18. Mai 2011 Lesezeit: 1 Min.

Wäre die Revolution in Tunesien so ohne Facebook möglich gewesen? Ben Sassi: "Nein."

Letzte Woche lud die SPD zu einer Veranstaltung zu den Revolutionen in Nordafrika unter dem Titel "Despotendämmerung in Nordafrika und Nahost? Die arabische Jugend, Neue Medien und der demokratische Aufbruch".  Dazu hatte die SPD einige Aktivisten aus Ägypten und Tunesien eingeladen, die direkt von ihren Erfahrungen berichteten.

Ben Sassi, eine der wichtigen Personen hinter der tunesischen Revolution, antwortete auf die Frage, ob die tunesische Revolution denn ohne Facebook möglich gewesen wäre, sofort mit einem entschiedenen "Nein." Siehe hierzu auch diesen Tagesspiegel-Artikel:

Der tunesische Internetaktivist Amine Sami Ben Sassi sagt, ohne das Internet, ohne Facebook und Twitter, wäre die Protestbewegung nie von den ländlichen Gebieten seiner Heimat in die Städte gelangt. Schon zwei Jahre zuvor habe es ähnliche Proteste gegeben, die aber wegen der fehlenden Verbreitung keine Durchschlagskraft entfaltet hätten.

Auch die ägyptische Journalistin Nesma Tellema bestätigt die Bedeutung von Facebook für die Revolution in Ägypten. Es gibt, so erzählt sie, mitterlweile einen Witz, den man sich in Ägypten erzählt:

Die gestürzten und getöteten Diktatoren Ägyptens treffen sich und tauschen aus, woran sie gestorben sind. Manche nennen 'vergiftet' oder 'erschossen' als Grund. Als Mubarak gefragt wird, was ihm das Genick gebrochen habe, nennt er Facebook. Facebook hat ihn getötet.

Zwei Dinge fand ich an dem Abend bemerkenswert:

Während es in der westlichen Welt eine eigenartig anmutende Diskussion über die Bedeutung von Internettools bei den Revolutionen in Tunesien und Ägypten gab, bestehen bei denen, die hautnah dabei waren, gar keine Zweifel: Natürlich waren die Tools wichtig.

Der zweite Punkt war die Tatsache, dass praktisch immer Facebook als wichtiges Tool genannt wurde und eher selten Twitter. Das ist wenig überraschend, wie ich im Februar angemerkt hatte:

Twitter wird wahrscheinlich bei solchen Revolutionen, wie wir sie aktuell beobachten können, in den betroffenen Ländern aus dem selben Grund weniger wichtig sein, aus dem Twitter außerhalb des jeweiligen Landes bedeutend ist: Twitter ist per default öffentlich.

Twitter wird in den westlichen Ländern überschätzt in seiner Bedeutung, weil die dort aktiven Aktivisten nach außen sichtbarer sind.

Mein Artikel vom Februar diesen Jahres zum Thema:

Kommunikation und Organisation: Facebook, Twitter und Ägypten

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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