5. Juli 2012 Lesezeit: 2 Min.

Das Ende der Windows-Vorherrschaft

So sieht das Ende einer Ära aus:

Windows mac

Horace Dediu von asymco zeigt in diesem Chart das Verhältnis von verkauften PCs zu verkauften Macs. Nach dem Höhepunkt 2004 fällt das Verhältnis drastig zu ungunsten der Wintel-PCs. Der Zuwachs an PC-Verkäufen stieg zwar die letzten Jahre weiter an, allerdings war das Wachstum der Verkäufe von Mac-Rechnern konstant höher.

Noch dramatischer wird das Bild, wenn man iOS einbezieht:

Windows apple

Würde man in dieses Bild noch die unzähligen Millionen verkaufter Android-Geräte einbeziehen, wäre das Ergebnis noch erdrückender für Windows. (Und natürlich ist das Einbeziehen von iOS und Android folgerichtig. Smartphones sind mehr Taschencomputer als Telefone und übernehmen damit auch zunehmend Aufgaben von Laptops und Desktoprechnern.)

Horace Dediu über die Implikationen für Windows und Microsoft:

Considering the near future, it’s safe to expect a “parity” of iOS+OS X vs. Windows within one or two years. The install base may remain larger for some time longer but the sales rate of alternatives will swamp it in due course.

The consequences are dire for Microsoft. The wiping out of any platform advantage around Windows will render it vulnerable to direct competition. This is not something it had to worry about before. Windows will have to compete not only for users, but for developer talent, investment by enterprises and the implicit goodwill it has had for more than a decade.

It will, most importantly, have a psychological effect. Realizing that Windows is not a hegemony will unleash market forces that nobody can predict.

Plattformen wachsen und schrumpfen nicht linear, weil Netzwerkeffekte als positive Externalitäten enormen Einfluss auf den Gesamtwert und damit die Position einer Plattform haben. Windows als ein Betriebssystem unter vielen ist für Microsoft damit nicht einfach nur ein Geschäft mit geringerem Umsatz. Es ist ein komplett anderes Geschäft.

Langsam aber sicher wird sich im Mainstream die Erkenntnis etablieren, dass es ein gutes, reichhaltiges Computerleben neben Windows gibt. Angesichts der Entwicklungen könnte man auch sagen, die Erkenntnis ist beim Konsumenten längst angekommen.

Wenig verwunderlich, dass die Upgrade-Preise für Windows 8 für Microsoft-Verhältnisse ausgesprochen niedrig ausfallen werden. Microsoft braucht um jeden Preis eine hohe Zahl installierter Instanzen der jüngsten Windowsversion, um den Entwicklern von Windows-Programmen eine vernünftige Ausgangsbasis zu bieten, denn mittlerweile läuft Microsoft die Zeit davon. Wenig verwunderlich vor diesem Hintergrund auch Microsoft Surface, eine radikale Abkehr von Microsofts traditionellem Geschäftsmodell.

Der Betriebssystemmarkt, oder präziser der Softwareplattformmarkt, öffnet sich wieder zum ersten Mal seit den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Einer der (noch) unerwarteten Gewinner dieses Wandels könnte Linux und damit insbesondere Canonical, der Anbieter des sich in eine interessante Richtung entwickelnden Linux Ubuntu, sein. So oder so: Unix-basierte Betriebssysteme übernehmen die Welt.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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