Das Spannendste am neuen Kindle-Update sind die sozialen Features für Highlights und Anmerkungen:
Mit der Option “Public Notes” kann man nun Anstreichungen (”Higlighting”) und Anmerkungen (”Annotations”) für andere sichtbar machen. Bisher gab es ja bereits das anonyme “Highlighting”-Feature, mit dem sich auf Knopfdruck die am meisten angestrichenen Passagen anzeigen ließen. Die “öffentlichen Anmerkungen” machen nun die Lektüre noch stärker zum sozialen Prozess. Im Kindle-Blog heißt es dazu: “Alle Kindle-Nutzer - vom Autor über die Fans und Kritiker bis zu Literaturprofs und leidenschaftlichen Lesern - können nun auf Wunsch von überall aus ihre Gedanken über Buchpassagen mit Freunden, Familienmitgliedern, Kollegen oder der großen Kindle-Community austauschen.”
Für eine E-Reading-Plattform wie Amazons Kindle ergeben sich damit unzählige Möglichkeiten, um enormen Mehrwert für die Leser als auch Lock-In zu erzeugen.
Über die Möglichkeiten einer sozial verknüpften Meta-Ebene bei E-Books hatte ich auch 2008 auf netzwertig geschrieben:
Wie wäre es, wenn ich beim Lesen Lesezeichen setzen könnte, die automatisch zu meinem Profil auf einem der auf Bücher fokussierten Social Networks wie LibraryThing oder goodreads hinzugefügt werden?
All die Möglichkeiten, die jetzt auf öffentlich zugängliche Artikel im Web beschränkt sind, auf Bücher – auf Romane und Sachbücher – auszuweiten, wird uns eine völlig neue Welt offenbaren. Auch wenn es widersinnig und überflüssig erscheint, wie einst delicious, als es die Bühne betrat und man sich fragte, warum zum Teufel man seine Lesezeichen online ablegen sollte, so entsteht mit der Möglichkeit der öffentlichen Annotation eine völlig neue Dimension des gemeinsamen Wissens.
Wenn mir ein Freund ein Buch empfiehlt und ich während des Lesens direkt seine Anmerkungen und die von meinen anderen Freunden mit anzeigen lassen kann, dann bekommt das Lesen und der Austausch über das Gelesene einen Mehrwert gegenüber dem Lesen von bedrucktem Papier.
Denken wir diese Richtung noch einen Schritt weiter.
David Weinberger schreibt in seinem Buch “Das Ende der Schublade” über elektronische Bücher (S. 267):
Wir werden unsere Bücher dazu auffordern können, die Passagen zu markieren, die von Dichtern, Einser-Schülern, Literaturprofessoren oder buddhistischen Priestern am häufigsten noch einmal gelesen werden.
Weinberger führt noch weitere Möglichkeiten an: Wenn wir anzeigen und aggregieren können, wo Bücher gelesen werden, können wir automatisch Listen für Bücher für den Strand oder für Reisen zusammenstellen.