Die Skepsis über den Erfolg ist sogar bei Springer groß, dennoch müssen Leser von „Welt Online“ ab Mittwoch zum Teil für die Lektüre bezahlen. „Bild.de“ soll bald folgen.
Ein Screenshot der Homepage von Welt Online Leser der Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt müssen ab Mittwoch für die Lektüre teilweise zahlen. Ab dann können Nutzer der Seite welt.de pro Monat 20 Artikel kostenlos lesen, ab dem 21. angeklickten Beitrag greift ein Bezahlsystem ähnlich einem Abonnement, teilte der Axel-Springer-Verlag mit.
Trotzdem der geballten Manpower schaffen Zeit Online und die Nachrichtenagenturen es nicht*, ein korrektes Vorher-Nachher-Bild des Axel-Springer-Angebots Welt Online zu zeichnen. Die Implikation bei der Berichterstattung zur Einführung einer Bezahlschranke ist immer, dass vorher die Printinhalte komplett kostenfrei auf dem Online-Ableger zu finden waren. So wie es eben viele US-Presseverlage handhaben.
Das ist natürlich auch bei Welt Online so wie bei fast allen Presseangeboten in Deutschland nicht der Fall, egal wie oft Verleger in der Öffentlichkeit ein anderes Bild zeichnen. Welt Online allerdings ist bisher einen besonders Google-freundlichen Sonderweg gegangen.
Thierry Chervel vom Perlentaucher hat mir per Email ein Bild von Welt Online vor der Bezahlschranke geschickt:
[Bisher] war der gesamte Inhalt der Print-Welt online abrufbar. Der Trick war nur, dass Du die Zeitung gewissermaßen vor Dir haben musstest, um die Artikel zu finden. Wir googlen jeden Morgen die Überschriften der Print-Welt, die uns per pdf zugesandt wird, um die Links zu den Artikeln zu finden. Es gibt – so weit ich weiß – kein Online-Inhaltsverzeichnis, das zu diesen Links führt. Was es natürlich gibt, ist die Welt online. Teilweise sind die Artikel mit denen der Print-Welt identisch, teilweise handelt es sich um eigene Artikel der Online-Redaktion. Aber über Welt online lassen sich wie gesagt nicht systematisch sämtliche Artikel der Print-Welt auffinden.
Der Perlentaucher hat dank seiner Produkte, zu denen tägliche Feuilleton-Übersichten und andere Medienüberblicke zählen, eine besondere Position, die ihnen einen Überblick auch über die Onlineableger der Presse ermöglichen, der mit den Printausgaben verglichen werden kann.
Ein Überblick über die Mediensituation, der in der Berichterstattung in den Medien über die eigene Branche praktisch komplett abwesend ist.
Ein weiteres Zeichen für die Bigotterie der Axel Springer AG beim Thema Leistungsschutzrecht ist natürlich auch die Tatsache, dass ausgerechnet die eigene Publikation Welt Online Inhalte nur über Google zugänglich gemacht hat.
Es gibt keine Welt, in der sich dieses Vorgehen mit dem Ruf nach einem Presseleistungsschutzrecht vereinen lässt.
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* Wie alle berichtenden Medien, so weit ich das überblicken kann.
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