17. Nov. 2010 Lesezeit: 1 Min.

Ausdifferenzierung: Twitter und Facebook verdrängen nicht, sondern verbreiten Bloginhalte

Jens Schröder, unter anderem der Mann hinter den Deutschen Blogcharts, über Blogs in Deutschland und allgemein:

Es gibt hervorragende Beispiele für Profi- oder Hobby-Blogs, die in ihrer Nische mit einer großen Menge an Fachkompetenz etwas bieten, was keine herkömmliche Medienmarke in der Tiefe bedient. Ein Blog wie Netzpolitik.org wird beispielsweise auch von großen Medien immer wieder als Quelle herangezogen. Für diese Blogs sind Dienste wie Facebook und Twitter auch keine Gefahr, sondern ein zusätzliches Instrument, ihre Inhalte bekannt zu machen.

Das Blog ist tot, es lebe das Blog ... trotz Twitter & Co. - Hyperland.

Twitter und Facebook wirken unterschiedlich auf die unterschiedlichen Blog-Arten:

1. Twitter und Facebook ersetzen private also persönliche Blogs, weil sie für viele Einsatzzwecke besser geeignet sind, für die früher mangels Alternative Bloggefässe herhalten mussten.

Das ist ein Punkt. Der zweite Punkt ist aber vielleicht wichtiger:

2. Twitter und Facebook verhalten sich zu professionellen Blogs eher komplementär, denn konkurrierend. Blogs liefern die Inhalte, Twitter und Facebook verbessern (je nach Nische teilweise enorm) die Verbreitung.

Es findet damit auch eine Ausdifferenzierung statt. Wer heute im deutschsprachigen Raum Zehntausende Follower aber kein eigenes Blog hat, erstellt zwar keine eigenen Inhalte, kann aber bei der Verbreitung der Inhalte anderer massgeblich helfen. Auf der anderen Seite muss ein auch auf Twitter populärer Blogger nicht unbedingt selbst twittern. (Bestes Beispiel: Stefan Niggemeier)

Während also früher alles in Blogs stattfand, verschieben sich die einzelnen Aufgaben (Inhalte erstellen und Inhalte verbreiten etwa) auf die jeweils dafür am besten geeigneten Gefäße.

Bedauerlich ist dabei lediglich, dass diese Ausdifferenzierung mit einer Verschiebung von einem dezentralen Ökosystem zu zwei zentralen Systemen einhergeht. Das könnte aber auch daran liegen, dass die Bereitstellung der Infrastrukturen zumindest vorerst eher von zentral geführten Systemen erledigt werden kann.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass der Hybrid Tumblr, der irgendwo zwischen Blogsystem, Twitter und Facebook liegt, sich enormer Beliebtheit in den USA erfreut und erstaunlich schnell wächst.

Vielleicht hat dem Gefäß Blog auch lediglich ein gehöriger Schuss Twitter-Facebook-Soße gefehlt.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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