Wer wird verschont? Niemand, egal ob ich Esswaren oder Möbel verkaufe. Aber es bestehen Unterschiede in Bezug auf die Dringlichkeit und das Ausmaß einer Erneuerung: Nicht jeder muss sich gleich schnell anpassen, aber anpassen muss sich jeder. Besonders stark ist der Händler mit seinem Ladenkonzept gefordert, aber auch jeder, der im Hintergrund Infrastrukturleistungen erbringt. In gewissen Kategorien besteht gar mehr als nur ein Regenerierungsbedarf: Wer da nicht rechtzeitig handelt, verschwindet. Die Hauptfrage lautet in jedem Fall: Wie stark muss ich mein Geschäftsmodell ändern?
Die Veränderungen, die die Musikbranche seit 10 Jahren erlebt, werden mal mehr mal weniger stark jede andere Branche treffen.
Besonders stark sind die Analogien beim Buchhandel:
Im Buchhandel zeichnen sich zwei zentrale Entwicklungen ab. Erstens haben sich Online-Händler wie Amazon am Markt etabliert und machen dem herkömmlichen Handel die Umsätze streitig. Zweitens existiert mit dem E-Book eine entmaterialisierte Form des Buches. Für die Leser steht nicht mehr der Besitz des Buches im Zentrum, sondern der Zugang zu dessen Nutzung.
Auf die Buchbranche kommt ein perfekter Sturm zu: Die Größen von E-Books sind so gering (ca. 2MB für Wälzer) und die heutigen Bandbreiten so groß, dass der Wandel sehr viel schneller kommen wird als für die Musikbranche, wenn sich E-Reader wie der Kindle im Massenmarkt festsetzen. Und sie sind bereits auf dem Weg dahin. Amazon verkauft laut Eigenaussage bereits mehr Kindle-Bücher als Print-Bücher. Und die ersten DIY-Erfolge gibt es auch schon.
Tauschbörsen werden aber ein viel größeres Problem für die etablierten Prozesse der Buchbranche werden: Man stelle sich vor, MP3s wären 1999 in perfekter Qualität mit einer Größe von 10KB und weniger herunterladbar gewesen. So in etwa sieht die Zukunft für die Buchbranche aus, wenn sie, wie aktuell zu beobachten ist, tatsächlich die Fehler der Musikbranche wiederholt.
(via @avongunten)