Om Malik hat eine interessante Beobachtung bezüglich des Amazon-E-Readers Kindle und dessen iPad-Applikation gemacht:
The day I first laid hands on Apple’s iPad I banished my Amazon Kindle to the back of the proverbial drawer. And yet, I have been spending, on average, about $10 every 3-5 days on Amazon’s site buying a book to read using the Kindle application on the iPad.
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This is a big advantage for Amazon, for as more people start living multidevice lifestyles, such cross-platform availability of content will increasingly become a big deal. Unlike Amazon’s Kindle store, iBooks is going to be limited to the iPad/iPhone platform — which is not good enough for me. I like the flexibility of the Kindle app, even if it offers books to me in somewhat of a less attractive format. In other words, Amazon should be thinking about Kindle as a platform that leverages other people’s hardware.
Mit Multihoming kann Amazon seinen Kunden etwas bieten, was Apple nicht bieten kann. Apple will schließlich seine iOS-Plattform stärken. Es wird iBooks also genau so wenig für Nicht-Apple-Produkte öffnen, wie es das mit itunes macht. (Palm zum Beispiel, das seine WebOS-Produkte an itunes andockte, wurde proaktiv von Apple immer wieder ausgesperrt.)
Gleichzeitig ist es für Apple nicht sinnvoll, Angebote wie Amazons- Kindle-Applikation auszuschliessen: Zwar würde das kurzfristig zur Stärkung von iBooks führen, aber langfristig würde es die iOS-Plattform schwächen. Wenn die Kindle-Applikation auf allen anderen Tablet-Plattformen verfügbar sein wird aber nicht auf iOS, würde das iOS schwächen. Besonders dann, wenn Apple jede Applikation ausschließen würde, die mit einem Apple-Produkt konkurriert und Multihoming über die Plattformen betreibt.
Apple muss also ein Stück weit damit leben, mit Amazon und anderen auf der eigenen Plattform zu konkurrieren.
Der Vorteil für Apple als Plattformprovider: Bessere Integration der eigenen Angebote in die Plattform selbst.
Der Nachteil: Kein Multihoming, sprich keine Bereitstellung der Angebote auf anderen Plattformen - die Plattformprovidersteuer. (Ähnliches Szenario bei Twitter: Twitters offizieller iPhone-Client wird aus den gleichen Gründen keine anderen Microblogging-Dienste oder ähnliche Angebote unterstützen, was den Client selbst in eine schwierige Konkurrenzsituation bringen wird.)
Natürlich hält Apple nichts davon ab, iBooks irgendwann auf Android- bzw. Chrome-Tablets oder WebOS-Tablets etc. anzubieten, aber mittelfristig ist das eher unwahrscheinlich.
Tatsächlich hängt das von der Marktentwicklung auf dem Tabletmarkt ab:
Szenario A: Hoher Marktanteil von iOS, geringe Fragmentierung. Apple kann sich auf iOS konzentrieren. Amazon Kindles Multihoming ist eine wünschenswerte Funktion, aber kein Muss für die Konsumenten.
Szenario B: Relativ hohe Fragmentierung des Tablet-Marktes mit verschiedenen Betriebssystemen: Multihoming wird von Konsumenten vorausgesetzt. Das bedeutet einen wesentlichen Nachteil für vertikal integrierte Plattformprovider wie Apple. Apple müsste dann iBooks etwa für Android und andere Tablet-OS bereitstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben. In etwa so, wie heute itunes für Windows bereitgestellt wird.
Warum würde in diesem Szenario Multihoming vorausgesetzt werden? Weil Tablets relativ günstig sein werden und bei hoher Fragmentierung die Konsumenten zwischen den OS-Varianten wechseln wollen, ohne ihre Medienbibliotheken zu verlieren.
Das Berliner Startup txtr verfolgt mit seiner iOS-Applikation und seinem (seit längerem) angekündigten E-Reader eine ähnliche Plattformstrategie wie Amazon, die entsprechend erfolgversprechend klingt. Auf txtr vom User hochgeladene oder direkt auf txtr bereitgestellte Inhalte sind auf der Website selbst, der iOS-Applikation und dem künftigen txtr-E-Reader, so er denn irgendwann kommt, abrufbar.