24. März 2022 Lesezeit: 3 Min.

Wie Wettbewerb unter Plattformen im Web3-Kontext aussehen kann

Heute arbeitet jede Plattform mit ihrer eigenen Datenbank.

Der entscheidende Unterschied einer potenziellen Welt, in der verschiedene Plattformen in einem Sektor für manche Dinge auf eine gemeinsame Datenbank zugreifen, ist eine größere Durchlässigkeit an der Stelle, für die eben diese gemeinsame Datenbank, die wir heute Blockchain nennen, verantwortlich ist.

Also wenn beispielsweise an dieser Stelle Transaktionsvolumina eines Marktplatzes hinterlegt werden, dann können alle Plattformprovider in diesem Sektor das für sich nutzen.

Ein Beispiel, was das bedeuten kann, sieht man aktuell beim jungen NFT-Marktplatz LooksRare, welcher zum Einen das Henne-Ei-Problem lösen muss und zum Anderen dem Platzhirsch OpenSea Aktivität abnehmen will. Not Boring:

LooksRare airdropped 12% of its total $LOOKS token supply on users based largely on how much volume they transacted on OpenSea between June and December 2021. That data was easy for them to access; it was all publicly available on the Ethereum blockchain.

LooksRare was able to attract OpenSea’s biggest customers by giving the biggest rewards to the people who’d spent the most on OpenSea. They were also able to induce those customers to perform specific activities on LooksRare to unlock those tokens: I wasn’t able to claim my 200 $LOOKS until I listed an NFT for sale on the platform. I’ve actually never even listed an NFT on OpenSea, but I have listed one on LooksRare now! […]

Now, it’s up to LooksRare to build on the early momentum and retain and grow its user base. To do that, it architected the platform to lower gas fees, rewards users for buying and selling NFTs, charges lower trading fees, and shares 100% of fees with $LOOKS holders who’ve staked their tokens.

Das heißt, LooksRare kann den größten ​Kund:innen des Platzhirsches OpenSea ein attraktives Angebot machen. Das ist nicht per se neu: Top-Influenzer auf der einen Plattform werden von einer anderen Plattform abgeworben. Siehe etwa wie Microsofts Gamestreamingdienst Mixer Top-Streamer von Twitch abgeworben hat. Das muss natürllich nicht zum Erfolg führen, wie man am Ende von Mixer sehen kann.

In einer Blockchain-Welt können Plattformprovider das aber auf einem neuen Level spielen: Statt nur die Top10 anzuschreiben, lassen sich die Top 20% aller Accounts einbeziehen (vorausgesetzt, sie bekommen mit, dass ein Angebot besteht). Das lässt sich noch weiter ausdifferenzieren, abhängig davon welche Art von Daten öffentlich in der entsprechenden Blockchain verfügbar sind.

Man stelle sich vor, neue Angreifer im Markt könnten mit dem Amazon-Marktplatz oder YouTube oder TikTok oder Instragram das machen, was LooksRare auf Basis der öffentlichen Nutzerdaten von OpenSea macht.

Wir hätten mehr Wettbewerb auf der Ebene der Plattformen. Daraus folgt:

  • Ein weniger stark ausgeprägtes Machtungleichgewicht zugunsten der einzelnen Plattformen
  • Eine schnellere Iteration der Plattformen selbst
  • Ein insgesamt stärkeres Ökosystem das gemeinsam gegen einzelne Plattformen antritt

Die einzelnen Plattformen mögen dann nicht mehr solche Cash Cows sein wie Facebook oder TikTok heute (wobei sich das noch zeigen muss), aber sie sind dann in gleichzeitig in sehr viel stärkere Gesamtgeflechte eingebunden.

Was meine ich mit Gesamtgeflechte & stärkere Ökosysteme? Ein Amazon-Marktplatz auf Blockchain-Basis würde:

  • ein neues Verhältnis zwischen Marken/Verkäufern und dem Konstrukt Marktplatz erlauben (heutiges Multihoming wird dagegen primitiv erscheinen)
  • nicht nur kleineren, neueren General-Interest-Marktplätzen eine Anlaufchance geben, sondern auch spezialisierte Nischen-Marktplätze ermöglichen, die ihre Sektoren vom allgemeinen Monolith abspalten könnten beziehungsweise einen weiteren dedizierteren Zugang zu ihrem Thema bieten könnten

Hinzu kommen unzählige große und kleine Helferlein, die tiefer im Geschehen auf beiden Seiten helfen können.

Und das ist nur ein Beispiel für den Onlinehandel. Auf der Creator- oder der Medienseite wären weitaus kreativere Entwicklungen möglich.

Sprich, ein hierarchisch organisiertes Unternehmen, das über seine Plattform eine Branche gestaltet und beherrscht steht eine größere Arbeitsteilung gegenüber, die sich auszeichnet mit einer Mischung aus Konkurrenz (klar) und notwendiger Kooperation (Existenz nur über Blockchainnutzung möglich, weil da die Interoperabilitätsschicht liegt).

Mit mehr Wettbewerb müssen sich die Plattformen selbst auch schneller produktseitig weiterentwickeln, was zu einer insgesamt schnelleren Iteration führen wird. (Denkbar etwa, dass aus dem Web3-Umfeld noch bevor dessen Dienste selbst in den Mainstream finden, neue UI- und UX-Paradigmen auf die klassischen Onlinedienste überspringen. Interessanter wird es natürlich nochmal bei der nicht kopierbaren Iteration der Geschäftsmodelle, also z.B. Eigentümerstrukturen der Unternehmen wie bei LooksRare.)

​Das ist der Knackpunkt des Ganzen:

It’s not about whether any particular platform is centralized, or who owns how much of what. It’s about the fact that the data is open, that builders and users have choice, and that they’ll choose the platforms that extract less and give them more ownership.

Dieser Text ist zuerst in Nexus 95: DNS4EU, Shopify+JD, Web3 -> Plattformwettbewerb, Faeser vs. Telegram, Microsoft+Activision am 21.01.2022 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zusätzlichem Newsletter, exklusiven Podcasts und einem Discord-Forum. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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