Obwohl sich die USA als Weltpolizei im Fall Megaupload verhält und in einer sensationellen Razzia die Betreiber verhaftet, deren Gelder eingefroren und die Website offline genommen hat, hat diese Aktion praktisch keine Auswirkungen auf das Ausmaß des Filesharings weltweit gehabt, ganz zu schweigen von der Entwicklung.
1. Darknets
Stattdessen reagiert das Netz wie erwartet. Auf der einen Seite nehmen Darknets an Bedeutung zu. Die Richtung geht also wieder weg von zentralen Anbietern wie Megaupload und hin zu dezentraleren Alternativen, die zwar schwieriger zu handhaben, aber sehr viel resistenter gegen Angriffe von außen sind.
In Hyperland werden Darknets so erklärt:
Wenn Kevin seine Festplatte, randvoll mit Filmen und Musik zu seinem Freund Hakan schleppt, dann alles auf dessen Rechner kopiert und sich umgekehrt seine Daten überspielt, dann ist das bereits in den Grundzügen ein Darknet. Und weil die Kids nicht ständig Festplatten durch die Gegend schleppen wollen, errichten die Filesharer einfach ein Virtual Private Network (VPN): Das erzeugt ein von außen abhörsicheres, virtuelles “Internet-im-Internet”. Und damit können dann auch Jenny in Bonn und Leo in Berlin ihre Dateien tauschen, ganz so, als wären sie im selben Heimnetzwerk verkabelt (bloß viel langsamer).
RetroShare ist eines der Netzwerke, das enormen Zulauf erhalten hat:
“In January our downloads tripled when interest in SOPA was at its peak. It more than doubled again in February, when cyberlockers disabled sharing or shut down entirely. At the moment we are getting 10 times more downloads than in December 2011.”
Die Wahrscheinlichkeit, dass RetroShare selbst so populär wie Megaupload und co. wird, ist gering. Aber die Richtung ist offensichtlich.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Alternativen kommen, die einen noch besseren Kompromiss zwischen Anonymität/Dezentraltität und Bequemlichkeit liefern.
2. Putlocker und Rapidshare statt Megaupload
Auf der anderen Seite übernehmen in der Zwischenzeit die Konkurrenten von Megaupload deren ehemalige User:
Putlocker seems to be the big winner. It went from being the source of about 6 percent of web-based filesharing to 28 percent, when measured by the amount of networking bandwidth used. To put that in perspective, Megaupload accounted for about 25 percent of bandwidth before it was shut down. “Putlocker is on the rise,” King said.
Rapidshare got a boost too, jumping from 8 percent to 15 percent, according to Palo Alto’s latest data, which is based on a survey of 241 networks, conducted after the Megaupload takedown.
3. Filesharing ohne Internet
Weil Filesharing nur ein Symptom ist, eine Folge der Digitalisierung, die immaterielle Güter von ihren physischen Datenträgern gelöst hat, kann Filesharing auch komplett ohne Internet stattfinden:
Inspired by the local transmitting power of traditional pirate radio, NYU art professor David Darts created the PirateBox, a WiFi hotspot and server providing easy and anonymous access to the files held within.
[..]
Users wirelessly accessing the device are presented with a web interface which allows them not only to download files but upload them too. No logs or other identifying information is stored in the device.
Although great for anyone to share files within its range, considering the pressure currently being applied to university students by record labels and their anti-piracy partners, the chances of music-stuffed PirateBoxes popping up on campuses all around the world increases every day.
Das Internet hat Filesharing, also peerbasierte Distribution, 'lediglich' auf Augenhöhe mit industrieller Distribution gebracht.
Sollte das Internet irgendwann komplett von Konzernen der rechteverwertenden Industrien überwachbar werden, was ein langfristiges Ziel dieser Unternehmen ist, könnte Filesharing in der westlichen Welt sich dem nähern, wie es bereits in Regionen wie Afrika stattfindet: Filesharing in Westafrika findet mit Bluetooth und ohne Internet statt.