Frank Westphal, Macher des populären Aggregators Rivva, verkündet das Unvermeidliche. Die Kastration des Dienstes aufgrund des am 1.8.2013 in Kraft tretenden Presseleistungsschutzrechts:
Eine Reihe von Verlagen hat inzwischen in eigener Sache erklärt, dass sie das LSR nicht nutzen werden – dass die Verlinkung ihrer Publikationen unter Übernahme kurzer Textausschnitte weiter willkommen ist, keine vorherige Genehmigung benötigt oder gar in Rechnung gestellt wird.
Einige große Namen fehlen jedoch und werden auf rivva.de in Zukunft schwer vermisst.
Circa 650 Lokalzeitungen, Magazine und ihre Blogs werden angesichts der aktuellen Rechtsunsicherheit nicht mehr in der Aggregation auftauchen.
Es ist traurig. Der bürokratische Aufwand, um alle interessanten Quellen einzeln um Erlaubnis zu fragen, sprengt ein Ein-Personen-Projekt. Was fehlt, ist ein maschinenlesbarer Standard.
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Rivva Search und Social ereilt das Unvermeidliche.
Das ist exakt die Folge, die ich November 2012 in dem Artikel "Leistungsschutzrecht ohne Kennzeichnungspflicht für Presseverlage wäre eine Katastrophe" beschrieben habe. Dass mein damaliger Vorschlag nicht in die Debatte an anderen Stellen eingeflossen ist, wird uns bitter kosten. (Wer sich ein vollständiges Bild machen möchte: Hier lesen nachweislich sehr viele Journalisten mit.)
Auch all die Opt-ins großer Presseverlage ändern nichts an dem grundlegenden Problem: Angebote wie Rivva werden niemals wieder alles relevante im deutschen Web abbilden können. Das deutsche Presseleistungsschutzrecht zerstört den wichtigsten Baustein für die Arbeitsteilung in der vernetzten Öffentlichkeit.
Die angegebenen 650 Blogs, Webmagazine und lokalen Zeitungen dürften nur die Spitze des Eisbergs sein. Westphal wird kaum die Zeit haben, jedes neue Blog oder Webmagazin, das im Rivva-System die Filterhürden nimmt, anzuschreiben und zu fragen, ob es auf Rivva erscheinen darf.
Die Beweglichkeit des Systems, der große Vorteil genuiner Online-Lösungen, wird dank des Presseleistungschutzrechts bis zum Erstarren verringert.
Ich habe es unzählige Male hier und anderenorts ausgeführt und sage es noch einmal: Das Presseleistungschutzrecht wie es nun in Kraft tritt ist eine Katastrophe für die deutsche Öffentlichkeit. Es schadet der deutschen Online-Presselandschaft, die bereits jetzt nicht sonderlich stark in ihren Strukturen ist, enorm.
Siehe auch: