Angenommen, man wolle ergebnisorientiert auf Deutscher Ebene, oder besser auf Europäischer Ebene, tatsächlich die Dominanz von Google im hiesigen Suchmaschinenmarkt senken; angesichts des 90+%-Marktanteils von Google etwa in Deutschland nicht zwingend verkehrt. Wie müsste man vorgehen? Eine staatliche Suchmaschine, wie das leicht zu vergessende Millionengrab „Deutsches Google”, ist sicher nicht die zielführendste Antwort.
Zunächst müsste man sich fragen, wo die Markteintrittsbarrieren im Suchmaschinenmarkt liegen und wie man diese mit staatlicher Hilfe senken könnte, um so das Ziel größeren Wettbewerbs zu erreichen.
Neben den Erfahrungswerten in der Gewichtung der Ergebnisse (Semantik, Rankingalgorithmen und Spambekämpfung) liegt die größte Markteintrittsbarriere bei Suchmaschinen vor allem in der aufwendigen Indizierung des Webs. Google indiziert mittlerweile neue Webseiten von bekannten Webpräsenzen innerhalb von Minuten(!). Das ist auch dank dem jahrelangen Aufbau von effizienten Serverparks in der ganzen Welt möglich. Das kann kein Startup mal eben nachmachen, weshalb es weitaus mehr Suchmaschinen als Crawler gibt.
Um der Konzentration auf dem Suchmaschinenmarkt staatlich entgegen zu wirken, ist es sinnvoll, eine oder mehrere dieser Hürden zum Markteintritt zu senken. Statt eine komplette gleichwertige Suchmaschine aufzusetzen, was eine zu hoch gesteckte Aufgabe ist, sollte die EU hier sich stattdessen auf die mit hohen Investitionen verbundene Infrastruktur konzentrieren. Diese wäre in diesem Fall der Webindex. Ein EU-Projekt könnte das öffentliche Web indizieren, umfänglich und schnell, und sich einzig darauf konzentrieren. Keine Bewertung, kein staatlicher Suchschlitz, nur der Index. Dieser könnte dann via Programmierschnittstelle kostendeckend anderen Institutionen, also Startups, NGOs und anderen Regierungsstellen, angeboten werden. Jetzt kommt die Arbeitsteilung ins Spiel: Diese könnten nun bei der Wertung und Verknüpfung innovativ tätig werden. (Natürlich könnte man auch zusätzlich ein Ranking anbieten und andere Aufgliederungsfaktoren, wie Themencluster, Sprachen etc. Wichtig ist die Konzentration auf die Vorstufe, also die Lieferung des 'Rohmaterials' sozusagen.)
Entscheidend ist die Beschränkung auf eine Ebene der Wertschöpfung, die investitionsintensiv ist und deshalb zu einer Markteintrittsbarriere für Suchmaschinen wird. Auf der Ebene, auf der Innovation gefragt ist, ist der Markt die bessere Lösung.
Das alles bedeutet nicht im Ansatz, dass Google Marktanteile und damit seine Marktmacht in Europa mittelfristig einbüßen würde. Es kommt nicht von ungefähr, dass Microsoft seit Jahren unzählige Millionen US-Dollar in seiner Suchmaschine versenkt ohne Google merklich weh zu tun.
Aber im Gegensatz zu einem staatlich finanzierten Suchmaschinenprojekt, das dank eines Alles-oder-Nichts-Ansatzes mit großer Wahrscheinlichkeit immer ein Millionengrab sein wird, könnte die Bereitstellung der Infrastruktur Innovationen im europäischen Digitalmarkt befördern. Für den Standortvorteil könnte man europäischen Unternehmen den Zugang zum Index und weiteren Daten auch unter Kosten anbieten. Subvention eben.
Sicher gebe es noch weitere Überlegungen, die man in dieser Richtung anstellen könnte. Entscheidend ist lediglich, zu wissen, wo die Hürden liegen und wo entsprechend staatliche Organisation und wo der Markt zum Einsatz kommen sollte, um ein bestmögliches Ergebnis zu bekommen. Und welches Ergebnis man möchte.
Wir wollen schließlich nicht, dass deutsche Innenpolitiker in einem Jahr ein "deutsches Facebook" fordern.