Dass wir dem, was im Internet passiert, die Echtheit absprechen, ist umso bemerkenswerter, als wir Kindern und Jugendlichen doch sonst, ganz im Gegenteil, vermitteln wollen, dass das Internet kein von der Welt abgekoppelter Raum ist und dass das, was sie online tun, offline Konsequenzen hat. Dass sie sich überlegen müssen, welche Fotos sie hochladen; oder dass ein verbaler Angriff in einem virtuellen Forum andere verletzen kann.
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Das findet an Orten statt, die sich der Kontrolle durch Erwachsene entziehen. Boyd erinnert daran, dass das immer schon so war. Früher verschwendeten die Jugendlichen ihre Zeit nicht in Chatrooms, sie lungerten in Einkaufspassagen oder auf Parkplätzen herum. Aber analog zur Stigmatisierung all dessen, was im Internet stattfindet, wird die vermeintlich reale Welt verklärt. Jeder Kinobesuch ist demnach dem Ansehen von Online-Videos unterlegen – das erste gilt als soziale Aktivität, das zweite bedeutet, egal wie intensiv der Austausch darüber in Foren oder Chats ist, die Gefahr der Vereinsamung.
Erstaunlich, dass solche grundlegenden und offensichtlichen Aussagen noch immer kommuniziert werden müssen, weil zum Beispiel sogar viele Wissenschaftler noch nicht in der Lage sind, diese Schlüsse zu ziehen und in ihre Aussagen und Studien-Designs einzubeziehen.
Stefan Niggemeier lässt auch den Medienforscher Jan Schmidt zu Wort kommen, der vermutet, dass die Trennung zwischen „wirklichem Leben“ und dem vermeintlich losgelösten Ort Internet nicht zuletzt von der starken Metapher des „Cyberspace“ herrührt.
[…] “Cyberspace” ist schuld – Stefan Niggemeier lässt Medienforscher Jan Schmidt zu Wort kommen, der vermutet, dass die Trennung zwischen “wirklichem Leben” und dem vermeintlich losgelösten Ort Internet nicht zuletzt von der starken Metapher des “Cyberspace” herrührt. […]