16. Sep. 2010 Lesezeit: 2 Min.

Leo Laporte und Musopen sind erfolgreich mit Spenden. Ein Trend?

Vor einigen Wochen schrieb ich über Podcaster Leo Laporte und seine Einkommensquellen :

Leo Laportes persönliches Einkommen in Höhe von 10.000 Dollar im Monat kommt komplett von Fanspenden. Die Spenden der Fans übersteigen Laportes Einkommen sogar noch und können auf über 20.000 Dollar pro Monat kommen.

Vor ein paar Tagen schrieb ich auf neumusik.com über das Musopen-Projekt:

Das Musopen-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, klassische Werke aufzunehmen und als gemeinfreie, also urheberrechtsfreie, Aufnahmen bereit zustellen.

[..]

Nun hat Musopen angefangen, über den Crowdfunding-Dienst Kickstarter Spenden einzusammeln, und das recht erfolgreich: Während ich das schreibe, sind über 58.000 Dollar an Spenden eingegangen, fünf Stunden bevor das Crowdfunding für Musopen auf Kickstarter endet.

Insgesamt hat Musopen über Kickstarter 68.359 Dollar von 1.276 Spendern erhalten. Das ist weit mehr als die erhofften 11.000 Dollar. (Und zu einem Teil sicher auch der begleitenden Berichterstattung zu schulden.)

Ein kommerzielles Unternehmen (Laportes TWiT network) und ein gemeinnütziges Projekt (Musopen) nehmen erhebliche Summen mit Spenden ein, um ihre Arbeit zu finanzieren.

Das und die steigende Popularität des Micropaymentsystems Flattr deuten auf einen Aufschwung von Spenden - im Sinne von freiwilligen Vorauszahlungen - zu einer ernstzunehmenden Einkommensquelle an.

Zumindest scheint eine latente Bereitschaft für freiwillige Zahlungen vorhanden zu sein, sofern diese mit geringen Transaktionskosten auszuführen sind und Projekte unterstützen, die weiterhin Bestand haben sollen. Wie groß diese Bereitschaft ist, werden wir in den nächsten Jahren als Gesellschaft herausfinden. Sie scheint aber zumindest größer zu sein, als man wohl allgemein annimmt. Wer hätte schon gedacht, dass ein Radiomoderator (mehr oder weniger nichts anderes ist Laporte mit seinem Podcasting-Angebot) über 10.000 Dollar pro Monat mit Spenden seiner Hörer verdienen könnte?

Nun ist noch nicht abzusehen, wie diese Entwicklung mittel- bis langfristig aussehen wird. Und ob nachhaltige Geschäftsmodelle auf Spendenbasis in vielen Bereichen möglich sind oder eher die Ausnahme sein werden, ist noch völlig(!) offen. Aber alles deutet darauf hin, dass Spenden zumindest eine wichtiger werdende Säule der Wirtschaft werden.

Letztlich würde das auch Sinn ergeben: Spenden in Form von freiwilligen Vorauszahlungen auf künftige Produktion von (immateriellen) Gütern ist eine der Formen, wie knappe Güter (hier die Produktion) refinanziert werden können, wie ich in meinem Artikel über historische Unfälle  ausführte:

Die Implikation [von spendenorientierten Systemen wie Flattr und Kachingle]: Man bezahlt nicht für das Publizieren sondern für das künftige Produzieren. Letztlich sind ‘Spenden’ auch genau das: Selbst wenn sie als Dankeschön gedacht sind, so sorgen sie bewusst oder unbewusst dafür, dass der Produzent weiter seiner Tätigkeit nachgehen kann – in welcher Form und welchem Umfang auch immer -.

Je mehr Infrastruktur in diesem Bereich entsteht und sich etabliert, desto leichter können Spenden von Nutzern zu Angeboten finden. Mit Infrastruktur sind hier Dienste wie Flattr oder Kickstarter gemeint, die mit möglichst geringen Transaktionskosten beide Seiten zusammenbringen können.

Nochmal: Man sollte nicht zu enthusiastisch diesbezüglich werden. Aber diese Entwicklung im Auge zu behalten, dürfte sinnvoll sein. Es scheint sich etwas zu bewegen.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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