Presseverleger und VDZ-Vorsitzender Huber Burda hat erneut die unsinnige Forderung nach einer ‚Gleichbehandlung‘ auf Plattformen wie Google und Facebook gefordert:
Wie bei Telekommunikationsunternehmen, die für alle Anbieter gleichberechtigt die Infrastruktur für den Datenfluss im Netz zur Verfügung stellen müssen, sollte es etwa für Plattformen wie Google und Facebook auch eine „Netzneutralität“ geben, sagte Burda auf dem Kongress der Zeitschriftenverleger am Donnerstag in Berlin.
Google setze sich mit eigenen Angeboten oft an die Spitze der Suchergebnisse – zum Nachteil der Verlage.
Burda will keine Gleichbehandlung. Er will ein Ergebnis, bei dem die Inhalte der VDZ-Mitglieder immer vorn stehen. Wie soll das bei einer Plattform wie Facebook geschehen? Soll Facebook die Links von Freunden zugunsten der Links von Pressepages im Newsfeed nach unten schieben?
Wie soll eine ‚Suchneutralität‘ bei Google aussehen? Google muss gewichten. Man kann auch nicht fordern, auf der Frontseite der Zeitungen genannt zu werden und das ‚Presseneutralität‘ nennen.
Natürlich muss der Vorsitzende einer Interessensvertretung für die Interessen seiner Mitglieder sprechen. Aber die Realitätsferne der Presseverleger, die die Bedeutung ihrer wenigen Inhalte im Netz masslos überschätzen, macht es schwer, ihre Positionen noch ernst zu nehmen. (Nur ein geringer Prozentsatz der Presseinhalte macht die Suchergebnisse aus.)
Das alles ist ungefähr so realitätsfern, wie wenn Google und Facebook auf Branchentreffen anfangen würden zu fordern, dass sie für die Verbreitung der Inhalte von den Presseverlagen bezahlt werden wöllten. Also Maximalforderungen bar jeder Vernunft: Kann man machen. Aber damit macht man sich auch ein Stück weit lächerlich.
Auch der Vorwurf, Google würde zum Nachteil der Verlage eigene Angebote an die Spitze setzen: Welche Verlagsangebote stehen in direkter Konkurrenz zu Googleangeboten? Und warum sollte es Google nicht freistehen, mit seiner Suche zu machen, was sie wollen? Wenn die Suchergebnisse schlechter werden, freuen sich die Konkurrenten.
Reichlich eigenwillig erscheinen diese Forderungen auch in Verbindung mit dem geforderten Leistungsschutzrecht für Presseverlage.
Also will Burda, daß Google ihre Inhalte nicht zitiert, aber das doch bitteschön an erster Stelle. Er will gleichzeitig drin und nicht drin sein.
Diese Forderungen kommen, obwohl der VDZ (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger) ein Umsatzplus von 1,4 Prozent für 2011 erwartet.
Dominik says
Finde ich super! Dann habe ich auch immer ein Anrecht darauf auf den Titeln der Burda-Publikationen zu erscheinen. Endlich mal eine sinnvolle Forderung ;-)
TheEconomicScribbler says
Auch wenn es vielleicht nur pointiert geschrieben war liegt Danisch falsch. Eher trifft es Nick Lüthi: „Die Verleger wollen den Fünfer und das Weggli: Von Google indexiert und dafür entschädigt werden.“ Ich seh die Argumentation schon vor mir: sich erst (notfalls juristisch) auf die vorderen Plätze im Google-Ranking bugsieren, und dann mit doppeltem Nachdruck einen „fair share“ von den Einnahmen verlangen, die mit Werbung neben den Snippets der Verlagsinhalte erzielt werden.
Josef Reisz says
Wann kommt das erste Suchmaschinen-Social-Network von der Verlagsbranche? Natürlich analog, nicht digital.