8. März 2018 Lesezeit: 3 Min.

Sollten Daimler und Volvo sich in einer Geely-Allianz gemeinsam gegen Google wappnen?

Sollten Daimler und Volvo sich in einer Geely-Allianz gemeinsam gegen Google wappnen?
Geely-2018

Reuters über einen Vorschlag des frischen Daimler-Großaktionärs Geely, eine Allianz von Automobilherstellern gegen Google und co. zu bilden: "Daimler, Volvo Cars executives skeptical over Geely alliance plan":

Executives at Daimler (DAIGn.DE) and Volvo Cars question the viability and industrial logic of a plan by their major shareholder, China’s Geely, to form an auto industry alliance to counter “tech invaders.”

Li revealed last month he had built up an almost 10 percent stake in Mercedes-Benz maker Daimler, hoping to access electric and self-driving cars technology as a way to respond to new competitors such as Uber [UBER.UL] and Google.

Der Money Quote:​

“Ideally we want a win-win alliance. Handing Volvo and Geely our Mercedes technology is not win-win,” one Mercedes-Benz executive, who declined to be named, told Reuters.

Was man bereit ist zu teilen, Technik von Einzelteilen, sind strategisch nicht entscheidende Teile. Kerntechnologien von morgen dagegen will man in einer möglichen Allianz mit Konkurrenten nicht teilen. Nachvollziehbar: Alles, was von strategischem Wert für die Allianz wäre, ist auch von entsprechendem Wert für das einzelne Unternehmen. Das will man nicht hergeben.

Geely hat aber trotzdem recht. Googles Waymo baut den technologischen Kern der Automobilbranche von morgen auf und ist allen anderen aktuell technisch haushoch überlegen. (Wie man unter anderem wieder an den aktuellen Disengagement-Zahlen aus Kalifornien sehen kann.) Das muss nicht zur globalen Vorherrschaft von Waymo führen. Es kann sein, dass regionale Unterschiede groß genug sind, um einen weltweiten winner-takes-all-Effekt zu verhindern. Aber selbst dann wird Waymo aller Voraussicht nach eine Branchenmacht werden.
Neben den Ridesharing-Anbietern Uber, Didi Chuxing, Ola und co. Die Frage ist dann, wie sehr oder weniger schwach Automobilhersteller neben diesen neuen Größen stehen werden.

Eine Allianz, eine Kooperation der etablierten Player, die oft eher schlecht als recht auf das vorbereitet sind, was morgen kommt, könnte ein Teil der Lösung sein. Spieltheorie verhindert das aber natürlich, wie man an den Reaktionen von Volvo und Daimler sehen kann. In anderen Branchen kann man ähnliche Dynamiken beobachten. (Medienbranche etwa)

Zusätzlich könnte jede Kooperation Stellen wie das deutsche Kartellamt aufschrecken lassen. Randnotiz: Es stellt sich zunehmend die Frage, ob man bei solchen Branchenentwicklungen, die neue Elemente einführen, die dank Netzwerk- und anderen neuen Skaleneffekten, zu künftiger Konzentration führen, nicht über grundsätzlich neue Antitrust-Regeln nachdenken müsste. Sprich: Im Zweifel Kooperationen etablierter Player zulassen, weil sie gegen neue Player mit neuen Spielregeln allein fast keine Chance haben. (Auf der anderen Seite kann man bei Spotify und dem Oligopol in der Musikindustrie sehen, dass so etwas nicht zwingend im Sinne der Kunden ist. Eher im Gegenteil.) Aber das ist alles eine andere Geschichte.

Zurück zum Thema: Eine Allianz in Form eines Gremiums oder eines Verbandes/Kartells oder ähnlichem wäre sicher auch nur bedingt bis gar nicht hilfreich. Gremien helfen nicht gegen (schneller agierende) Innovatoren. Eine Allianz aber, die vor allem eine Plattform zum Austausch strategisch kritischer Bausteine aufbaut, wäre dagegen spannend. Es wäre auch kein Neuland für die Branche: Genau das hatten Audi, BMW und Daimler 2015 mit der Übernahme von Here Maps für den Kartensektor gemacht. Dass seit 2015 immer mehr verschiedene Stakeholder an Bord geholt wurden -von Intel über Tencent bis zuletzt Bosch und Continental- spricht für das Here-Projekt.

Ein vergleichbarer, technikbasierter Kooperationsansatz für andere Komponenten erscheint sinnvoll. Wenn gleich auch so ein Vorhaben außerhalb des vergleichsweise relativ leicht absteckbaren Rahmens Karten ungleich problematischer wäre.

Wie dem auch sei. Abseits dieser rein hypothetischen Überlegungen bleibt die harte Frage: Hat ein Daimler (Hardware) allein wirklich eine Chance zwischen Waymo (Software) und Uber und Didi (Marktzugang)?

Wir werden es wohl herausfinden.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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