5. Mai 2021 Lesezeit: 2 Min.

Wie Tag und Nacht: Unterschiede in der Plattformarchitektur am Beispiel Amazon Marktplatz vs. AliExpress

Nicht alle Plattformen sind gleich. Im Gegenteil, die Unterschiede können auch sehr groß sein. Ein sehr anschauliches Beispiel, das ich in den Exchanges 275 kurz angerissen habe, sind die Marktplätze von Amazon und Alibaba, also für Europa AliExpress.

Amazon Marktplatz:

  • Produktsuche ergibt pro Produkt genau ein Ergebnis.
  • Eine Produktseite, alle Marktplatzhändler werden gut versteckt hinter dem Kaufen-Button aggregiert und bekommen den Zuschlag völlig nebelig per Algorithmus zugeteilt.
  • Deutlich ein Marktplatz, der den Provider Amazon, der selbst Händler ist, und Hersteller bevorzugt
  • Deshalb auch deutlich ein Marktplatz, der aus der Historie von Amazon heraus gewachsen ist (erst Handelsgeschäft, dann dieses zum Marktplatz erweitert)
  • Die Verkäufer werden kommodifiziert, austauschbar und ohne eigene Präsenz oder Differenzierbarkeit gegenüber den Endkunden.
  • Nur wer eigene Produkte verkauft, hat eine Chance ein Geschäft auf Amazon aufzubauen. (Markenhersteller, digitale Marken wie Anker, et al)

AliExpress als Gegenbeispiel:

  • Produktsuche kann viele Ergebnisse zu einem Produkt von verschiedenen Verkäufern bringen.
  • Verkäufer/Händler haben ihre eigenen Unterseiten, denen Endkunden folgen können.
  • Endkunden müssen sich nicht nur für Produkt, sondern auch für Verkäufer entscheiden.

Der wesentliche Unterschied, der für Tag und Nacht sorgt, lässt sich so zusammenfassen:

Amazon Marktplatz ist rund um das Produkt organisiert. AliExpress ist rund um den Händler organisiert.

Needless to say, Informationsarchitekturen wie jene bei AliExpress sind natürlich sehr viel bessere Verkaufsumgebungen für Verkäufer.

Mehr noch: Wenn wir davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren der Onlinehandel im Volumen explodieren wird, dann entsteht ein riesiges Potenzial für Marktplätze, Verkaufsumgebungen/Shoppingumgebungen, auf denen nachhaltig Handels-/Servicegeschäfte aufgebaut werden können.

Produktzentrische Marktplätze wie der von Amazon sind das nicht.

Händlerzentrischen, oder auch: mehr netzwerkartigen Marktplätzen gehört langfristig die Zukunft. Denn jede Zusatzinvestition, man denke etwa an Livestreaming und ähnliches, wird nur auf diesen von den Verkäufern getätigt werden.

Man könnte jetzt argumentieren, dass es im Handel der Zukunft nur Hersteller und Marktplatzprovider und keine weiteren Zwischenmänner mehr braucht.

Ja, aber: Jede Netzwerkkomponente, die Verkäufern hilft, hilft auch Markenherstellern. Jede Netzwerkkomponente, die Verkäufern fehlt, fehlt auch den Marken auf dem Marktplatz. Kann ich Nike auf Amazon folgen? Kann Adidas mich auf Amazon direkt ansprechen ohne für Werbung zu bezahlen?

Das zeigt, dass noch viel, sehr viel Luft bei der Ausgestaltung von Markplätzen und Plattformen allgemein vorhanden ist.

Dieser Text ist zuerst in Nexus 64: Was Venezuela über Zukunft von Krypto-Währungen lehrt, Amazons Marktplatzarchitektur vs. AliExpress, Pearpop am 16.04.2021 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zusätzlichem Newsletter, exklusiven Podcasts und einem Discord-Forum. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
Großartig! Du hast Dich erfolgreich angemeldet.
Willkommen zurück! Du hast Dich erfolgreich eingeloggt.
Du hast neunetz.com erfolgreich abonniert.
Dein Link ist abgelaufen.
Erfolg! Suche Dein in Deiner E-Mail nach einem magischen Link zur Anmeldung.
Erfolg! Deine Zahlungsinformationen wurden aktualisiert.
Deine Abrechnung wurde nicht aktualisiert.