so gerne wir auf Werbung herabschauen – bislang gibt es außer erfolglosen Subscription-Modellen auch im Socialmedia-Umfeld kein Refinanzierungsmodell außer Werbung. Auch Facebook verdient nahezu ausschließlich mit Werbung.
Das mag phantasielos sein …
Hat sich Twitter aber einmal auf Werbe-Finanzierung kapriziert, besteht ein großes Interesse daran, sich hier das Wasser nicht abgraben zu lassen. Die größte Bedrohung stellen Clients dar – die eigene Werbung einblenden oder Werbetweets und Werbetrends ausblenden könnten.
Was aktuell geschieht, ist deshalb logisch und konsequent – auch wenn es Dir und mir nicht gefällt.
Tatsächlich ist so eine Entwicklung ein typisches Risiko, wenn man mit seinem Geschäfts auf dem Geschäft einer anderen Firma aufsetzt. Kommt man mit diesem Geschäft dem Geschäft des Plattformbetreibers in die Quere – oder erzielt man Erlöse in einer Größenordnung, die für den Plattformbetreiber interessant sind, wird es eng. Davon können viele Microsoft-Partner ein Lied singen. Und in der Social-Media-Welt kann man darüber sicherlich auch gut mit Zynga reden, die jetzt 30% ihrer Erlöse an Facebook abführen dürfen.
Tatsächlich glaube ich nicht, dass diese Politik-Änderung den Niedergang von Twitter einleiten wird. Dazu verwenden zuwenig „normale Menschen“ anderen Clients als die von Twitter selbst vertriebenen. Alle anderen „Tools“ sieht Twitter ja gerne – solange, bis man mit denen richtig Geld verdienen kann! ;-)
Andreas Ebert says
Die Frage die sich mir letztlich stellt ist – warum muss Twitter sooo viel Geld verdienen? Und es ist letzlich wieder die altbekannte „Gier“ der VC's und ggf. auch der Gründer die ihnen zum Verhängniss werden könnte.
M.E. könnte man den Dienst durchaus mit 75-100 Leuten betreiben und damit extrem profitabel arbeiten ohne das Wachstum zu gefährden. Ich denke die neue Blase ist definitiv da, sie zeigt sich nur anders als die letzte.
Ich bin mir sicher Twitter wird der erste Dienst sein der die Botschaft darüber transportieren wird :-)
Markus Breuer says
Das ist doch mal ne schöne Frage – weil sie sich so leicht beantworten lässt: Weil es sonst keine Dienste wie Twitter gäbe. Die Software ist jetzt 5 Jahre alt und musste in dieser Zeit nicht nur entwickelt und weiterentwickelt sondern auch betrieben werden. Ich kenne die Buchhaltung von Twitter nicht, vermute aber, dass da schon ein größerer zweistelliger, vielleicht dreistelliger Millionenbetrag „verbrannt“ wurde. (Kann man bestimmt irgendwie nach-googlen.)
Das machen diese Menschen, die das Geld rausrücken ja nicht aus reinem Altruismus, sondern wollen das Geld auch irgendwann wiederhaben – und noch etwas obendrauf.
Formulierungen wie „soooooo viel Geld“ sind ehrlich gesagt nicht wirklich hilfreich abseits einer Kneipendiskussion. Egal, wie viel Geld „viel Geld“ ist, es muss irgendwo verdient werden. Und auch ei Betrieb mit nur (?) 75 Leuten würde Geld kosten, weshalb man sich Erlösquellen dafür überlegen muss.
Btw.: Auch ein Serverpark, wie ihn Twitter benötigt, ist nicht wirklich kostenlos zu erstellen und zu betreiben. Vielleicht sollte man dazu auch ein paar Euro pro Monat vorsehen …
Nerddeutschland says
Ein sehr guter Blogpost!
Obwohl die Headline ein Reißer ist, kann man hier wohl auch tatsächlich von einem (kommenden) Niedergang sprechen. Niedergang nicht im Sinne des Schicksals der VZ-Netzwerke (Massenaustritte), sondern in Form eines verringerten Wachstums. Die Anbieter im Ökosystem von Twitter sind ihrerseit doch ebenfalls auf VC-Geber angewiesen, und auch hier hat sich der Druck in der Vergangenheit erhöht. Wenn Twitter sich durch diese Politik zu einem Risiko-Faktor entwickelt, wird man sich schnell umorientieren müssen. Ergo werden weitere Innovationen ausbleiben.
Es ist imo allerdings nicht nur der Druck durch VC der Twitter gerade jetzt, und ,wie oben erwähnt, sehr holperig und widersprüchlich kommuniziert, zu diesem Schritt treibt: Es ist m.E. nach kein Zufall, dass dieser Schritt kurz nach einer bisher einzigartigen technischen Entwicklung im Ökosystem erfolgt ist: der Mute-Funktion, die via echofon pro seit der letzten Version implementiert wurde(und die hervorragend funktioniert) und die andere ambitionierte Client-Entwickler bald übernommen hätten: Durch diese Funktion bietet die Anzahl der Follower keinen Gradmesser mehr für die Reichweite, zumindest nicht für Casualuser, die nicht über Monitoring-Tools verfügen.
Eine weitere Verbreitung dieser Funktion kann nicht im Sinne von Twitter sein. Vielleicht nimmt man deshalb gerade jetzt so sprunghaft das Heft in die Hand, um Entwicklungen wie dieser, die auch die weitere Entwicklung profitabler Geschäftsmodelle zumindest eingrenzen würden, entgegen zu wirken.
(Anders als bei Facebook, wo kein Client über diese Funktion verfügt, und man sich „mühsam“ via Browser durchwursteln müsste, um User auf stumm zu schalten, geht das bei twitter via echofon pro jeweils bequem mit einem kurzen Klick).
BTW. Dieser Blogpost ist ein schönes Beispiel für die jüngst geführte Qualitätsdebatte: er hat es mit akt. 112 RT zwar in die Top5 bei wikio geschafft, konnte jedoch nur eine Handvoll Kommentare erzielen und wurde bisher lediglich 2* geflattrt. Offensichtlich hat der reisserische Titel seine Wirkung nicht verfehlt, aber danach kommt nichts mehr. Der Artikel ist gut recherchiert, kommt gut auf den Punkt und lässt fast keine Fragen offen. Woran liegts also? Ist das Thema zu sehr „Nische“, ist er zu lang, steht man ohne kaufmännischen Background bzgl. des häufig verwendeten Fachbuchvokabulars etwas im Regen, oder ist er so umfassend, dass es keiner Reaktion im Sinne einer Debatte mehr bedarf, oder hat er gegen „Japan“ aktuell keine Chance?
Da gab es schon etliche launige Feierabend- Rants zu gängigen Feindbildern wie Telekom&Co., die weitaus mehr Aufmerksamkeit und Cash
generieren konnten. Schade.
mobil versendet
Marcel Weiss says
Twitter investiert in Consulting?
Marcel Weiss says
„Andererseits muss Twitter irgendwo auch Geld verdienen.“
Ja. Da sind wir uns natürlich einig. Mein Punkt war lediglich, dass die aktuelle Strategie mittel- bis langfristig nicht gut für Twitter ist. Sie ist lediglich kurzfristig die sichere Sache. Das stört mich persönlich relativ wenig. Ich sehe nicht, wie die jüngsten Entwicklungen meine Nutzung von Twitter aktuell beeinflussen werden.
Im Gegensatz, ich sehe das sogar als positiv für das gesamte Web, wie ich in meiner Analyse vor einem Jahr schrieb.
„Was aktuell geschieht, ist deshalb logisch und konsequent – auch wenn es Dir und mir nicht gefällt.“
Wie gesagt, ich bin da relativ indifferent. Das einzige, was mich stört, ist die Bullshit-PR, die eine Beleidung der Intelligenz der Außenstehenden ist.
„Betrieb einer Plattform, die Innovationen und zusätzliche Services hervorbringt schön und gut, aber irgendwann muss die Plattform Geld machen. Keine Firma kann ewig nur von VC Liquidität leben. Und – so gerne wir auf Werbung herabschauen – bislang gibt es außer erfolglosen Subscription-Modellen auch im Socialmedia-Umfeld kein Refinanzierungsmodell außer Werbung.“
Wir können uns vielleicht darauf einigen, dass Twitter eine relativ einzigartige Position inne hat. Allein mit dem Verkauf der Firehose-Daten an Bing und Google sind sie in Break Even gerutscht. Twitter hat(te) enorm viele Möglichkeiten auf Protokoll/Plattform-Ebene, die sonst praktisch niemand hat.
Auf der Grundlage, dass niemand sonst erfolgreich andere Wege als die bekannten geht, hätte es nie einen Dienst wie Twitter gegeben. Das ist meines Erachtens besonders hier kein Argument, dem ich mich anschließen kann.
„Tatsächlich glaube ich nicht, dass diese Politik-Änderung den Niedergang von Twitter einleiten wird. Dazu verwenden zuwenig „normale Menschen“ anderen Clients als die von Twitter selbst vertriebenen. Alle anderen „Tools“ sieht Twitter ja gerne – solange, bis man mit denen richtig Geld verdienen kann! ;-)“
Ja, die Art und Weise, wie mit Client-Anbietern umgegangen wird, wirkt sich auf die komplette Plattform aus. Es ist kein Wunder, dass die Investitionen in das Ökosystem bereits letztes Jahr zurückgingen. Sie werden noch weiter zurückgehen. Es geht nicht nur um Clients. (Die natürlich wichtig sind, weil sie von den Powerusern, die die wichtigen Multiplikatoren sind, genutzt werden. Deshalb will Twitter dort auch rein. Die Werbekunden wollen zu den Multiplikatoren, nicht zu den „normalen“ Menschen.)
Marcel Weiss says
Twitter konnte ohne VC-Geld nicht so groß werden, wie es heute ist. Twitter hat auch enorme Kosten. Probleme dürften hier eher in der relativ hohen Bewertung des Dienstes liegen und eventuell in den über die Investitionsrunden gestiegenen Einflussmöglichkeiten der externen Investoren, die naturgemäß oft eher eine kurzfristigere Sichtweise einnehmen.
Von Gier zu reden, führt nirgendwo hin. VCs sind notwendig.
sam says
Denke nicht, dass es verwunderlich ist, was Twitter macht.
Im Gegensatz zum Autor sehe ich die gleiche Problematik bei facebook, nur dass fb es besser verpackt.
Beide Portale aber haben von der API Öffnung immens profitiert, einen wie auch immer zu beschreibenden Zielwert erreicht und seitdem den API nutzenden Entwicklern das Leben schwer gemacht…Twitter offen und ehrlich – facebook eher über entsprechende Änderungen, die angeblich die User schützen sollte (Apps von Profilseiten zu „Boxes“ – und dann „Boxes“ entfernt).
Alles in allem ist es also lediglich die Kommunikation, die beide unterscheidet…gemeinsam ist Beiden, dass nun dank des Erfolges der Börsengang nahe scheint, die Userzahlen und -Nutzung anscheinend ausreichend sind und auf Dritte verzichtet werden kann…zumindest eben auf den Großteil, der bisher den Erfolg der Plattformen begünstigte.
Marcel Weiss says
Die Ausführungen zur Mute-Funktion im Client sind interessant. Da könnte etwas dran sein.
Ich kann mich über das Feedback zum Artikel nicht beklagen. Erfolg steht und fällt nicht gerade mit Flattr.
Marcel Weiss says
Stimmt. Entweder eher anfangen mit dem Experimentieren mit und Finden von Erlösströmen und/oder Burnrate niedrig halten, so dass man nicht schnell viele Millionen aufnehmen muss (und die vielleicht auch zu Bewertungen, die schnell hohe Erwartungen bei den Investoren schaffen).
Markus Breuer says
>> Wie gesagt, ich bin da relativ indifferent. Das einzige, was mich stört, ist die
>> Bullshit-PR, die eine Beleidung der Intelligenz der Außenstehenden ist.
Tscha, Ich habe so ein Gefühl, dass ab einer gewissen Firmengröße immer „PR-Profis“ zum Einsatz kommen, die gelernt haben, dass verlogener Bla professionell ist. Ist vermutlich eine Generation, die noch nie das Cluetrain-Manifesto gelesen hat. Schade aber … ist so.
Ansonsten: Marcel, ich glaube, unsere Diskussion krankt ein bisschen daran, dass wir beide Meinungen haben, aber ein paar Fakten fehlen. Ich zumindest weiß nicht, wieviel Cash Twitter hat, welche Betriebskosten und was die Rohdaten-Deals bringen … wir wissen weiterhin nicht, welche Anteilseigner welchen Druck machen. Grundsätzlich halte ich es aber auch nicht für ungebührlich großen Druck, 5 Jahre nach Beginn einer solchen Platform auf einen positiven Cash-Flow zu drängen. Hängt von vielen Faktoren ab, die zumindest mir nicht bekannt sind. Dir? (Der Term „Break Even“ beinhaltet normalerweise übrigens auch das Abtragen der Aufbauverluste. Würde mich sehr überraschen, wenn Twitter schon so weit wäre.)
>> Auf der Grundlage, dass niemand sonst erfolgreich andere Wege als die bekannten
>> geht, hätte es nie einen Dienst wie Twitter gegeben. Das ist meines Erachtens
>> besonders hier kein Argument, dem ich mich anschließen kann.
Das ist schön gesagt. Aber ich habe ja auch gar nicht verlangt oder erwartet, dass Du Dich diesem Argument anschließt. Das ist in – im Gegensatz zu weit verbreiteten Ansichten – ja auch nicht das Ziel öffentlicher Diskussionen.
Es ging mir aber mit meinem Argument ja auch gar nicht darum, zu sagen, dass ich es nicht toll gefunden hätte, wenn Twitter eine neue, totale innovative Art der Monetarisierung entwickelt hätte – oder das vielleicht noch tut. Ich finde es nur überhaupt nicht ehrenrührig, wenn ein Unternehmen diesen Weg geht. Sie sind damit nicht innovativer, aber schon mal nicht einfallsloser als ausgesprochen erfolgreiche Mitspieler im Markt.
>> Die natürlich wichtig sind, weil sie von den Powerusern, die die wichtigen
>> Multiplikatoren sind, genutzt werden. Deshalb will Twitter dort auch rein.
>> Die Werbekunden wollen zu den Multiplikatoren, nicht zu den „normalen“
>> Menschen.)
Steile These, die Du hier als Faktum darstellst. Ich denke, auch hier wissen wir beide nicht wirklich, was „die Werbekunden wollen“. Ich habe jedenfalls noch mit keinem Marketingleiter sprechen können, der eine der offiziellen Werbeformen auf Twitter gebucht hat. Die jedenfalls wenden sich von ihrer Machart her eher an die so genannte „breite Masse“ will mir scheinen. Zumindest hat noch keiner der Multiplikatoren, denen ich folge, bezahlte Tweets wiederholt oder auf gekaufte Tags verwiesen.
Aber auch (angeblich) socialmedia-typisches Multiplikatoren-Marketing wird nicht dramatisch leiden, wenn eine Handvoll Third-Party Clients vom Markt verschwindet. Man mag da Präferenzen haben. Aber, obwohl ich Tweetdeck sehr schätze, kann ich auf dem iPad mit dem offiziellen Client recht gut leben. Und ich denke, dass geht anderen Intensivnutzern ähnlich. Wir werden sehen, wieviele Multiplikatoren Twitter aufgeben, wenn weitere Clients verschwinden. Einfach abwarten.
Ich bin mir zudem nicht sicher, ob – völlig unabhängig von solchen Entwicklungen – Twitter noch ein Riesen-Wachstumspotential hat. Da treten zumindest in einigen Märkten allmählich wohl auch Sättigungseffekte ein. Junge Menschen nutzen Twitter relativ selten. Und wenn man erstmal mit Facebook verheiratet ist, sieht man den Grenznutzen von Twitter, glaube ich, eher als marginal an. Nicht falsch verstehen: Ich finde Twitter gut. Für mich ist die Plattform ideal – aber, wenn ich mich im Bekanntenkreis umschaue, befürchte ich, ich bin da nicht repräsentativ. Und das hat gar nix mit Clients oder Zusatzdiensten zu tun.
Marcel Weiss says
„Der Term „Break Even“ beinhaltet normalerweise übrigens auch das Abtragen der Aufbauverluste. Würde mich sehr überraschen, wenn Twitter schon so weit wäre.“
Ist das so? Ich kenne den Break Even Point nur als den Punkt an dem Deckungsbeiträge der Produkte die laufenden Kosten decken, also als Punkt auf der Gewinnfunktion. Und das ist auch, was ich damit meinte (und das wurde irgendwo seinerzeit auch iirc verkündet). Kann man sicher auch anders definieren. Die Aufbauverluste hat Twitter sicher noch nicht rein, da bin ich bei Dir.
„Ich zumindest weiß nicht, wieviel Cash Twitter hat, welche Betriebskosten und was die Rohdaten-Deals bringen … wir wissen weiterhin nicht, welche Anteilseigner welchen Druck machen. Grundsätzlich halte ich es aber auch nicht für ungebührlich großen Druck, 5 Jahre nach Beginn einer solchen Platform auf einen positiven Cash-Flow zu drängen.“
Ja, da hast Du natürlich recht. Das macht die aktuelle Richtung aber nicht automatisch nachhaltig. :)
„Ich denke, auch hier wissen wir beide nicht wirklich, was „die Werbekunden wollen“. Ich habe jedenfalls noch mit keinem Marketingleiter sprechen können, der eine der offiziellen Werbeformen auf Twitter gebucht hat. Die jedenfalls wenden sich von ihrer Machart her eher an die so genannte „breite Masse“ will mir scheinen.“
Dass die Multiplikatoren wichtig zu sein scheinen, erscheint mir angesichts des aktuellen Vorgehens von Twitter durchaus als folgerichtige Schlussfolgerung. Warum sonst so ein Brouhaha von Twitter um die vermeintlich letzten 10 Prozent, die über Drittanbieter laufen?
Mit Multiplikatoren meinte ich auch nicht zwingend die, die wir in unseren Timelines vorfinden.
„Ich bin mir zudem nicht sicher, ob – völlig unabhängig von solchen Entwicklungen – Twitter noch ein Riesen-Wachstumspotential hat. Da treten zumindest in einigen Märkten allmählich wohl auch Sättigungseffekte ein. Junge Menschen nutzen Twitter relativ selten. Und wenn man erstmal mit Facebook verheiratet ist, sieht man den Grenznutzen von Twitter, glaube ich, eher als marginal an. Nicht falsch verstehen: Ich finde Twitter gut. Für mich ist die Plattform ideal – aber, wenn ich mich im Bekanntenkreis umschaue, befürchte ich, ich bin da nicht repräsentativ. Und das hat gar nix mit Clients oder Zusatzdiensten zu tun.“
Ja, das sehe ich ähnlich. Deswegen schaue ich da auch ganz gelassen auf meine Wette mit mspro:
http://www.ctrl-verlust.net/di…
Das hat aber wenig mit den hier beschriebenen Marktsituationen und Strategien zu tun. Twitter kann auf App-Ebene nicht als Dienst gewinnen. Dafür sind sie zu sehr in ein sich komplexer verflechtendes System eingebunden. (Twitter mehr als jeder andere Dienst aktuell.) Das zu ignorieren, ist der große strategische Fehler, der für sie mittel- bis langfristig gefährlich werden kann. Mehr wollte ich mit dem vielen Text da oben eigentlich gar nicht sagen.
Andreas Ebert says
Naja…, es geht ja nicht darum das dies ohne VC Geld geht oder das Twitter keiner „enorme“ Kosten hat.
Aber es ging mir um die Unverhältnismäßigkeiten die das ganze ins wanken bringen. Bitte rechnet mit vor, das man einen Dienst wie Twitter auschließlich mit 260 Mio EUR Kapital betreiben kann.
Marcel Weiss says
Ich fürchte, Du unterschätzt die Kosten, die ein Dienst wie Twitter verursacht.
Peter says
Twitter sollte offen bleiben. Der Verkauf an Google würde das bringen, da der Wert von Twitter für Google nicht in erster Linie in der Werbung, sondern in der Aktualität und der Relevanz für die Verbesserung der Googlesuche liegt.