Focus Online dokumentiert einen offenen Brief von Hubert Burda, Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), und Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), an die Bundestagsabgeordneten zum geplanten Presseleistungsschutzrecht und Googles Kampagne:
Jeder sollte wissen, Google ist noch zu viel mehr im Stande – ohne sich wie die deutsche Presse der Wahrheit verpflichtet zu fühlen.
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Die Journalisten und Redakteure der deutschen Zeitungen und Zeitschriften haben sich in der zurückliegenden Debatte kritisch und ausgewogen zum Thema Leistungsschutzrecht geäußert. Dabei sind selbstverständlich die Gegner des Leistungsschutzrechts offen und prominent zu Wort gekommen – dem Pressekodex verpflichtet.
Der letzte Absatz ist eine bodenlose Frechheit. Wie einseitig, intransparent und und geradezu unverschämt die deutschen Medien über das Presseleisstungsschutzrecht berichtet haben, kann man ausführlich bei Stefan Niggmeier nachlesen. Die Kurzform findet man auch bei mir.
Der Focus, eine Burda-Publikation, betrügt übrigens bei Google News, was angeblich laut Verleger Hubert Burda mehr Nutzen abzieht als bringt, um dort ganz oben zu landen:
Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass die Burda-Publikation ihre beiden News im Wechsel tagelang immer wieder mit neuem Datum und Zeitpunkt bei Google News einlieferte. Wohl wissend, dass Googles Algorithmen bei News die Aktualität besonders stark gewichten und diese zunächst am angegebenen Zeitpunkt der Veröffentlichung festmachen. Die Kombination von vorgetäuschter erneuter Aktualität mit einer durch aufgesexte Überschriften begünstigten Klickfreudigkeit der Nutzer musste daher immer wieder die journalistische Eigenleistung von Focus nach oben spülen. Völlig unabhängig von der Relevanz der Nachricht oder der Qualität des Textes. Ausgetrickst.
Hubert Burda will also, dass seine Publikationen unter anderem für das Listing in Google News bezahlt werden. Ein Google News, das keine Werbung anzeigt, aus das sich Presseverlage jederzeit austragen lassen können und das für Burda-Publikationen wie den Focus wichtig genug ist, um sich dort mit schmutzigen Tricks möglichst weit oben zu positionieren.
Man könnte es sich nicht ausdenken. Es könnte nicht absurder, nicht scheinheiliger sein.
Iris says
Es kann sich eigentlich nur um Satire handeln. Anders kann ich mir das nicht erklären…
Fritz says
„Von den Verlagen jedenfalls geht keine Gefahr aus …“ Burda argumentiert auf Focus-Niveau. So dumm kann man sich nur anstellen, wenn man weiß, dass belastbare Argumente gar nicht nötig sind, da die Gesetzgebung hier letztlich ein politisches Naturalgeschäft ist: Die Verlage kriegen ihre Nebeneinnahmen, wenn die Regierung ihre Berichterstattung bekommt.
Schamloser ist es ja nur neulich in Frankreich gelaufen, als die Regierung mit Google direkt verhandelte. Dabei drohte die Regierung damit, bei Google die Steuerquote zu überprüfen, wenn Google sich nicht an der in Frankreich nicht üblichen Suventionierung der Presse beteiligt. Ist keinem aufgefallen: Dieser Kuhhandel geht gar nicht. Das Aufgeben von Steueransprüchen zugunsten der Verlage wäre Untreue im Amt.
In Deutschland ist die Drohung, die Gewinne von G höher zu besteuern, natürlich implizit auch die große Kanone … die den Verlagen zur Verfügung gestellt wird, um sie G an die Schläfe zu halten. Das heißt aber genaugenommen, dass Steueransprüche des Staates an die zugründende Inkassogesellschaft der Verlage abgetreten werden.
Man kann sich nur wundern, wie die Verlage so inbrünstig auf die falsche, letztlich nicht durchsetzbare Lösung setzen und dabei Jahre verlieren.