Zugegeben, obwohl bereits seit 2007 am Markt, und mindestens seit der Kehrtwende der Ausrichtung des Schweizer Start-Ups vom Musikvideoportal zum Multifunktionsdienst in den Medien, bin ich erst jetzt hellhörig geworden.
Nach den ersten Informationen, die ich zu den neuen Features von restorm.com erhielt, handelte es sich um einen Hybrid aus Jamendo, Download-Store und kommerzieller Verwertungsgesellschaft für Creative-Commons-Inhalte. Interessant ist aber v.a. der Ansatz, sowohl Inhalte anzubieten, die über Verwertungsgesellschaften abgerechnet werden, als auch solche von Creative-Commons-Künstlern - so auch restorm-CEO Philippe Perreaux:
Das neuartige daran ist der Umstand, dass es unterschiedlichste Urheberrechts-Konzepte berücksichtigt. Angefangen beim traditionellen Copyright über das moderne Creative Commons Konzept bis hin zum Ansatz der komplett freien Verbreitung namens Public Domain ist mit unserem Tool alles möglich.
Die Site spricht in erster Linie Künstler an. Und doch, gehe ich die gestellten Fragen der Landing Page durch, adressiert restorm Fans, Musiker, Labels, Manager, Blogger, Lizenznehmer und Veranstalter. Möchte man sich einen ersten Überblick verschaffen, ist man einige Zeit beschäftigt, durch viele Seiten hindurch zu klicken, die ebenso viel Information bieten.
Die meist lokalen (d.h. Schweizer) Partner wie die Berner Zeitung, iMusician Digital, SAE Zürich, Spreadshirt (Ausnahme: nicht Schweiz) sowie weitere Unternehmen aus Videoproduktion und Event-Marketing spiegeln die breite Palette der Zielgruppen.
Das Angebot an Funktionen ist dementsprechend reichhaltig; in einem in Kürze folgenden Artikel werde ich das "Rightclearing" (Video) detailliert betrachten (unten als Kurzeinführung das Video), das restorm in den Vordergrund rücken möchte. Nicht zu Unrecht, denn wagt man sich in den Markt der kommerziellen Verwertung von Creative-Commons-Werken ohne Einschränkung auf eben diese, ist dieser nicht zu klein einzuschätzen: Jamendo bietet derzeit etwa 300.000 Titel an, davon jedoch nur 90.000 zur kommerziellen Lizenzierung (JamendoPro). Gerade der Blick auf Jamendo lässt aber auch fragen, wie viel Erfolg dem Business Modell beschieden werden mag.
Wie ist nun der Nutzen von restorm insgesamt anzusetzen? Es gibt in der Tat viele kleine Möglichkeiten, Bands im Mediennetzwerk pushen zu lassen. Auch ist die Option einer Mini-Website interessant, die für jede Band verfügbar ist. Diese lässt sich quasi als generiertes EPK (Electronic Press Kit) in jeden Online-Artikel auch von Bloggern und Magazinen wie ein Widget einbinden.
Smarter noch erscheint mir aber das Angebot an Blogger, das im Dschungel der Site untergeht. Sites wie Jamendo haben extrem mit Problemen der Kuratierung und Verschlagwortung zu kämpfen (dazu in Kürze mehr). restorm versucht hier, Blogger an sich zu binden. Diese bedienen als Filter ein spezielles Publikum und fungieren somit als Kurator/Qualitätsfilter, Multiplikator, Content-Produzenten (durch Reviews) und Metadaten-Generator in einer Person.
Letztendlich aber stellt sich mir die Frage, ob ein einzelnes (und gutes) Produkt hier nicht überfrachtet ist - zumindest fehlt es an einer transparenten Darstellung. Ist es gut, vom Start weg für jeden alles zu bieten? Wären ergänzende Services keine bessere Lösung? Denn die Funktionalität oder Idee hinter restorm in aller Kürze zu vermitteln fällt schwer. Da muss beim Elevator-Pitch der Aufzug schon stecken bleiben. Und das ist nicht gut fürs Unternehmen.