26. Jan. 2012 Lesezeit: 1 Min.

Wikipedia unterstützt Verletzung der Netzneutralität

So beginnt die Erosion der Netzneutralität. heise online:

In den kommenden Monaten schaltet der Mobilfunknetzbetreiber Orange in insgesamt 20 Ländern den Zugriff auf die mobilen Wikipedia-Seiten frei. Beim Abruf der Seiten fallen dann keine Datenübertragungskosten an.

Einzelnen Sites einen kostenfreien Zugriff zu erlauben, ist genau so eine Verletzung von Netzneutralität, wie für den Zugang zu trafficintensiven Sites, wie YouTube etwa, mehr zu Geld zu verlangen. Leider beschränkt man sich bei der Beschreibung von Netzneutralität immer auf letzteres Beispiel.

Der Mobilfunknetzanbieter Orange macht die mobile Wikipedia natürlich nicht aus Eigennutz kostenfrei:

Der Schritt ist nicht uneigennützig: "Die große Mehrheit unserer Kunden in Afrika nutzt Prepaid-Verträge und setzt SIM-Karten verschiedener Anbieter ein", erklärt Orange-Sprecher Yann Kandelman. "Mit der neuen Initiative wollen wir dazu beitragen, dass die Orange-Karte in Zukunft bevorzugt benutzt wird."

Es ist ausgesprochen bedauerlich, dass Wikipedia und Wikimedia mit Orange hierbei kooperieren. Auch wenn das Ziel nachvollziehbar ist, stellt sich doch die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt.

Es ist durchaus diskutierbar, ob in diesem Fall die Verletzung der Gleichbehandlung der Daten rechtfertigbar ist. Wenn das aber rechtfertigbar ist, wird die Netzneutralität selbst Verhandlungsmasse. Das heißt, man muss sich in diesem Fall schon entscheiden; statt zu ignorieren.

Wahrscheinlich wird diese Verletzung von leider noch nirgendwo gesetzlich festgeschriebener Netzneutralität aber erneut niemanden interessieren, denn es ist nicht das erste Mal, dass auf diese Weise einem einzelnen Webangebot Vorzüge eingeräumt werden, ohne dass das jemanden stört:

Auch Facebook bietet in vielen Ländern kostenfreie Zugriffe auf eine abgespeckte Version des sozialen Netzwerkes ('Facebook Zero') über kooperierende Mobilfunkanbieter an.

Seit der Bekanntgabe von Facebook Zero im Mai 2010 blieb ein Aufschrei in der Netzaktivistenszene aus. Unwahrscheinlich, dass nun ausgerechnet bei Wikipedia die Kritiker aufwachen werden.

Siehe auch:

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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